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Alt 21.10.2002, 18:00
Gast
 
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Standard niere raus...tumor raus....was nun?????

Lieber Murat,
ich finde es richtig und gut, daß Du einen Termin in Münster gemacht und bekommen hast. Wie ich mittlerweile in Erfahrung bringen konnte, ist Prof. Atzpodien mit an den Studien bzgl. der kombinierten Immun-Chemo beim metastasierten Nierenzellkarzinom beteiligt gewesen. Er ist sicherlich für Euch der richtige Ansprechpartner.
Ich kann Dir nicht sagen, ob die volle Dosis dieser Therapie auch bei dem Vorhandensein von Hirnmetastasen durchgeführt werden kann und sollte. Ich bin aber sicher, daß Dir diese Frage Prof. Atzpodien beantworten kann. Er ist, wie schon gesagt, unter anderen auch an den Studien, die zum Ergebnis dieser Therapie geführt haben, beteiligt gewesen.
Nun, wie sieht diese Therapie aus? Sollte Prof. Atzpodien der Meinung sein, daß die komb. Immun-Chemo für Deinen Vater in Betracht kommt, wird er sicherlich einen Therapieplan aufstellen. Dieser ist auf jeden einzelnen Patienten je nach Körpergewicht und m² Körperfläche genau berechnet. Sicherlich wird erst einmal in der Klinik dann die Verträglichkeit der Therapie bei Deinem Vater überwacht werden, d. h., man wird damit in der Klinik anfangen. Es ist eigentlich ungewöhnlich, daß man den Patienten während der gesamten Behandlungszeit stationär behält ( ist auch für den Patienten nicht schön und angenehm !). In der Regel wird der Patient nach ca. 1 bis 1 1/2 Wochen aus der Klinik entlassen, nachdem ihm oder Angehörigen beigebracht wurde, wie man diese Spritzen verabreicht ( ich hatte es da ein wenig einfacher, da ich Krankenschwester bin ). Ihr braucht aber keine Angst davor zu haben. Interferon und Interleukin werden mit ganz kurzen, dünnen Nadeln subcutan gespritzt, d. h. ins Unterhautfettgewebe ( Bauch oder Oberschenkel z.B. ) . Solltet Ihr selbst Euch das trotzdem nicht zutrauen, wird sicherlich nach Rücksprache der Hausarzt diese Injektionen durchführen können.
Ihr bekommt einen genauen Therapieplan mit, an den man sich auch uhrzeitmäßig halten muß und der auch sämtliche Bedarfsmedikamente wie Fiebersenkung etc. enthält. Dieser Therapieplan ist auch eine Richtlinie für den eventuell weiterbehandelnden Hausarzt. Die Infusion mit dem 5 FU wird intravenös verabreicht, das macht sowieso immer der Hausarzt, da hierzu ein Venenzugang gelegt werden muß.
Wie kommt der Patient damit zurecht? Mein Mann ist recht abgeschlagen, aber nicht bettlägerig. Man kann nicht davon ausgehen, wie Du schreibst, daß es ihm jetzt 8 Wochen total schlecht geht und er nur im Bett liegt. Aber es ist schon richtig, daß solche Temperaturen stressig für den Organismus sind. Vom medizinischen Standpunkt aus betrachtet, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt sagen, daß er recht gut mit der Therapie zurecht kommt. Natürlich ist es ihm nicht möglich, das gewohnte Alltagsleben wie üblich weiterzuführen. Stell Dir vor, wie es Dir geht, wenn Du eine starke Grippe hast, mit hohem Fieber, Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit.... Aber es ist ja auch immer ein Erholungstag zwischen den einzelnen Medikamentengaben. Wenn der Patient die Temperaturspitze ( bei uns ca. 6-8 Stunden nach der Spritze )erreicht hat und das Fieber wieder sinkt, fängt es langsam an, ihm besser zu gehen. Aber wie schon gesagt, die Nebenwirkungen sind auch bei jedem anders. Sicher sollte an den Injektionstagen engmaschiger Temperatur gemessen werden, um rechtzeitig mit der Fiebersenkung zu beginnen. ( Ich persönlich führe einen Beobachtungsbogen, auf dem ich Temperatur, Medikamentengabe, Flüssigkeitszufuhr und -Ausfuhr streng kontrolliere ) Spitzentemperatur meines Mannes war bislang 39,8 Grad. Wichtig ist in dieser Zeit auch ausreichend Flüssigkeitszufuhr: Dein Vater MUSS unter dieser Therapie mindestens 2-3 Liter trinken pro Tag!
Ich hoffe, daß Ihr bei Prof. Atzpodien gut zurecht kommt. Er wird wissen, was bei Deinem Vater getan werden sollte. Auf jeden Fall ist es nicht korrekt, mit der Therapie zu warten, bis es Deinem Vater schlechter geht ( wie Euch Euer Hausarzt mitgeteilt hat ), denn aufgrund der Nebenwirkungen ist ein guter Allgemeinzustand des Patienten Grundvoraussetzung!
Wäre schön, wenn Du mich auf dem Laufenden halten würdest.
Alles Gute für Euch,
Ulrike
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