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Alt 30.01.2006, 17:32
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kleiner Bär kleiner Bär ist offline
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Registriert seit: 27.01.2006
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Standard AW: Wie kann ich meinem Vater helfen?

Hallo Molly, Hallo Jutta!

Danke für Eure Antwort. Ich denke, ihr habt recht - wir müssen meinen Vater fragen, was er braucht. Es wird wohl nicht leicht sein, direkt mit ihm über seine Bedürfnisse zu reden, denn er hat immer versucht, "bedürfnislos" zu erscheinen - v.a. uns Kindern gegenüber. Aber über die organisatorischen Fragen könnten wir ihn vielleicht zum Reden bringen. Ihm sind praktische Angelegenheiten immer leichter gefallen, als über Gefühle sprechen zu müssen. Ich glaube, die größte Angst, die er zur Zeit hat, ist, dass er durch die Gehirnmetastasen irgendwann nicht mehr ganz klar im Kopf ist. Leider fällt mir nicht ein, wie man in in diesem Punkt beruhigen kann - außer ihm zu versichern, dass wir ihn immer so in Erinnerung behalten werden, wie er vorher war.

Insgesamt ging es ihm am WE besser - durch das Cortisonpräparat, das seine Übelkeit dämpft. Dadurch kann er wieder etwas besser essen. Am Sonntag saß er ganz glücklich am Frühstückstisch und erklärte "Das ist schon meine dritte Tasse Tee!" (Dass er seinen Schwarztee nicht trinken konnte, so lange, hat ihn wirklich gestört.) Aber zwischen diesen kurzen Phasen des Aufblühens sind auch solche, wo er ganz offen vom Sterben spricht, und davon, dass er nicht reanimiert werden will, wenn es soweit ist. Es fällt mir, um ehrlich zu sein, etwas schwer, mich auf die wechselnden Stimmungen einzustellen - v.a. wei ich nie weiß, welche gerade zu erwarten ist, wenn ich ihn anspreche.

Heute morgen hat die Therapie begonnen. Wie sie wirkt, das muss die Zeit zeigen. Am Telefon wirkte er etwas erschöpft, meinte aber, das käme von dem Cortison, das putsche ihn so auf, dass er die Nacht über nicht richtig geschlafen hätte. Vielleicht sehen wir ihn heute Abend - er wollte das davon abhängig machen, wie es ihm geht. Ich hoffe das Beste und versuche mich von Tag zu Tag weiterzuhangeln. Irgendwie hoffe ich immer noch ein bisschen, dass ich aus diesem Albtraum gleich aufwache...

Gruß

Euer kleiner Bär
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"Wenn die Strömung gegen dich ist und du am Ende deiner Kräfte bist, hör auf zu denken, hör auf zu sehen und zu hören, hör meinetwegen auch auf zu hoffen, aber hör niemals auf zu atmen und zu schwimmen!"
(Jörg Kastner)
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