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Alt 29.06.2007, 16:34
Sybilles Sybilles ist offline
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Standard AW: Für Claudia und Junie

Hallo Ihr Lieben

Claudia ist nicht mehr in der Lage zu telefonieren. Es geht ihr sehr sehr schlecht. Junie hat mir gestern wg. meines Ergebnisses noch eine eMail mit den Neuigkeiten von Claudia geschickt.
Die beiden machen sich Sorgen wegen mir. Das sollen ihr aber nicht, mach ich ja auch nicht. Noch ist nichts raus.

Ich hänge Auszüge der eMail an.

Liebe Claudia, lieber Junie. Es bleibt mir immer nur zu wünschen, dass ihr eine gute Nacht und morgen einen erträglichen Tag haben werdet .

Nachricht von Junie:

Nachts hatte ich einen Depri-Flash vom Feinsten. Mir war alles zuviel und ich wollte partout nicht mehr. Wegen der Schmerzen in der Speiseröhre musste ich mir mehrere Zusatzportionen Morphin holen und die ganze Umständlichkeit, dass man für alles und jedes auf die Hilfe der Schwestern, der Ärzte und Junie angewiesen ist, haben mich massiv runter gedrückt. Man fühlt sich so entsetzlich hilflos und manchmal auch allen anderen lästig. Außerdem konnte die Zusammensetzung des Inhalts der Schmerzpumpe noch nicht geändert werden und weil ich auf das Zeug so entsetzlich müde und down werde, hab ich halt mit dem Extraschuss immer gewartet, bis es schon fast zu spät war und die Schmerzen schon heftig angeklopft hatten. Das war wirklich keine schöne Nacht.

Heute früh war um 3/4 8 schon CT angesagt. Wir waren spät dran und mussten ungewaschen dorthin. Man hatte mich bei der CT-Abteilung mit dem Bett im Gang abgestellt - nicht schlimm, geht halt dort nicht anders - und um 1/2 10 bin ich dran gekommen. Die ganze Prozedur mit Rausheben aus dem Bett und ab auf die CT-Pritsche war wieder schmerzhaft und nervenaufreibend. Alle sind wirklich unheimlich nett und hilfsbereit aber meine Nerven liegen halt manchmal blank. Wie hats die CT-Schwester so treffend ausgedrückt. "Der Mensch ist nur begrenzt leidensfähigkeit und irgendwann ist der Punkt erreicht, wo man Schmerzen auch aushalten will und kann". STIMMT.

Zurück auf Station war dann die Lymphtherapeutin da und während der Behandlung ist unser Dr. Schulze reingekommen und hat mir eröffnet, dass er einzelne Blutwerte nochmals nachkontrollieren hat lassen. Dabei ist heraus gekommen, dass meine Schilddrüse nicht mehr funktioniert. Dr. Schulze hat dann sofort ein entsprechendes Medikament geholt. Die Depressionen, meine Abgeschlagenheit und Müdigkeit, auch ein Teil der Darmträgheit: alles möglicherweise von der Schilddrüse verursacht. In Zusammenhang mit der Schilddrüse gibts auch eine Fehlfunktion der Hypophyse, die ein Ungleichgewicht beim Natrium-/ Kaliumhaushalt verursacht. Auch daher kann mein ständiges Halb-Weggetreten-Sein kommen. Ich nehme jetzt seit heut früh die Medikamente. Heut abend hab ich dann Herzrasen und Atemnot bekommen. Die Frau Dr. Dietzel ist dann gekommen und hat gesagt, sie wolle ein Buch über mich schreiben. Denn dies seien unerwünschte Nebenwirkungen des Schilddrüsenmedikaments und wenns bei einem Patienten Nebenwirkungen gibt, dann bei mir. Hab gleich was dagegen bekommen und so langsam normalisiert sich mein Zustand wieder.

Dr. Schulze hat sich die CT-Bilder angeschaut und hat Verdickungen in der Speiseröhre gesehen. Werden wohl Metas sein. Auch in der Schilddrüse und der Lunge könnte sich da wieder was tun. Aber er will erst dann mit mir ein weiteres Vorgehen besprechen, wenn der Befund von der Radiologie da ist. Wenn es Metas in der Speiseröhre sind, ist es immer möglich, die zu bestrahlen um Schmerzlinderung zu erreichen. Ich weiß wirklich nicht, ob ich mich darauf einlassen kann. Allerdings meint der Arzt jetzt, dass sich meine Lebenserwartung doch als länger - vielleicht ein Monat - darstellt :O(((((, weil ja das Problem mit dem Darm weg ist. Und da rentiert sich dann vielleicht eine Bestrahlung ja doch. Ich weiß wirklich nicht was ich machen soll.

Die Kranken- und Lymphtherapeuten sollen meine Mobilität wieder erhöhen, dass ich vielleicht wieder in den Rollstuhl kann. Das würde meinen Rücken schon arg entlasten.

Heut Nachmittag hat mir Dr.Schulze einen Venenkatheder gelegt. Der führt von der Armbeuge bis zum Herzen und kann lange liegen ohne dass er Beschwerden verursacht. Über diesen Venenkatheder bekomm ich jetzt Aminosäuren als Eiweißbausteine damit sich mein Eiweißhaushalt wieder normalisiert. Alles Versuche meine Lebensqualität zu steigern. Aber ich will doch eigentlich nicht mehr. Ich bin im Reinen mit Allem und bereit zu gehen. Ich denk ,das wird mir alles zu viel.

Zu dem kommt, dass ich auch Infusionen zur Anregung der Nierentätigkeit bekomme. Daraus folgt, dass ich alle 5 Minuten auf den Schieber muss. Oftmals bleibe ich mit dem Hintern auf derm Rand des Schiebers kleben, so dass beim Rausziehen Urin aufs Betttuch verschüttet wird. Das ist mit dermaßen unangenehm, wenn alles so stinkt. Ich kann zum Bettwäsche wechseln ja nicht aus dem Bett und die Schwestern sind leider oft derart gedankenlos, dass sie mir doch wieder in die Ödeme an den Füßen oder in die Nähe des Bauchnabels fassen. So hat Junie gestern ganz alleine die gesamte Bettwäsche mit mir im Bett drin gewechselt. Das hat mal ganz am Anfang eine sehr liebe Schwester mit mir gemacht aber die hat das gelernt und Junie ist durch seine OP ja doch noch ordentlich gehandicapt. Du kannst Dir vorstellen, wie fertig er danach war........... Jedenfalls lieg ich jetzt wieder frisch gewaschen und sauber in einem ordentlich gemachtem Bett :O).

Mal sehen, was der morgige Tag so bringt. Ich hoffe nur, keine Verlängerung der Lebenszeit. Ich mag echt nicht mehr.
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Liebe Grüße

Sybille