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Alt 06.07.2006, 14:54
stp63 stp63 ist offline
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Standard AW: extragonadaler keimzellentumor

Hallo Elke,
ja, in der Regel, so meine Erkenntnisse, ist bei diesem Krebs insbesondere das Cisplatin der Wirkstoff, dem bei der Bekämpfung des Krebes die meiste Bedeutung beigemessen wird. Wenn Cisplatin nicht anschlägt, ist es ganz schlecht. Walter hat nach 4 Runden PEB (P steht für Platin) und nach der danach erfolgten Resttumoroperation noch 2 Runden PEI bekommen. Bleomyzin (B) hat man dann weggelassen und durch Ifosfamid (I) ersetzt, weil B in Mengen lungenschädigend sein kann.
Die Chemotherapie ist auch hart, weil der Patient an 4-5 Tagen nonstop Chemo in größerer Menge bekommt. Jedenfalls war Walter für die in 3-Wochen Abständen vorgesehenen Zyklen immer stationär im Krankenhaus. Aber die Hochdosischemo ist die heftigste Therapie. Walter hat die 6-fache Dosis an Zytostatika in 4 Tagen erhalten, als in den Zyklen davor. Und das haut das Blutbild in Grund und Boden und man ist innerhalb kürzester Zeit in der sogenannten Aplasie, hochgradig infektgefährdet, weil das Immunsystem komplett kaputt ist (Leukos gegen Null). In der Zeit darf möglichst nichts passieren.
Die Nebenwirkungen sind schrecklich und damit diese Zeit der Aplasie, in dem der Betroffene stark infektgefährdet ist, sich deutlich verkürzt, sammelt man vorher Stammzellen, gibt die nach der Chemo wieder ins Blut. Wir waren wirklich auf einiges vorbereitet, als man mit dieser Therapie bei Walter begonnen hat, aber wir haben es uns nicht so schlimm vorgestellt. Wir haben nicht darüber geredet, aber ich glaube, selbst wenn man bei Walter nochmal eine solche Therapie machen könnte, weil Stammzellen zur Verfügung stünden, würde er diese Therapie womöglich nicht mehr machen. Dabei waren ja glücklich, dass diese Therapie überhaupt gemacht werden konnte, denn - wie bereits geschrieben - war die Sammlung der Stammzellen mehr als schwierig. Deswegen finde ich es gut, wenn man deinem Mann jetzt schon im Vorfeld Stammzellen entnimmt, diese einfriert und später mal evtl. - was wir nicht hoffen wollen - verfügbar sind.
Wünschte, man hätte das bei Walter auch so gemacht.
Aber .. hätte, wenn und aber...
Mich plagen solche Gedanken und Fragen ständig und unablässig, dabei weiß ich, dass das Rad eben nicht mehr zurück zu drehen ist.

Ich möchte auch nicht an den Tod denken, Sandra. Nein, wahrhaftig nicht. Und wir hoffen und sind auch zuversichtlich, dass wir noch viele Jahre gemeinsam verbringen dürfen. Mit 57 Jahren ist Walter kein alter Mann, der sein Leben gelebt hat.
Aber es bleibt nicht aus, dass ich mich - je häufiger und schneller die Rückschläge und damit die Enttäuschungen - immer öfter dabei ertappe, dass ich darüber nachdenke: was wenn es noch schlimmer kommt.
Ich kämpfe gegen diese unguten, weil negativen Gedanken, ärgere mich, dass ich sie zulasse und sie nicht verdrängen kann, oft jedenfalls nicht. Aber soll man diese Gedanken verdrängen? Ja, es ist gut, dass wir nicht wissen, wie es kommt, welches Schicksal uns noch bevorsteht. Ich bin wirklich ein sehr froh gelaunter, lebensbejahender und optimistischer Mensch - gewesen? - . Nein, im Grunde bin ich es auch heute noch. Ein paar Risse und Sprünge hat es gegeben, - kann Wichtiges und Unwichtiges jetzt noch viel besser auseinanderhalten und meine Energie besser einteilen. Vielleicht lache ich auch nicht mehr ganz so oft wie früher, bin ernster und nachdenklicher geworden.

Schlimm, was du von Sascha zu berichten hast. Auch bei Walter haben sich die Tumore schnell in der Leber verteilt, einfach ein heimtückischer Krebs, - den man, liebe Elke, gut bekämpfen kann. Viele die es schaffen, so denke ich, teilen sich hier scheinbar nicht mit, was schade ist, denn das wäre wichtig.
Immerhin - so nach allen meinen Recherchen -stimmt es, dass der Hodenkrebs zu den Krebsarten zählt, die am besten therapierbar sind. Leider halt nicht zu 100 %, dann bräuchten wir uns keine Gedanken machen und Sascha wäre noch am Leben.
Jetzt bin ich wieder traurig.

Lasst es euch gut gehen und bleiben wir in Kontakt?!

Gruß von Stephanie

Liebe Mana, ich denke an dich und hoffe auf ein Wunder für euch!
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