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Alt 02.11.2015, 03:22
cancer-guerilla cancer-guerilla ist offline
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Standard Späterkennung von Krebs. Normal? Was können wir dagegen tun?

Hallo.

Ich will nicht viele Worte verlieren. Ich bin 37 und bin zwei mal (das zweite mal war es wahrscheinlich die Folge der Strahlenbehandlung vom ersten mal) im Leben an Krebsarten erkrankt, die unproblematisch heilbar sind wenn man sie nicht zu spät entdeckt. Dadurch, dass die Ärzte jedoch sich überboten in Fehldiagnosen (Zyste, Entzündung etc.) lief ich beidemale über Monate bis Jahre damit rum und als endlich ein fähiger Arzt raufschaute war die Aufregung groß und intensive (und natürlich auch teure...) Behandlung notwendig.

Inzwischen glaube ich nicht mehr, dass ich ein Einzelfall bin. Was ich vor allem bei meinem letzten Klinikaufenthalt so gehört hab lässt mich stark am System zweifeln. Sei es der Mann der zum Hautarzt aufm Lande geht mit weißem Hautkrebs, dem gesagt wird "Muss nichts gemacht werden" und dem jetzt einige Jahre später das halbe Gesicht operiert werden muss weil es größer geworden ist. Oder die typischen Fälle, dass jemand mit Magenbeschwerden Monate rumläuft, auch zum Arzt geht, und "plötzlich", viele Monate später, ist es Magenkrebs.

Besonders die Erklärung warum es keine Krebsvorsorge bei Kindern und Jugendlichen gibt verwundert mich doch sehr: Im Internet habe ich gelesen bei Kindern und Jugendlichen ist das nicht sinnvoll weil "Krebs bei Kindern und Jugendlichen schnell wächst". Ok, klingt irgendwie plausibel, aber führt in der Praxis dann wohl dazu, dass Jugendliche Krebskranke keine Chance haben, dass ihr schnellwachsender Krebs in einem frühen Stadium erkannt wird.

Warum ich das alles schreibe?

Keine Ahnung, aber mich würde interessieren ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt, ob es hier überhaupt Leute gibt die sagen würden "Bei mir hat alles funktioniert und der Krebs ist rechtzeitig erkannt wurden".

Was mich fertig macht:

Nach der Diagnose haben sich im Krankenhaus allerhand Leute von Krebshilfeorganisationen gemeldet. Psychologen, Sozialarbeiter. Ich will nicht unfreundlich sein, aber ich bin ganz ehrlich: Das einzige was ich denen immer wieder zu sagen hatte war: "So Leute wie euch hätte ich vor drei Jahren gebraucht, damit ihr mich zur richtigen Klinik schickt! Jetzt ist es ein bischen spät."

Warum gibt es kein funktionierendes System Krebs (vor allem Krebs der untypisch und unwahrscheinlich ist) zu erkennen? Bei Prostata und Brustkrebs wird sich inzwischen beschwert, dass zu früh operiert wird wegen der Vorsorgeuntersuchungen, und andere, vor allem junge Patienten, laufen damit Jahrelang rum. Und warum regt sich da niemand drüber auf? Ist es so, dass jeder individuell nur an sich denkt und froh ist wenn er es schafft?

Was müsste eurer Meinung nach anders laufen? Bessere Vernetzung der Ärzte? Oder müssen sich die Patienten selber vernetzen? Bei Facebook gibt es einige interessante Gruppen, meist von Nutzern aus den USA, wo sich Betroffene Tipps geben und Erfahrungen teilen (unter anderem habe ich dort erfahren, dass ich bei weitem nicht der einzige bin bei dem die Feinnadelbiopsien meist falsche Ergebnisse fabrizierten).

Ich spreche nicht von frühester Frühdiagnose von klitzekleinen Zellen. Mir, und ich glaube auch vielen anderen, würde es einfach schon reichen wenn Krebs ganz normal erkannt wird. Wenn jemand mit nem gut zu behandelnden Basaliom zum Arzt geht, dann sollte das meiner Meinung nach möglich sein, dass das erkannt wird, die Behandlung in die Wege geleitet wird und nicht jahrelang das Ding, quasi unter ärztlicher Beobachtung, wächst und jetzt Mega-OPs (wie bei dem Mann) nötig sind. Was muss eurer Meinung nach getan werden damit das erreicht wird? Oder soll man das als Schicksal hinnehmen, dass zum Beispiel Jugendliche, die ja bekanntlich anderes zu tun haben als ständig zum Arzt zu rennen, monatelang mit Krebs rumrennen weil es keine Vorsorgeuntersuchung in dem Alter gibt und man es bei ihnen nicht vermutet?

Sorry für den langen Text und die schwammigen Fragestellungen, aber vielleicht könnt ihr ja was damit anfangen...
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