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Alt 04.10.2004, 11:41
Gast
 
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Standard Die dümmsten Sprüche (zum dranhängen)

Hallo, alle zusammen,

einfach köstlich hier, aber auch irgendwie manchmal traurig. Wenn man mal vorne anfängt zu lesen, findet man einiges bei sich wieder. Aber hier nun mal was von mir.

Ein Freund unserer Familie:
Ich liege nach der Chemo auf der Couch, bin fertig, nichts will ich essen, von nichts was hören, mir geht es einfach nur schlecht. Ein Freund von uns ruft an, traut sich nicht mich besuchen zu kommen (könnte ja schon ne Glatze haben!?), will mich aber dennoch "aufmuntern".
Er: Na, jetzt kannst Du Dich aber nicht so hängen lassen, schau mal draußen ist doch so tolles Wetter; setz Dich doch jetzt in Dein Cabrio und genieße das tolle Wetter und mach eine Fahrt ins Grüne ! AAAAAAAAAHHHHHHHHH!!!!!!)

Meine Schwester:
Ich bin voll in meiner Chemostresswoche und muß Neupogen spritzen. Sie fragt, wie es mir geht. Ich erzähle von meinem Leid und natürlich den schrecklichen Knochenschmerzen und der Abgeschlagenheit. Sie: Ja, ja, das kenne ich oder was meinst Du denn wie es mir nach dem Tennis spielen geht ? (ooooooohhhhhhhhhhhhhhh neeeeiiiiiinnnn, das kann doch nicht wahr sein !)

Meine Schwester und meine Mutter besuchen mich, mittlerweile habe ich schon keine Haare mehr, trage aber meinen Turban. Sie unterhalten sich über eine Frau aus unserer Stadt, die nach einem Gehirntumor öffentlich mit Glatze rumläuft und zu einer Veranstaltung ihrer Kinder dann auch noch mit Mundschutz gekommen ist:
Meine Mutter zu meiner Schwester: Also nein, so rumzulaufen und da hat sich doch tatsächlich noch jemand neben sie gesessen, also ich hätte da Berührungsschwierigkeiten, ich hätte das nicht gekonnt, Du ? Meine Schwester hat es natürlich verneint. (ähm, wie bitte ??????????)

Ein Arbeitskollege meines Mannes; die Kollegen wissen alle nichts von meiner Ablatio, aber von meiner Erkrankung. Der besagte Typ hat 3 Kinder, schläft nach "eigenen Angaben" jeden Tag mehrmals mit seiner Frau und ist auch Abenteuern nicht abgeneigt. Er: Was hat Deine Frau, Brustkrebs ? Also neee, so was käme mir gar nicht in die Tüte, was soll ich denn mit einer halben Frau ? (GGGGRRRRRRRRRRRRRRRRR !!!!!!!)

Aber hier der absolute Obergau unserer Ärzteschaft:
Ich bin im Krankenhaus, habe die Diagnose und das Behandlungschema erfahren, stehe irgendwie neben mir, aber auch noch am Anfang. Was passiert zuerst, ja natürlich, Chemo, schrecklich, werde ich sie vertragen ? Die Haare werden ausfallen. Das war für mich das erste Problem...Beim nachfolgenden Gespräch mit einem der Ärzte fragte ich natürlich, ob die Haare auch wirklich ausfallen (was wollte ICH denn hören ?) und wie lange es dauern würde. Er war wohl von diesem Gespräch ziemlich angenervt und sagte: Das wäre doch wohl jetzt nebensächlich, ob ich die Haare verliere, die wachsen ja nach, ich soll doch jetzt lieber an meine verlorene Brust denken, die wächst ja wohl nicht mehr nach (UFF, Volltreffer 100 Punkte) !

Von unserer Familie, Freunden usw. werden wir oft unbewußt verletzt, aber ich denke, sie können es sich einfach nicht vorstellen, wie es uns geht und wie wir fühlen, wie denn auch ???

Von unseren Ärzten könnten wir da mehr Einfühlungsvermögen erwarten, immerhin gehe ich davon aus, dass diese auch psychoonkologisch geschult werden, sollte man annehmen, ist aber leider oft nicht der Fall.

Viel Mut und Kraft wünsche ich Euch allen....

Eure Anke !