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Alt 19.03.2014, 21:01
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Mutter seit 2 Monaten tot und Vater hat schon eine neue

Hallo K.,

du stellst genau die richtige Frage. In meinem Posting wollte ich die Sichtweise eines Vaters darstellen. Die Qualität einer Vater-Tochter-Beziehung (oder generell Eltern-Kind) lebt, wie jede andere auch, jedoch nicht von Erwartungen, sondern vielmehr vom Dialog.

Um einen vernünftigen Dialog zu führen, sollte man jedoch die Erwartungen und Sichtweise des Anderen kennen. Wenn nicht, so sollte man fragen und zuhören. Ein vernünftiger Dialog heißt jedoch auch: er muss erstens von beiden Seiten geführt werden und das Ergebnis ist zweitens sehr häufig ein Kompromiss. Ist eine Einigung, wie auch immer, nicht möglich, so sollte das Minimum in der Akzeptanz liegen.

Was meine Tochter damit sagen wollte, war ganz einfach: "Lass mir Zeit. Ich könnte es noch nicht ertragen, sie jetzt kennen zu lernen. Später, ja." Das war eine Grenze für sie, die ich nicht überschreiten durfte (und auch nicht wollte), ohne sie zu verletzen. Meine Töchter (ich habe 2) hatten ihre Mutter verloren, da kann man als Vater doch nicht einfach so mit einer Freundin reinplatzen: hier ist sie und ihr müsst ... was auch immer.

Es hat ihr in dem Moment weh getan, als ich erzählte. Das weiß ich. Doch dann stellte sie auch Fragen und bekam ehrliche Antworten. Es kommt halt immer vor allem darauf an, wie man miteinander redet. Was auch noch ganz wichtig ist: Vertrauen. Unterm anderem auch das Vertrauen in die andere Person, dass diese das Gesagte verkraften kann. Das sollte man vorher abschätzen und nicht voraussetzen. Fingerspitzengefühl ist gefragt.

Auch und vor allem als Vater. Kinder sind nicht nur Kinder (vor allem, jedoch nicht nur, wenn sie bereits erwachsen sind) sondern auch Menschen, die ihre ganz eigenen Gefühle und Gedanken haben. Ich selbst habe bei meinen Kindern in dieser Situation Gedanken und Gefühle entdeckt, von welchen ich vorher kaum eine Ahnung hatte. Kinder (auch die erwachsenen) sehen die Welt oft in vielen Dingen aus ganz anderer Perspektive. Erst recht im Trauerfall bedarf es der Einsicht, dass, obwohl Splitterherz und ihr Vater um den gleichen Menschen trauern, ihre Trauer trotzdem jeweils eine ganz andere ist.

Ganz wichtig ist auch: war man vorher Vater/Mutter oder Mama/Papa? Ein Tochter/Sohn-Vater/Mutter-Verhältnis wird nicht zwangsläufig dadurch besser, dass die Mutter/Ehefrau/der Ehemann gestorben ist. Die Charaktere der Menschen sind entscheidend und Vertrauen und Liebe zu den Eltern sollte man als Mutter oder Vater auch pflanzen. Da ist nichts 'zwangsläufig', kein 'Muss'!

Miteinander reden. Nicht jeder für sich.


Liebe Grüße,

Helmut


PS: Nein, ich habe nicht gedrängt. Irgendwann später kam es in gegenseitigem Einverständnis zu einer Begegnung. Es war gut so, genau richtig.
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Geändert von HelmutL (19.03.2014 um 21:08 Uhr) Grund: was vergessen ... PS
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