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Alt 11.07.2009, 18:23
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Dynasti Dynasti ist offline
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Registriert seit: 30.06.2009
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Standard AW: Man spricht nicht mehr von Jahren...

Liebe Alexa,

danke für deine Worte! Ich sehe das wie Mausi, mein Vater versucht auch uns so wenig zu belasten wie möglich und viel mit sich selber aus zu machen. Und es ist unheimlich schwer einen guten Mittelweg zu finden, zwischen jemanden beiseite zu stehen und ihn nicht mit hilfe und ratschlägen zu erdrücken. Das wichtigste ist, dass du jetzt bei ihr bist und ihr das Gefühl gibst das sie geliebt wird und sie in ruhe gehen kann. Einen Menschen zu begleiten der sich bewusst ist das er sterben muss fordert viel kraft und stärke. Dieses liebe Alexa beweist du gerade und dafür wird dir deine Mum sehr dankbar sein.
Eine enge Freundin der Familie ist vor 3 Monaten auch an Krebs verstorben. Sie hat weder mit ihrer Familie noch ihren Freunden über ihre Krankheit oder den Tod gesprochen um diese nicht zu belasten. Der einzige dem sie sich damals anvertraut hat war mein Vater. Mit ihm hat sie über den Krebs gesprochen, über ihre Ängste, ihren Glauben an Gott und über ihre Hoffnungen. Zum Ende war sie nicht mehr Herr ihrer Sinne und stand unter so starker Medikation, dass sie nichts mehr mit bekommen hat. Das erstaunliche jedoch ist, als meine Mutter und eine andere Freundin bei ihr im Hospiz waren, sagten die Ärzte: "Fahren sie ruhig nach hause, gehen duschen und essen etwas. Es wird noch einige Stunden dauern bis sie geht." ...10 Minuten nachdem die beiden weg waren ist sie mit meinem Papa alleine eingeschlafen. Ich glaube daher das die Menschen auch wenn sie es nicht mehr ausdrücken können, sehr wohl entscheiden wann sie gehen und wer in diesem Moment bei Ihnen sein soll und auch genau spüren was um sie herum geschieht. Ich glaube sie hat sich so entschieden um es meiner Mum und der anderen Freundin nicht so schwer zu machen.
Ich hoffe sehr das es unseren lieben vergönnt ist diese Entscheidung zu treffen und zu spüren wie sehr wir sie lieben. Und ich wünsche dir alle Kraft der Welt, diesen schwersten Moment durchzustehen.

Liebe Mausi,

schön das du deiner Mama ein wenig Kraft geben konntest und ich glaube ihr werdet diese Moment noch sehr oft haben. Manchmal tut es gut auch nur jemanden zu haben der einem die Hand hält ohne etwas dabei zu sagen.
Zu deinen Fragen: Ich habe einen älteren Bruder, er ist 32. Aber er kann mit dieser Situation nicht umgehen und ist sehr selten zuhause. Ich werde ihm aber demnächst nochmal ins gewissen reden und ihm sagen das auch er die letzten Wochen oder Monate nutzen sollte und muss. Ich wohne seit April wieder bei meinen Eltern weil ich mein Studium beendet hatte und auf Arbeitssuche bin. Leider war es mir bisher nicht vergönnt eine Stelle zu finden, nun glaube ich das es einfach so sein soll! Manchmal kann ich sehr erwachsen sein aber ich bin nicht immer so das treibt sogar einige fast zum wahnsinn hihi aber ich habe mich viel mit dem Thema auseinander gesetzt und zwinge mich dazu stark zu sein um meiner Familie Kraft zu geben. Mir fällt es nicht leicht und ich glaube wenn alles vorbei ist breche ich auch sicher zusammen aber jetzt in diesen Wochen hoffentlich Monaten tue ich das alles für meinen Papa und da entwickelt man Kräfte von denen man nie gedacht hätte das sie in einem schlummern!

Heute waren wir bei meiner Oma, sie sagte zu mir: "Wenn ich könnte ich würde ihm alles abnehmen. Ich habe doch mein leben schon gelebt". In diesem Moment konnte ich dann einfach auch nicht mehr an mich halten, aber das ist auch ok.
Ein paar passende zeilen die uns alle ein wenig Kraft schenken sollen:

Wenn die Kraft zu Ende geht
ist Erlösung Gnade.
Alles hat seine Zeit,
die Zeit der Liebe,
der Freude und des Glücks,
die Zeit der Sorgen und des Leids.
Wenn es vorbei ist, bleibt die Liebe!

Liebe Grüße
Dyni
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Es sind die Starken, die unter Tränen lachen, eigene Sorgen verbergen und andere glücklich machen.

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Mein Mentor, mein Freund, mein Vorbild, mein geliebter Papa am 31.7.2009 in den Armen seiner Familie eingeschlafen.
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