Einzelnen Beitrag anzeigen
  #12  
Alt 14.03.2007, 22:49
Manzi Manzi ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.12.2006
Ort: Neu Isenburg
Beiträge: 49
Standard AW: Meine Mutter hat Lungenkrebs bitte HELFT uns!!!

Hallo Michael,

dass die heute mit der Chemo noch nicht anfangen konnten und Ihr immer noch nicht den Befund der Szintigraphie habt, ist am Anfang beim und nach dem Staging und vor der ersten Therapie leider fast schon Normalzustand. Wir nehmen solche Verzögerungen auch subjektiv als gravierender wahr, als sie sind, weil wir ungeduldig werden (kein Wunder nach der Diagnose). Aber keine Sorge, auf einen oder ein paar Tage kommt es wirklich nicht an. Wichtiger ist, dass die Start-Basis stimmt (z.B. Laborwerte), denn die Chemo ist eine ungeheure körperliche Belastung, während derer das gesamte Immunsystem samt Stoffwechsel noch genug gebeutelt werden.

Zum Thema Natrium hat Dir Astrid ja schon mitgeteilt, wozu es gut ist. Wir sind hier alle keine Ärzte, sondern können größtenteils auch nur das weitergeben, was wir aus eigenen Erfahrungen oder aus dem Internet kennen. Vielleicht noch ergänzend: Natrium gehört zu den Elektrolyten, und die können - auch kurzfristig - substituiert (d.h. von außen dem Körper zugeführt) werden. Genau das bekommt Deine Mama ja auch gerade mit den 500 ml NaCl mit dem Ziel, dass der Stoffwechsel zu Beginn der Chemo erst mal im Lot ist. Falls Elektrolyte (dazu gehören Natrium, Kalium, Kalzium, Glukose, Albumin u.v.m.) während der Chemo abstürzen, kann das gut mit substituierenden Infusionen aufgefangen werden.

In den (durchschnittlich drei Wochen dauernden) Chemopausen zwischen den Zyklen muss Deine Mutter sowieso zweimal wöchentlich zur Blutkontrolle. Die Werte, die dann wirklich wichtig sind, betreffen das Immunsystem und den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin). Das sind alles Zellen, die sich schnell erneuern. Und weil Krebszellen an genau dem Punkt angegriffen werden, wo sie sich schnell erneuern, haut das dann leider auch auf die "normale" Zellentwicklung. Deswegen fallen ja auch die Haare aus, weil die Zellen in den Haarwurzeln einen beschleunigten Zellstoffwechsel haben (sonst wären wir alle ja nach der Geburt schon komplett zugewachsen) - leider aber eben auch die körpereigenen Immunzellen, die ja ohnehin schon täglich als Firewall und Virenscanner fungieren und daher schnell in Frührente gehen (Würde der Arbeitsmarkt so funktionieren, wäre die Arbeitslosenquote nahe Null ).

Deswegen dann die häufigen Blutkontrollen - da wird Euch der Arzt, bei dem Ihr die machen lasst, aber auch rechtzeitig drauf hinweisen. Überhaupt braucht Ihr - neben der Klinik - einen wirklich guten Hausarzt oder ambulanten Onkologen. Einen, dem Ihr vertrauen könnt und den Ihr auch alles fragen könnt. (Bei meinen Eltern funktioniert das inzwischen wirklich gut: Der Doc kommt morgens ins Haus, nimmt das Blut mit, nachmittags ruft er an mit den wichtigsten Werten und faxt auch gleich die kompletten Laborergebnisse an meinen Pa, wusch!). Am Telefon hört sich das dann für Laien sehr komisch an. Da ist von "Leukos", Eris", "Thrombos" und "Hb" die Rede, und alle verstehen kopfnickend, was gemeint ist. Das bedeutet nix weiter, als dass Ihr dann hämatologische Werte wie Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Erithrozyten (rote Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen, die für die Blutgerinnung wichtig sind), Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) u.a. im Auge behalten müsst. Das wird aber Eurem ambulant behandelnden Arzt im jeweiligen Entlassungsschreiben genau mitgeteilt. Keine Angst, die Eminenzen riskieren (meistens) nichts, da gibt es Standards! Trotzdem gut, als Patient auf dem Laufenden zu sein - das gibt etwas mehr Sicherheit!

Wenn Deine Mutter und Du Euch neben den ausführlichen Arztgesprächen (die übrigens auch ein Internet-Forum keinesfalls ersetzen kann) für die einzelnen Laborwerte interessiert, dann hat z.B. die AOK da ein ganz nettes Tool entwickelt. Dafür braucht Ihr allerdings eine Kopie der Laborwerte. Dort kann man die einzelnen Werte (von A - Z) eingeben und bekommt jeweils grob erklärt, was die bedeuten. Man kann da auch seinen eigenen Wert eingeben, bekommt aber nur eine sehr unspezifische Meldung, denn: Das Internet ersetzt keine individuelle ärztliche Beratung!. Wenn Du dennoch gucken willst:

"Gesundheits- und Laborwerte von A - Z"
http://www.aok.de/bund/tools/medicit...rwerte_a-z.php
(Soll keine Werbung sein, ich bin bei der Barmer, fand das Tool aber ganz nützlich!)

Ansonsten wünsche ich Deiner Mutter, dass ihr Natrium-Level bald auf die Norm getrimmt ist, damit mit der Therapie angefangen werden kann (was außer Cisplatin bekommt sie denn als Kombi-Therapie?) - und vor allem, dass Ihr bald auch mal die Befunde von der Knochenszintigraphie bekommt! Am Anfang kommt einem das alles fürchterlich chaotisch vor und man hat das Gefühl, die Ärzte würden da alles mögliche verbaseln oder saumseelen - in Wirklichkeit müssen die sich auch an ihre Standards und Weisungen halten, gerade zum Schutz der Patienten! Irgendwann entwickelt sich dann eine Routine - so jedenfalls meine (traurige) Erfahrung...

Alles Liebe, toi toi toi und viel Kraft für Deine Mutter und für Dich. Ihr packt das schon! Und hier habt Ihr ja auch immer noch paar offene virtuelle Ohren

Grüße

Marianne
Mit Zitat antworten