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Alt 01.03.2018, 17:23
Leroy_92 Leroy_92 ist offline
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Standard Nicht-Seminom Diagnose 14.02.2018

Hallo veerhte digitale Wegbegleiter,

ich werde nun vom aktiven Leser zum aktiven Themenersteller und Darsteller meiner Krankheit, die uns alle verbindet - Hodentumor (klingt immer noch besser als Krebs )

Zu meiner Person:
25 Jahre - 190cm - 94kg - Wirtschaftsingenieur - in einer Beziehung

Zu meiner Geschichte:
Am 12.02.2018, Rosenmontag, war ich noch ein nichtsahnender 25 Jähriger, der - dem Alkohol nicht abgeneigt - feuchtfröhlich den städtischen Faschingsumzug betrachtet und nur an das hier und jetzt gedacht hat.
Einen Tag danach, Faschingsdienstag, den Kater auskurierend, hatte ich ein ziehen im rechten Hoden und nach einer kurzen Herumspielerrei auch einen Knubbel - der schmerzte wenn ich über ihn fuhr - ausfindig gemacht.
Dr. Google antwortete mir mit 2 verschiedenen Diagnosen: Nebenhodenentzündung oder Hodentumor.

Ich gab nicht viel auf die Diagnose Hodentumor und therapierte mich selbst mit 2x 400mg Ibuprofen - was mir in dem verkaterten Zustand zusätzlich gut tat. Am Mittwoch den 14.02.2018 haben die Schmerzen nicht nachgelassen, Ibuprofen allein konnte meiner Meinung nach auch nicht das Mittel zur Bekämpfung der Ursache sein, somit entschied ich mich für einen Spontantermin beim Urulogen nach der Arbeit.
Da mein bereits bekannter Urologe geschlossen hatte, wählte ich kurzerhand den Urologen in der Stadt, in der auch mein Arbeitgeber sesshaft ist.

Nach kurzem Abtasten kam das Ultraschallgerät zum Einsatz und nach wenigen Augenblicken wurde ich auf den knallharten Boden der Realität gedrückt. Hodentumor, ca. 15mm auf 10mm.
Ein kurzes Nachgespräch mit Aufklärung zur OP, die für den 20.02.2018 angesetzt wurde.
Perplex fuhr ich nach Hause und übergab meiner - noch positiv gestimmten Freundin - die erschütternde Nachricht.
Ich kann von Glück reden, dass ich eine derart Einfühlsamme sowie charakterlich starke Freundin habe, die die Diagnose mit mir teilt und mich dauerhaft unterstützt. Am Freitag, den 16.02.2018, habe ich auch vorsichtshalber meine Spermien in München einfrieren lassen.

Am 20.02.2018, einem Dienstag wie jeder andere, - nur nicht für mich - wurde die erste Therapiemaßnahme durchgeführt und ich wurde zu einem Monoei
Die OP habe ich sehr gut weggesteckt, konnte am gleichen Tag noch - wenn auch etwas schwerfällig - alleine den Toilettengang absolvieren und es wurde von Tag zu Tag besser. Auch der kurze Arztbesuch mit den Worten "Tumormarker negativ" war eine sehr positive Nachricht.

Am 2. Tag wurde das CT durchgeführt. Eine etwas unangenehme Prozedur, da ich etwas allergisch auf das Kontrastmittel reagiert habe und meine Handvene aufgrund der letzten Blutabnahmen nicht mehr allzu aufnahmefähig war. Das maschinelle einspritzen war deshalb etwas unangenehm, aber nicht schmerzhaft.

Am 3. Tag wurde ich fast Beschwerdefrei aus dem KKH entlassen.
Am 23.02.2018 hatte ich einen Besuch bei meinem Hausarzt bzgl. Nachuntersuchung der OP. Kurzerhand hat dieser auch das CT bei der Radiologie des KKH angefordert, da die Befunde - lt. Aussage meines Artzes - erst Mitte nächster Woche besprochen werden, wenn der Befund aus der Pathologie da ist.
Das CT kam dann nach etwas 2min per Fax zum Hausarzt und es laß sich recht positiv.

Hier ein kleiner Ausschnitt:

Abdomen:
Kein Nachweis von suspekt vergrößerten Lmyphknoten paraaortal. Im Bereich der Mesenterialwurzel einzelne grenzwertig große Lymphknoten (bis zu einem Längsdurchmesser von ca. 10mm). Parailiakal bds. inguinal bds. keine suspekt vergrößerten Lymphknoten und kein Nachweis von freier intraabdomineller Flüssigkeit.

Thorax
Keine suspekt vergrößerten Lmyphknoten keine intrapulmonalen Herbefunde.

Mein Hausarzt hat mir dann Mut gemacht, dass es sehr positiv aussieht.

Am 28.02.2018 kam dann ein kleiner Niederschlag. Ich fuhr mit meiner Freundin zum Urologen für die Durchsprache des histologischen Befunds.
Ich habe insgeheim gehofft, dass es ein Seminom ist, das Mittels einer adjuvanten Therapie relativ gut zu therapieren ist und man somit das Rückfallrisiko auf unter 3% schrumpfen kann, als die jeden bekannten 15-20%:
Doch "leider" ist es ein Nicht-Seminom. Genauer gesagt:

2cm großer maligner Keimzelltumor des Hodens aus mehr als einem hisologischen Typ: embyronalem Karzinom (99%) und Dottersacktumor (1%) begrenzt auf den Hoden. Kein Nachweis einer Blut-/Lymphgefäßinvasion. Abestzungsgrad ohne Tumorinfiltration;
pT1 pNX M0 L0 V0 S0; R0 (sofern klinisch keiner Fernmetastasen vorliegen.)


Der Arzt bemerkte meine Niedergeschlagenheit und ermutigte mich auf ein Neues, da ich sehr früh den Tumor entdeckt habe, der Tumor sehr klein war und es ein sehr frühes Stadium war.

Jetzt bin ich Hin- und Hergerissen.
Da ich viel gelesen habe bzgl. Carboplatin, die gute Verträglichkeit, die geringeren Nebenwirkungen, Seminom eher der Gutartige von den Bösen, Nichtseminom aggresiv und schnell streuend, bin ich jetzt etwas Hilflos, was die beste Therapie für mich sein könnte.

Der Urologe empfahl mir die wait&see Therapie. Das war gestern. Heute habe ich ebenfalls Dr. Schrader per Mail befragt und dieser hat mir auch recht prompt geantwortet:

"Ich würde zuwarten - ca. 90% wahrscheinlich sogar mehr werden in dieser Situation kein Rezidiv bekommen da kleiner Tumor (2cm ist sehr klein!) und pT1 - Die Tox gegenübergestellt einer adjuvanten Therapie plus das 100% Heilungsrisiko sprechen beide für zuwarten! Beste Grüße drücke die Daumen! Mark Schrader

Natürlich hören sich 85% Nicht-Rückfallquote sehr hoch an, aber wenn man das Blatt wendet, erleiden 15% - also jeder 6te - einen Rückfall, welcher mit 3 Zyklen PEB behandelt werden muss. Im Moment steht die Möglichkeit im Raum, 1 Zyklus zu absolvieren, um das Restrisiko drastisch zu senken. Jedenfalls steht dem Gegenüber, - was Dr. Schrader bereits erwähnte - dass die toxischen Nebenwirkungen einer Chemo kein Spaziergang seien und es nicht unbedingt nötig wäre, da es keine Anhaltspunkte für eine Streuung gäbe.


Ich frage mich nun, ob ich warten oder 1x Zyklus PEB machen sollte, mit dem Riskio, übertherapiert zu sein und ggf. mit Spätfolgen zu kämpfen habe...


Ein sehr langer und ausführlicher Text, ich hoffe es gibt Betroffende da draussen, die ihn trotzdem lesen und mir ihre Meinung dazu geben können.
Ich habe ganz andere Fälle hier gelesen und mein Thema ist eher ein Luxusproblem - jedoch macht man sich eben seine Gedanken um die eigene Gesundheit und Zukunft. Ich habe meinen Stiefvater an Lungenkrebs verloren und ich weiß, welche Ausmaße eine Mehrzyklische CHemotherapie inkl. Bestrahlung usw. haben kann.
Ich möchte nur so schnell wie Möglich - wie alle hier - ein ruhiges und sorgenfreies Leben führen, ohne dass der Krebs dauerhaft in den Gedanken verbleibt.


Gruß,

Andy

Geändert von Leroy_92 (01.03.2018 um 17:29 Uhr) Grund: Satzbau und Texterweiterung
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