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Alt 25.07.2003, 20:23
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Standard Malignes Melanom

Hallo Ihr da draußen,

speziell Claudia J. und Cornelia und alle anderen, die an Mistelinformationen interessiert sind!!

Habe einige Informationen zur Misteltherapie - auch im Zusammenhang mit dem MM - zusammenzutragen. Kopier sie hier einfach mal so rein und gebe dazu die Quellenangaben. Ist vielleicht etwas lang geworden, aber die, die es nicht interessiert, können ja diese message überspringen oder wenn sie bei ihnen zu Hause eintrudelt einfach löschen.

1. Quelle: Deutscher Krebskongress in Berlin, März 2002

Mistelbehandlung, Fazit: 1. Es liegt keine aussagekräftige, medizinische
Evidenz für Wirksamkeit vor. 2. Erscheinen weitere negative Studien, so wird Wirksamkeit implausibel 3. Die Möglichkeit einer Tumoraktivierung unter Therapie stellt neue Anforderungen: a) Arzneimittelsicherheit b) Design der Studien

2. Quelle: Springer Verlag/Uniklinik Gießen 2003 „Unkonventionelle Heilmethoden in der Onkologie - was gibt es Neues?“

Misteltherapie

Obwohl Misteln seit uralter Zeit als Heilmittel verwendet werden (z.B.bei Menstruations-störungen, Epilepsie, Bluthochdruck), wurden sie erst von den Anthroposophen
in den 1920er-Jahren als Therapeutikum bei Tumorerkrankungen eingesetzt. Die Misteltherapie ist in der anthroposophischen Medizin ein Teil einer Fülle von Maßnahmen,die das Gleichgewicht im kranken Menschen wiederherstellen sollen. Je nach Tumorentität wird
eine Mistelpräparation von einem anderem Wirtsbaum gewählt. Trotz der jahrzehntelangen
Erfahrungen sind Aussagen zum Wert der anthroposophischen Misteltherapie nicht möglich.Für einen anthroposophisch orientierten Arzt verbieten sich klinische Studien. Die anthroposophischen Mistelpräparate (z.B. Iscador®) sind nicht nach pharmakologischen Prinzipien standardisiert.

Trotz der jahrzehntelangen Erfahrungen sind Aussagen zum Wert der anthroposophischen Misteltherapie nicht möglich

Aufgrund positiver Verläufe bei einzelnen Tumorpatienten wurden die Inhaltsstoffe der Mistel analysiert.Bei In-vitro-Studien zeigte hier das Mistellektin 1 (ML-1) interessante Eigenschaften wie die Stimulation verschiedener Zellreihen des Immunsystems (z. B. T-Lymphozyten, Killerzellen), die Freisetzung verschiedener Interleukine (I,VI),von ÷-Interferon und von Tumornekrosefaktor und schließlich von Endorphinen [19].
Die optimale immunstimulierende Wirkung von ML-1 wird bei einer Dosierung von 2,5 µg/kgKG erreicht. Deutlich höhere Dosierungen können sogar zu einer Immunsuppression führen.
Allerdings scheint die immunstimulierende Wirkung zeitlich begrenzt zu sein, denn mit Mistellektinen behandelte Personen entwickeln zu 100% Antikörper vom Typ IgG und z. T. auch Antiköprper vom Typ IgA gegen die Lektinkomponente.
Die Titer hängen von der Dosis und Therapiedauer ab.Diese Antikörper verhindern sowohl in vitro als auch in vivo die immunstimulierenden Wirkungen von ML-1 [39]. Die Daten aus Studien zur Misteltherapie sind kontrovers.

Im Hinblick auf die Lebensqualität scheint die Situation etwas klarer. Es scheint, als könnte durch Gabe von Mistellektinen die Inzidenz von Mukositiden und Leukopenien verringert werden [20]. Auch eine Verbesserungen der Lebensqualität durch die Endorphinausschüttung erscheint wahrscheinlich [13,20,27], sodass möglicherweise der Misteltherapie in der palliativen Situation eine Bedeutung zukommt.

Zusammenfassung · Abstract
Es ist derzeit nicht möglich, eine abschließende Bewertung der Misteltherapie vorzunehmen. Aufgrund der unklaren Datenlage im Hinblick auf die Sicherheit wird zzt. die Anwendung
der Mistelpräparate außerhalb klinischer Studien nicht empfohlen [12].

3. Quelle: website: http://www.m-ww.de (medicine worldwide)
Gesteuerter Zelltod
In Laboruntersuchungen wurde gezeigt, dass Mistelextrakte sowohl in Tumorzellen als auch in normalen Zellen einen gesteuerten Zelltod (Apoptose) auslösen können. Vor allem den Mistel-Lektinen wird diese Wirkung zugesprochen. Im Reagenzglas hemmen sie in höheren Konzentrationen die Eiweiß-Synthese und lösen so ein von den Zellen selbst gesteuertes Programm aus, das zu deren Tod führt. Tumorzellen, die sich schneller vermehren als gesunde Körperzellen, sind besonders sensibel für diese Wirkung der Mistel-Lektine. In den Labor-Studien, die Extrakte von Misteln verschiedener Wirtsbäume untersuchten, konnte die Apoptose-auslösende Wirkung der Lektine jedoch nicht für alle Präparate gefunden werden.
Immunmodulation
Verschiedene experimentelle Studien konnten nachweisen, dass bestimmte Inhaltsstoffe der Mistelpflanze, vor allem die Mistel-Lektine, die Viscotoxine und die verschiedenen Polysaccharide, immunologische Reaktionen beeinflussen. So führte die Injektion von Mistelextrakten in Zellen im Reagenzglas zu einer Freisetzung von so genannten Zytokinen wie Interleukin-1 und -6 und Tumor-Nekrose-Faktor-Alpha. Dabei handelt es sich um Stoffe, die von Zellen als Immunantwort abgegeben werden. In Tierversuchen wurde nach der Injektion von Mistelextrakten eine Aktivierung von Immunzellen beobachtet. Bei Mäusen kam es z.B. nach der Gabe von Mistel-Lektinen zu einer signifikanten Vermehrung von so genannten Makrophagen, Monozyten und aktivierten Lymphozyten. Auch eine Stimulation der Eiweißsynthese (Ausschüttung von Akute-Phase-Proteinen) und natürlichen Killerzellen war nachweisbar. Die Aktivierung solcher Eiweiße und Immunzellen ist eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers auf Fremdkörper. Es konnte bisher jedoch nicht nachgewiesen werden, dass diese allgemeine Immunreaktion auch zu einer effizienten Tumorbekämpfung durch den Körper selbst führt.
4. Quelle: Onkologisches Forum GmbH
Epidemiologische Studie zum Überlebensvorteil bei Krebs durch Misteltherapie
Die Mistelbehandlung als begleitende Krebstherapie ist bei Patienten in Deutschland sehr beliebt. Die Heilpflanze Mistel ist das am häufigsten eingesetzte Arzneimittel in der Bekämpfung des Krebses. Nicht zu unrecht, wie die soeben im Alternative Therapies1 publizierte Studie zur Überlebenszeit bei Krebs belegt.
Innerhalb einer groß angelegten epidemiologischen Interventionsstudie am Institut für Präventivmedizin der Vereinten Nationen in Heidelberg mit einem Beobachtungszeitraum von mehr als 25 Jahren ist unter anderem auch die Subgruppe der mit dem Mistelpräparat, behandelten Patienten näher untersucht worden. Von den insgesamt 10.226 Krebspatienten haben 1.668 das Mistelpräparat als Begleitmedikation zur konventionellen Krebstherapie erhalten. Um einen möglichen Vorteil für die Mistelbehandlung evaluieren zu können, hat man sich einer speziellen Methode bedient, nämlich des "matched pair"-Verfahrens. Das bedeutet, es ist eine systematische Paarbildung aus einem Mistel-Patienten und einem korrespondierenden Patienten, der keine Mistelbehandlung erhalten hatte, erfolgt. In allen relevanten Parametern haben die Paare ein identisches Profil aufweisen müssen: Alter, Geschlecht, Tumortyp, Zeitpunkt der Krebs-Diagnose, Art der konventionellen Krebsbehandlung, Metastasierung etc. Die Daten der vorliegenden Studie beziehen sich auf diejenigen Paare mit völliger Übereinstimmung, das sind 2 x 396. Für die in jeder Hinsicht vergleichbaren Krebspatienten konnte unabhängig von der Lokalisation des Krebses ein eindeutiger Überlebensvorteil in der mit dem Mistelpräparat behandelten Gruppe nachgewiesen werden. Im Durchschnitt überlebten diese Patienten 51 Monate im Vergleich zu 37 Monaten, das entspricht einer um ca. 40% längeren Überlebenszeit. Dieser Überlebensvorteil gilt insgesamt und für die einzelnen Tumortypen.
In der Fachwelt werden verschieden Effekte der Misteltherapie diskutiert: Die Wirkstoffe der Mistel lösen u.a. im Experiment ein gesteuertes "Selbstmord-Programm" der Tumorzelle aus, sie kurbeln die körpereigene Immunabwehr an, d.h. es werden mehr Abwehrstoffe produziert, und sie können die Schädigung des Erbguts, der DNA, durch Chemo- und Strahlentherapie verringern. Darüber hinaus gibt es Hinweise auf psychosomatische Wirkungen der Misteltherapie, die auch in der genannten Studie belegt werden konnten. Der Grad der Selbstregulation, das ist die Fähigkeit des Menschen Wohlbefinden, inneres Gleichgewicht und Kompetenzgefühl herbeizuführen und Stresssituationen besser zu beherrschen, beeinflusst die Überlebenschance der Krebspatienten. Die Mistelbehandlung fördert die Selbstregulation und diese verstärkt den eigentlichen Überlebensvorteil durch die Misteltherapie. Der Beleg hierfür konnte in einer Subgruppenanalyse von "matched pairs" mit entsprechendem Selbstregulationsgrad (121 von 396 Paaren) erbracht werden. Diese hat auch eine Korrelation zwischen Selbstregulationsgrad und Überlebensdauer gezeigt.
Zur zusätzlichen Datenkontrolle sind aus den ursprünglich nicht mit Mistel behandelten Patienten passende Paare identifiziert und nach dem Zufallsprinzip einer Mistelbehandlung bzw. der Kontrollgruppe zugeordnet worden. Die Entscheidung für die Mistelbehandlung ist nicht beeinflusst worden, die Behandlung hat der jeweils betreuende Arzt durchgeführt. Mit Hilfe dieser randomisierten "matched pairs" sind Unterschiede in der Änderung der Selbstregulationswerte erhoben worden. Nach drei Monaten Misteltherapie haben sich die Selbstregulationswerte deutlich erhöht. Für diese Untersuchung konnten zwei Beispiele von 2 mal 39 und 2 mal 17 Patienten herangezogen werden. In der ersten Gruppe hat die Überlebensdauer mit Mistel 3,49 Jahre im Vergleich zu 2,45 in der Kontrollgruppe betragen. In der zweiten randomisierten Studie hat die durchschnittliche Überlebensdauer 4,79 Jahre gegenüber 2,41 betragen. Der Unterschied in beiden Studien war statistisch signifikant.
Mit diesen Studien hat die von vielen Patienten bevorzugte Misteltherapie endlich einen rationalen Beleg erhalten. Bisherige Studien sind bestätigt worden, Beobachtungen aus der Praxis verifiziert. Die Misteltherapie bedeutet eine echte Chance für Krebspatienten.
Trotz allem will eine Misteltherapie immer gut überlegt sein. Nicht bei jeder Tumorerkrankung ist eine Misteltherapie ratsam. Mistel ist ein Medikament welches das Immunsystem stark beeinflußt und sollte deshalb bei Tumoren die immunabhängig sind nicht angewandt werden. Diese sind die malignen Lymphome, das Morbus Hodgkin, die Leukämien, das Plasmozytom, das Nierenzellkarzinom, das Maligne Melanom und bei den Hirnmanifestationen. Bei den Hirntumoren besteht z.B. die Gefahr, das Fieber als Nebenwirkung der Mistel auftreten kann und dieses den Hirndruck erhöht. Deshalb ist eine ganz individuelle Beratung mit einem in der Misteltherapie versierten Onkologen von großer Bedeutung.
5. Quelle: Nachrichten und Presse
Umstrittene, magische Parasiten
Mistelpräparate sind in der Krebsmedizin sehr populär, neue wissenschaftliche Studien geben Anlass zur Skepsis
Von Till Hein

Miraculix schwört darauf. Der geniale Greis, Druide im gallischen Dorf von Asterix und Obelix, schneidet regelmäßig Misteln und kocht daraus einen Zaubertrank, der übermenschliche Kräfte verleiht. Sein Rezept ist der absolute Hammer. Die Römer können ein Lied davon singen.

Doch nicht nur Comic-Helden vertrauen auf diese Pflanze. Auch Menschen aus Fleisch und Blut. Und zwar bei Tumorerkrankungen. "Die Misteltherapie ist mittlerweile die am häufigsten angewandte komplementärmedizinische Maßnahme bei Krebs", sagt Professor Josef Beuth, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Onkologie: "Rund 80 Prozent aller Tumorpatienten greifen auf komplementäre Therapieformen zurück und davon etwa 60 Prozent auf Mistelessenzen." Allein in Deutschland werden rund 35 Millionen Euro pro Jahr für Mistelpräparate hingeblättert. Tendenz steigend.

"Kein Hokuspokus"

"Mistelpräparate sind eben alles andere als Hokuspokus", betont Hans-Richard Heiligtag, stellvertretender Leiter der Lukas Klinik für "anthroposophisch erweiterte Medizin" in Arlesheim bei Basel. Bereits Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, war ein großer Verfechter dieser immergrünen Parasiten, die sich mit Vorliebe auf Eichen, Apfelbäumen, Ulmen und Nadelhölzern einnisten, erzählt Heiligtag. Längst empfehlen auch viele Mediziner, die mit der Anthroposophie nichts am Hut haben, ihren Patienten Mistelpräparate als Ergänzung zur Chemo- Immuntherapie und Bestrahlung.

Warum solche Präparate eigentlich wirken, kann allerdings niemand genau sagen. "Es gibt dazu im Wesentlichen zwei Theorien", erklärt Heiligtag: Manche Experten gehen davon aus, dass die Mistel in ihrer Gesamtheit große Heilkräfte besitzt. Andere wiederum erklären sich ihre Wirksamkeit gegen Krebs durch einzelne Inhaltsstoffe der Pflanze: Eine zentrale Bedeutung wird dabei den Lektinen und den Viscotoxinen zugeschrieben. Das sind leicht toxische Eiweißverbindungen, die im Verdauungstrakt problemlos abgebaut werden können.

Wichtigster Ansatzpunkt ist das Immunsystem. "Es entspricht sozusagen der Polizei innerhalb eines Organismus", sagt Heiligtag. Besonders qualifizierte Fahnder seien die natürlichen Killerzellen: "Und genau die werden durch eine Misteltherapie angeregt." Wie Experten des Vereins für Krebsforschung - ein interdisziplinäres Forschungsteam von Medizinern, Biologen, Chemikern und Immunologen in Deutschland und der Schweiz, dem auch die Lukas Klinik angeschlossen ist - festgestellt haben, erhöht sich nach einer Mistelextrakt-Spritze in der Regel sowohl die Anzahl der natürlichen Killerzellen im Blut als auch deren Aktivierungsgrad. Kontrollierte wissenschaftliche Studien mit einer genügend großen Patientenzahl hat der Verein für Krebsforschung allerdings bisher keine publiziert, und eine tatsächliche klinische Wirksamkeit von Mistelpräparaten konnte man nicht beweisen.

Neue Forschungsresultate geben da auch Anlass zu großer Skepsis: Am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München hat eine Arbeitsgruppe um die Ärztin Miriam Katharina Steuer-Vogt und Klinik-Leiter Wolfgang Arnold die Wirkung des Mistelpräparats Eurixor über mehrere Jahre hinweg eingehend geprüft und die Resultate vor wenigen Monaten im renommierten Fachblatt European Journal of Cancer publiziert: 477 Patienten waren im Hals- oder Kopf-Bereich so genannte Plattenepithelkarzinome entfernt worden. Rund die Hälfte von ihnen erhielt anschließend neben der konventionellen Therapie regelmäßig Eurixor gespritzt. Mit ernüchterndem Resultat: Im Vergleich zur Kontrollgruppe ließen sich weder eine Stärkung des Immunsystems noch ein Rückgang der Schmerzen oder eine höhere durchschnittliche Lebenserwartung nachweisen. "Unsere Studie wurde vom Bundesforschungsministerium gefördert. Und zwar in der klaren Hoffnung, dass sich positive Effekte der Mistelinhaltsstoffe dokumentieren lassen", erzählt Professor Arnold. "Auf Grund von Nebenwirkungen wie Übelkeit und Temperaturanstieg muss man aber sogar von Nachteilen sprechen." Arnold geht noch einen Schritt weiter: "Für mein Fachgebiet, die Hals-Nasen-Ohrenmedizin, haben wir mit dieser Untersuchung bewiesen, dass Mistelbehandlungen bei Tumorerkrankungen überhaupt nichts bringen. Wer heute noch anderes behauptet, lügt die Patienten an."

Ist die Krebsbehandlung mit Mistelsaft also womöglich doch nur Quacksalberei? "Das kann man so auf keinen Fall sagen", betont Jürgen J. Kuehn vom Verein für Krebsforschung in Arlesheim: "In der Münchner Studie wurde lediglich ein ganz bestimmtes Präparat getestet. Und das bei Tumorarten, die generell auf alle Therapiemethoden äußerst schwach ansprechen." Krebserkrankungen unterscheiden sich sehr stark voneinander, sagt der Immunologe, und was im einen Fall hilft, kann im anderen wirkungslos bleiben.

Der Onkologe Gerd Büschel aus Nürnberg gibt Kuehn in diesen Punkten Recht. Die Untersuchung aus München sei zwar "methodisch bisher die überzeugendste. Ihre Resultate lassen sich aber nicht automatisch auf andere Tumorarten und Mistelpräparate übertragen." Büschel ist am Institut für Medizinische Onkologie am Klinikum Nürnberg tätig, in der von der Deutschen Krebshilfe geförderten Arbeitsgruppe Biologische Krebstherapie.

Keine verlässlichen Schlüsse

Neben seiner klinischen Arbeit verfolgt er die Mistel-Forschung seit Jahren: Die holländischen Epidemiologen Jos Kleijnen und Paul Knipschild haben 1994 eine erste Übersicht der elf wichtigsten, bis dahin veröffentlichten klinischen Studien zur Misteltherapie zusammengestellt, erzählt der Onkologie-Experte. "Und in zehn dieser Untersuchungen schneiden die mit Mistelpräparaten behandelten Patienten zumindest tendenziell besser ab als diejenigen in den Kontrollgruppen." Büschel: "Die Autoren kommen auf Grund der enttäuschend schlechten Qualität fast aller dieser Studien allerdings zu Recht zu dem Fazit, dass sich verlässliche Schlussfolgerungen daraus nicht ableiten lassen."

Seit Mitte der 90er Jahre seien nun eine Reihe überzeugenderer klinischer Forschungsarbeiten zur Misteltherapie geleistet worden, sagt Büschel. Neben der Studie aus München zeichnen zwei weitere Untersuchungen ein eher ernüchterndes Bild: In einer im Jahr 1999 im European Journal of Cancer veröffentlichten Studie zum malignen Melanom (Schwarzer Hautkrebs), die eine Arbeitsgruppe um den Hamburger Onkologie-Professor Ulrich R. Kleeberg für die Europäische Krebsgesellschaft (EORTC) vorgenommen hat, erreichte man durch das Mistelpräparat Iscador keine signifikante Verlängerung der Lebenszeit. Die Autoren raten im Schlusswort ausdrücklich davon ab, Iscador zur Nachbehandlung beim malignen Melanom anzuwenden.

Auch die Resultate einer Studie, die im vergangenen Jahr an der Abteilung für Urologie der Universitätsklinik Essen unter der Leitung von Oberarzt Gerd Lümmen abgeschlossen wurde, weisen klar auf keine antitumorale Wirkung von Mistelinhaltsstoffen hin: 176 Patienten mit Nierentumoren wurden untersucht. Die eine Hälfte erhielt eine Chemo-Immuntherapie, die andere Hälfte Mistel-Lektin. Nach 19 Monaten hatten sich die Tumore unter der konventionellen Therapie immerhin um rund 25 Prozent zurückgebildet. Bei der Mistelbehandlung dagegen lediglich um zwei Prozent. Interessanterweise überlebten die Patienten in der Mistel-Gruppe allerdings trotzdem durchschnittlich acht Monate länger. "Die intensive Chemo-Immuntherapie war offensichtlich sehr nebenwirkungsreich. Sie hat möglicherweise mehr geschadet als genutzt", interpretiert Büschel das verblüffende Resultat.

Immerhin ungefährlich

Mistelpräparate dagegen sind nach Ansicht der meisten Experten zumindest ungefährlich. Der Münchner Biochemiker Professor Hans-Joachim Gabius behauptet allerdings, dass manche Tumorzellen durch Zugabe von Miselextrakten schneller zu wachsen beginnen. Im vergangenen Jahr publizierte er dazu Ergebnisse aus Tierversuchen mit Ratten. Die umstrittenen Resultate von Gabius ließen sich allerdings von anderen Wissenschaftlern bisher nicht erhärten.

Positiv schnitten die Mistelessenzen vor wenigen Monaten einzig in einer Langzeitstudie von Professor Ronald Grossarth-Maticek, Leiter des Instituts für präventive Medizin an der Universität für Frieden der UN in Heidelberg, ab. Er hat über Jahrzehnte hinweg rund 10 000 Krebspatienten beobachtet und bildete schließlich insgesamt 396 so genannte Zwillingspaare, bei denen sowohl die Art als auch das Stadium der Erkrankung und parallel angewandte Verfahren wie Bestrahlung oder Chemotherapie vergleichbar waren.

Jeweils einer der Patienten aus den Zwillingspaaren erhielt zusätzlich Iscador, und die Überlebenszeit konnte auf diese Weise durchschnittlich um 39 Prozent gesteigert werden. Die Grossarth-Maticek-Studie, die unter anderem von der Deutschen Krebshilfe unterstützt wurde, wird auf Grund ihres ungewöhnlichen Forschungsdesigns allerdings von vielen Experten kritisch beurteilt.

Auf dem Deutschen Krebskongress 2002 in Berlin kam der Nürnberger Onkologie- Experte Gerd Büschel daher zu einem äußerst unbefriedigenden Fazit für die Misteltherapie: "Die spezifische Wirksamkeit der kommerziell verfügbaren Mistelextrakte ist nach wissenschaftlichen Kriterien weiterhin für keine der von ihren Anbietern beanspruchten Indikationen ausreichend belegt." Trotzdem rät Büschel nicht generell von Misteltherapien ab: "Wenn sich Patienten innerlich bereits dazu entschieden haben, bestärke ich sie. In Anbetracht der unsicheren Datenlage sollten solche Entscheidungen aber immer nur individuell und in Absprache mit den behandelnden Ärzten getroffen werden."

Die Vorliebe der Deutschen für die Mistel habe in erster Linie historische Gründe und sei eng mit dem Wirken Rudolf Steiners verknüpft, vermutet Büschel: "Die Amerikaner etwa vertrauen bei der Krebsbehandlung lieber auf Haifischknorpelpulver."
Quelle: Frankfurter Rundschau
6. Quelle Richtlinien für die Iscador®-Behandlung in der Malignomtherapie (10)
Buchtipp:
Feuchtinger, T.: Ergebnisse der internistischen Therapie des malignen Melanoms (Stad. II und III) mit Iscador. Schriftenreihe Krebsgeschehen, Band 14 - Malignes Melanom. Rilling, S. (Hrsg.), Verlag für Medizin Dr. E. Fischer, Heidelberg, 51-58, (1979).
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