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Alt 08.05.2004, 12:55
Gast
 
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Standard Nierenbeckentumor

Liebe Maria,

zunächst zu Deiner Frage, die Lymphknoten betreffend: Was mich an dem CT-Befund stört, ist keine genaue Beschreibung der Lage dieser Lymphknoten. Ich kenne es aus Befunden eigentlich nur so, daß, wenn es sich um die Lymphknoten in Nierennähe gehandelt hätte, man üblicherweise auch beschrieben hätte, daß sich diese suspekten Lymphknoten z.B. am Nierenhilus befinden. Da dies nicht der Fall ist und sich im Körper viele Lymphknoten befinden, würde ich erst mal denken, daß sich diese Lymphknoten generell im Bauchraum befinden. Um welche Lymphknoten es sich in diesem Befund handelt, wird Dir sicherlich nur der Radiologe, der die Aufnahmen befundet hat, sagen können. Aber hier ist vielleicht im Moment die Situation nicht ganz so eilig. Eine nächste CT-/MRT-Aufnahme, zu der ich Euch im Rahmen der weiteren Stagings sowieso geraten habe, wird hier Aufklärung bringen. Und wie gesagt, es ist nicht zu vergessen, daß Lymphknoten ohnehin auch mal vergrößert sein können, z.B. durch Entzündungen oder vielleicht auch durch den Abwehrversuch dieses Tumors, den Dein Mann hatte.

Zu den o.g. Postings von Siggi und Rita kann ich Dir nur sagen, daß ich Deine Situation sehr gut nachvollziehen kann und auch nicht der Meinung bin, daß Du hier den Sturm im Wasserglas verursachst. Sicherlich ist das was man tut auch abhängig vom Verhalten des betroffenen Partners (unabhängig davon, daß ich sehr genau nachvollziehen kann, wie hilflos Du in dieser Situation bei der Diagnose und dem CT-Bericht vor der OP gewesen bist).

Die Situation "abhängig vom betroffenen Partner" halte ich für sehr wichtig. Es gibt Menschen, die gerne ein solches Krankheitsgeschehen VERDRÄNGEN wollen, um nicht über die Konsequenzen etc. nachdenken zu müssen. Nur: Was bringt VERDRÄNGEN, evtl. sogar verbunden mit fehlenden Arztbesuchen und Kontrollen???? Nach außen hin kann man vielleicht verdrängen aber die Seele, die unabdingbar auch Einfluß auf das Krankheitsgeschehen hat, läßt sich nicht so einfach abspeisen. Was nach außen hin verdrängt ist, ist im Inneren (vielleicht im Unbewußten) noch lange nicht abgeschlossen. Und es gibt viele Untersuchungen, die zeigen, daß ein Krankheitsverlauf, der nicht bearbeitet wurde, viel eher mit Rückfällen negativ beeinflußt werden kann.

Und für mich als Ehefrau eines betroffenen Partners, ist es das Wichtigste, in dem Moment, in dem mein Partner vielleicht noch gar nicht in der Lage ist, zu BEGREIFEN, was diese Krankheit bedeuten kann, schon mögliche Wege und Therapiemaßnahmen sowie Vorsorgemaßnahmen zu finden. Um darüber dann ggfls. mit meinem Partner reden zu können, ihm eine Palette von Möglichkeiten zu bieten, um ihm die Auswahl zu erleichtern und ihm zu helfen, irgendwann AKTIV sein Krankheitsgeschehen zu beeinflussen.

Wenn ich an die Situation vor 2 Jahren zurückdenke, so war mir klar, was bei Jürgen bei EINER betroffenen Niere gemacht werden musste. Schließlich bin ich ja vom Fach. Die Diagnose BEIDE Nieren krebsbetroffen, hat mich erstmal "aus den Socken" gehauen. Wie muß es Dir dann gegangen sein, und noch ergehen, bei dem Befund, den Du/Ihr vor wenigen Wochen um die Ohren gehauen bekommen habt?

Ich muß Rita widersprechen: Es werden NICHT immer Prognosen bezogen auf die Lebenserwartung abgegeben, und ein GUTER Arzt wird so etwas auch nicht tun.

Wenn ich mich noch einmal an die Situation von vor zwei Jahren zurückerinnere, so weiß ich nicht, wo wir gelandet wären, wenn ICH als Ehepartner des Betroffenen mich nicht derart "massiv" gekümmert hätte !! Jürgen war überhaupt nicht in der Lage, zu diesem Zeitpunkt die Situation korrekt und angemessen einzuschätzen. Und dieser Zustand hielt sehr lange an. Für ihn war das Leben einfach vorbei und was sollte es da noch nützen, überhaupt noch etwas zu tun, ganz zu schweigen davon, sich operieren zu lassen oder irgendeine andere Therapie zu machen. Das ist EINE Möglichkeit, wie ein Patient reagieren kann: Mutlos, hilflos, hoffnungslos, verzweifelt, nicht begreifend, keine Chance mehr sehend ........ Und ich möchte an dieser Stelle betonen, daß ich weiß Gott keinen Mann habe, der NICHT mit beiden Beinen im Leben steht (stand) oder gar unselbständig war oder ist bzw. sich vor Entscheidungen drückt. Im Gegenteil. Die Vorsichtigere und Ängstlichere bin eigentlich immer ich gewesen. Ich wage zu behaupten, daß Jürgen mit DIESER damaligen Situation völlig überfordert war und auch gar keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Wie gesagt: Ich weiß nicht, wo wir gelandet wären, wenn ich mich nicht gekümmert hätte. Den Behauptungen von Siggi und Rita zufolge habe ich wahrscheinlich nur "Hektik gemacht" und "meinen Mann bevormundet".

Nun gibt es noch die nächste "Situation Patient": Derjenige, der gar nicht glauben kann, was er da gehört hat, die Situation verdrängt, wunderschöne Pläne für die Zukunft macht, jeden Arzt demnächst meiden wird (denn was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß). Und damit ist für ihn dann der Fall gegessen. Gut, er WAR mal krank, aber das ist ja jetzt vorbei. Vielleicht kann dieser Patient seine äußere Umgebung täuschen, aber seine Seele und sein Unterbewußtsein wird er niemals täuschen können. Welche Auswirkungen das haben kann, brauche ich vielleicht nicht näher zu erläutern. Denn es ist auch hinreichend bekannt, daß gerade Krebserkrankungen sehr viel vom Unterbewußtsein gesteuert werden. Eine Krebserkrankung sollte IMMER ein Grund sein sich zu fragen, "was will diese Erkrankung mir sagen "?!

Eine Änderung der Lebensumstände ist aus diesem Grunde sicherlich nicht als unnütz oder unwichtig von der Hand zu weisen. Und ist auch sicher keine "Ausrede" um einen Menschen aus eigennützigen Motiven "umzukrempeln".

Zu welcher Kategorie Betroffener Dein Mann gehört,liebe Maria, weiß ich nicht. Es gibt für meine Begriffe aber nichts Wichtigeres, als diese Erkrankung neben engmaschigen medizinischen Kontrollen (und hierbei liebe Siggi, handelt es sich nicht um das "Einreden von Krankheiten" oder das Krankheiten sich verschlimmern, wenn man womöglich zum Arzt geht oder darüber redet) auch mit "Darüber- Reden" anzugehen.

Es ist schön, liebe Siggi, wenn Du eine Erkrankung ÜBERSTANDEN hast, und es schrecklich findest, wenn andere sich dann in Dein Leben "einmischen". Ich weiß nicht, welche Krankheit Du hattest, aber eine "überstandene Krankheit" mit einer vor 8 Wochen diagnostizierten schweren Krebserkrankung gleichzusetzen und dann in einem Atemzug von "Einmischen der Ehefrau" zu reden, bezeichne ich schlicht weg als unverschämt. Ich glaube es steht niemandem zu, jemandem der sich solche berechtigten Sorgen um seinen Ehepartner macht, wie Maria es tut, derart anzugehen.

Ich persönlich halte es für wesentlich schlimmer, sich nicht einzumischen und einem Menschen, der vielleicht mit der gegebenen Situation überfordert ist, tun oder ebeb NICHT tun zu lassen. Ich habe nicht das Gefühl, daß Maria ihren Mann zu Therapiemaßnahmen "gezwungen" hat, sondern ihm lediglich Möglichkeiten aufgezeigt hat, die sie zuvor recherschiert hat. Und jemandem dann von diesen Möglichkeiten zu berichten, ihm ggfls. (je nach Situation) bei der Entscheidungsfindung zu helfen, halte ich nicht für "einmischen".

Ich will und kann niemanden davon überzeugen, daß diese Methode der einzig richtige Weg ist. Aber ich verwehre mich auch dagegen, gegen jemanden in einer solchen Situation derart anzugehen, ihn (sie) als "hektisch" oder "das Dramatische liebend" zu bezeichnen. Ich muß gestehen, daß dieser CT-Befund, der vor der OP erstellt wurde, selbst mich komplett aus der Bahn geworfen hätte.

Möge jeder seinen Weg finden, als Betroffener oder als Angehöriger, aber ich kann nicht verstehen, wie man mit ein wenig "Hobby-Psychologie" (anders kann ich das, liebe Siggi, nicht bezeichnen) jemanden derart angeht, und sogar beurteilen möchte, ob es sich um Liebe oder eine Zweckgemeinschaft handelt.

Liebe Grüße
Ulrike

N.B.: Ich habe einen Tag gebraucht, mich mit diesen Postings auseinanderzusetzen, weil ich sie für absolut unmenschlich halte. Deshalb habe ich erst heute darauf reagiert. Es lag also nicht an Deiner Frage, liebe Maria.
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