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Alt 17.10.2017, 08:09
Eirene Eirene ist offline
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Standard AW: Einmal aushöhlen und auffüllen bitte!

Hallo Teatime,

Achtung Spoiler-Alarm: Meine Antwort enthält möglicherweisen Tatsachen, die du in der momentanen Situation gar nicht unbedingt lesen möchtest. Jedenfalls habe ich mir vor meiner OP immer die schönen Beiträge rausgesucht

Ich wurde im Januar 2016 positiv auf BRCA1 getestet. Im Juni 2016 habe ich dann die prophylaktische Mastektomie mit Silikonimplantaten gemacht. Ich habe in der Zeit zwischen Bekanntgabe des Ergebnisses und der OP auch viel gelesen und gesucht und bin auf Beiträge von Frauen gestoßen bei denen anscheinend alles supereasy war. Ich muss ganz ehrlich sagen, ganz so easy war es bei mir nicht. Ich denke, jeder steckt das anders weg und es läuft nicht immer gleich!

Bei mir wurden die Implantate unter dem Brustmuskel gesetzt - das heißt, der obere Teil der Implantate wird abgedeckt. Da das Drüsengewebe komplett entfernt wird, sieht man die untere Hälfte der Implantate, also leichte Falten und Dellen bei Bewegung, ist halt nichts Körpereigenes. Ich war 10 Tage im Krankenhaus, da meine Drainagen nicht aufgehört haben zu laufen. Meine Brustwarzen, die ich auf jeden Fall behalten wollte, waren nach der OP extrem beleidigt. Jeweils das untere Drittel auf beiden Seiten sah aus, als würden sie es nicht packen. Im Dezember 2016 hatte ich immer noch offene Stellen und heute hat sich starkes Narbengewebe entwickelt, das nicht wirklich nach Brustwarze aussieht.

Insgesamt war ich 6 Wochen nach der OP krankgeschrieben. Durch die verzögerte Wundheilung konnte ich erst recht spät mit Physiotherapie beginnen, bzw. lange keine richtigen Dehnübungen machen, da die Wunden dann immer wieder aufgegangen sind. Dadurch waren Schulter und Arme ziemlich eingerostet. Es hat bestimmt ein halbes Jahr gedauert, bis ich wieder einigermaßen Kraft hatte. Beim Sport kommt es etwas darauf an, welchen Sport du meinst. Ich bin nach etwa 6 Wochen das erste mal wieder auf unser Kardiofitnessgerät geklettert. Da kann man wunderbar einstellen, wie stark man sich verausgaben möchte und die Arme schön wieder in Schwung bringen. Dieses Jahr im April haben wir zuhause fleißig renoviert inklusive Möbel rücken, Wände streichen usw. und es hat ganz gut geklappt. Mein Problem beim Sport ist, dass man immer spürt, wie der Brustmuskel sich bewegt und das Implantat mitgeht und das ist schon merkwürdig.

Auf dem Bauch schlafe ich eigentlich gar nicht mehr, weil ich es als unangenehm empfinde, wenn die Implantate drücken. Aber ich kann inzwischen super auf der Seite und dem Rücken liegen, obwohl ich zuvor ein absoluter Bauchschläfer war. Es ist sogar besser für meinen Nacken. Für Sportübungen auf dem Bauch lege ich ein Kissen unter, das klappt wunderbar.

Mein Fazit ist, dass mir die OP auf jeden Fall viel Angst und Panik genommen hat. Ich würde nicht sagen, dass heute alles wunderbar ist, da das Körpergefühl ein anderes ist und das schon eine gewisse Gewöhnung braucht, die bei jedem unterschiedlich lange dauert. Aber das MRT hat ergeben, dass es kein Restdrüsengewebe mehr gibt und außer 1x im Jahr Ultraschall muss ich nichts mehr machen, das gibt mir auf der anderen Seite sehr viel Lebensqualität zurück. Natürlich ist mir klar, dass es keine Garantie gibt, aber ich würde die Entscheidung jederzeit wieder so treffen!

Wichtig ist meiner Meinung nach, dass du für dich deine Entscheidung triffst und dahinter stehst. Hätte, wäre, wenn hilft danach gar nichts, das macht nur schwach.

Viele Grüße und einen sonnigen Herbsttag!

Eirene

Geändert von Eirene (17.10.2017 um 08:17 Uhr)
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