Thema: An meine Mama
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Alt 09.05.2017, 14:38
Layla2017 Layla2017 ist offline
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Standard AW: An meine Mama

Meine geliebte Koziczka,

ich habe dir hier schon lange nicht mehr geschrieben, denke aber jeden Tag an dich. Heute lässt du die Sonne wieder für uns scheinen. Das ist wirklich lieb von dir und du weißt ja, dass du mir damit immer eine Freude machst. Ich bin leider seit gestern Morgen erkältet und habe für diese Woche doch eigentlich so viel geplant.

Letzten Samstag waren es schon 3 Monate seitdem du am 06. Februar gestorben ist. Wir waren mit Layla in der Hundeschule und danach wandern. Ich habe sehr viel an dich gedacht um am Sonntagmorgen habe ich lange im Krebs Kompass Forum gelesen. Unter anderem gibt es hier auch Menschen, die auch Lungenkrebs in Stadium 4 haben und dank einer palliativen Chemotherapie leben. Ich weiß, dass du es nicht wolltest. Habe mich noch an das lange Telefonat mit Weronika erinnert. Sie hat damals davon erzählt wie kräfteraubend die Chemotherapie für ihre Schwester und ihren Großvater waren. Sie wollte dir einfach die Schmerzen und das Leid ersparen, welches sie erlebt hat. Ohne das Gespräch mit ihr, hätte ich wahrscheinlich darauf bestanden, dass du eine Chemo machst, aber du hast von Anfang an deinen Standpunkt klar gemacht.
Ich habe am Sonntagmorgen dann ziemlich viel geweint und auch mit Chakib darüber gesprochen. Er meinte, dass es deine Entscheidung war, die du für die getroffen hast. Sein Papa war immer so ein starker Mann und hat nachher, trotz vieler Bestrahlungen gegen den Krebs verloren. Das Leben ist Manchmal so hart und fühlt sich so ungerecht an. Ich kenne Menschen, die Mitte 50 sind und immer noch ihre Eltern haben, und du Sonnenschein musstest uns schon mit 63 Jahren verlassen. Bei deiner Kindheit und den ganzen Krankheiten gegen die du immer gekämpft hast, hättest du dir doch zumindest einen tollen Lebensabend verdient!

Vielleicht wäre die Chemo wirklich nur anstrengend und schmerzhaft gewesen. So konntest du noch bei deinen Lieben sein und die letzten 18 Tage zu Hause genießen. Am Sonntagnachmittag war ich dann in der Kirche am Gertrudisplatz und habe Kerzen für dich angezündet, gebetet und ein paar Tulpen niedergelegt.

Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht wie es Papa momentan geht. Er ist immer so distanziert und tut nach außen so, als könne es die Situation ganz gut verkraften, aber wie es in seinem Inneren aussieht weiß niemand. Wir am auch am 30. April Papas Geburtstag gefeiert. Ich habe 2 Torten gebacken und Isabelle hat noch einen leckeren russischen Zupfkuchen gebacken. Er hätte dir bestimmt auch gut geschmeckt. Eigentlich war der Nachmittag ganz nett. Adrian, Chakib, Wera und ich haben Papa eine neue, tolle E-Zigarette gekauft. Er kommt damit aber nicht zurecht und Adrian hat dafür leider kein Verständnis. Nun haben die beiden sich mal wieder so gestritten, dass sie kein Wort mehr miteinander wechseln. Wahrscheinlich würdest du dir über dieser Situation den Kopf zerbrechen wie ich es gerade tue. Wir sind beide Sensibelchen, die am liebsten in einer harmonischen Welt leben.

Ich dachte, dass diese schwere Zeit deiner Krankheit uns als Familie irgendwie „stärker“ hinterlässt bzw. der Zusammenhalt nun etwas größer ist, aber Papa und Adrian sind beide stolz und fühlen schnell mal angegriffen und falsch verstanden.
Das ist traurig, aber die beiden hatten ja nie ein gutes Verhältnis zueinander und es wird sich zukünftig wohl auch nicht bessern.

Mama, du fehlst mir so. Am Sonntag fahren wir zu dir. Ich möchte dir gerne ein Blumengesteck zum Muttertag ans Grab legen.

Ich liebe dich unendlich!

deine Myszka
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