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Alt 30.07.2011, 09:57
Karina* Karina* ist offline
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Standard AW: Gallengangskazinom operabel nach chemotheraphi

Liebe Deniz!

So von Tochter zu Tochter

Ich schwanke immer sehr hin und her zwischen Wahrheit was auch immer bedeutet Hoffnung zu nehmen und falsche Hoffnungen zu machen. Der Onkologe hat meiner Mama gestern auch wieder gesagt, sie hatte nachgefragt: Er würde nichts machen! Er sagt ehrlich seine Meinung, konfrontiert sie mit der Wahrheit....dennoch verpackt er die Wahrheit etwas in Watte. Als erstes hatte er mich mit der Wahrheit (Diagnose unheilbar) konfrontiert vor mittlerweile 4 Monaten aber nicht meine Mama. Er meinte, dies sei seine Aufgabe es ihr zu sagen und er sagt es ihr auf Nachfrage. Beim letzten CT Ende Juni war es dann soweit und die Welt meiner Mama - nach der eh harten Diagnose Krebs - brach endgültig zusammen. Somit bin ich dankbar für diese Monate in denen sie kämpfte. Seit dem Tag der Wahrheit hat sich viel geändert.

Ein wenig halte ich sie in der Realität. Wir müssen schließlich so hässliche Sachen wie Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht hinter uns bringen. Die Unterlagen sind geholt, in 3-facher Form. Noch nicht ausgefüllt. Habe es mir im Internet ansatzweise durchgelesen und es ist einfach schrecklich. 3-fach deshalb weil ich meinen Papa das auch ausfüllen lassen möchte und ich selbst fülle es für mich auch aus. Geteiltes Leid ist halbes Leid denke ich mir auch wenn sich die Notwendigkeit bei Mama und Papi mehr stellt als bei mir. Doch wissen kann man es in der Tat nie.

Ich habe nun weit ausgeholt. Was ich damit sagen möchte, einerseits muss man alles wichtige für den Betroffenen erledigen und muss damit sich die harten Konsequenzen auch vor Augen halten. Aber jeder Tag an dem es ein wenig Hoffnung, Ablenkung von den harten Fakten gibt ist ein guter Tag. Es gibt immer den Scheisspruch (ich hasse ihn mittlerweile) das restliche Leben noch genießen. Das geht so gar nicht wenn ich jeden Tag ans Sterben und an die möglichen schrecklichen Schmerzen und schlimmen Tage denke. Sag den Ärzten sie sollen tun was ihr Job ist. Wenn dein Papa Glauben hat an Genesung und ein Kämpfer ist dann sollen sie aufhören ihn ständig davon abzubringen. Sie sind Ärzte aber keine Hellseher. Auch das sind nämlich Tatsachen: Niemand kann mit Sicherheit in die Zukunft blicken. Es kann so kommen wie es durchschnittlich zu erwarten ist oder aber auch ganz anders!


Wir dürfen dem Krebs nicht zu viel Macht geben. Wir müssen in der Gegenwart leben und wenn die Gegenwart ein Tag mit Schmerzen ist die man noch im Griff hat dann dürfen wir nicht an die wahrscheinlich schlimme Zukunft denken sondern versuchen diesen Tag zu nutzen. Den Tag zu nutzen bedeutet für mich immer meine Mama irgendwie zum lachen zu bringen. Sie abzulenken und damit dem bösen Krebs ganz vehemment eines auf die Mütze zu geben. Dieses Monster in meiner Mama ist mein Gegner und wenn ich ihn nur für Minuten etwas Macht nehmen kann dann tue ich es und verbuche es als Teilsieg!

Liebe Grüße
Karina
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