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Alt 09.03.2011, 23:48
ricola ricola ist offline
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Registriert seit: 23.03.2009
Ort: Kreis Ludwigsburg
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Standard AW: Wertheim-OP und Lymphknotenentnahme nach Adenocarzinom

Hallo Snoopy,

ich hab ja auch schon ein bisschen Vorsprung an "Zeit"^^, hättest du mich vor einem Jahr gefragt, hätte ich mit Sicherheit eine ähnliche Antwort gegeben. Das ist ja, was mich bewogen hat, dir zu schreiben, ich sehe da viele Parallelen. Meine Threads von damals hab ich hier gelöscht, als ich hier mit ein paar Damen "Zoff" hatte, daher kann ich dir das nicht mehr zeigen. Aber ich hab manchmal haargenau die gleichen Sätze geschrieben, wie du jetzt.
Eigentlich schreibe ich sonst nur noch im Haustierthread, da mich viele Schicksale hier sonst zu sehr selbst runtergezogen haben. Und es ist halt so, den Leuten, denen es tatsächlich wieder gut geht, die schreiben meist nach einer Weile hier auch nicht mehr, oder eben nur noch sehr selten. Man trifft sich hier ja eher, weil es einem NICHT so gut geht, und weil man Input und Gleichgesinnte möchte. So kriegt man halt auch mit, wie liebgewonnene Menschen den Kampf verlieren. Ich hatte das im Bekanntenkreis eher nicht, kenne es nur von meinem Opa, der nach einem halben Jahr nach der Diagnose sich hingelegt hat und gestorben ist, weil der Arzt das so zu ihm gesagt hatte. Naja, er war auch zeitlebens starker Raucher.... ich will damit nur sagen, man beschäftigt sich damit eigentlich erst wirklich ernsthaft, wenn es einen selbst betrifft. Ansonsten ist das Umfeld ja meist eher hilflos.
Bei mir hat sich die Jahre ganz krass die Spreu vom Weizen getrennt. Und ich kann mit Leuten nix mehr anfangen, die über ihr eigentlich tolles Leben nur meckern, über ihre Kinder schimpfen, als seien es Landplagen, usw.
Da platzt mir so manches Mal der Kragen. ^^

Letztes Jahr hab ich in Bezug auf Ängste so meine Erfahrungen gemacht. Ich hab mich so verrückt gemacht, dass ich schon richtig depressiv wurde, schlafen konnt ich ja sowieso nicht, meinen Job war ich auch mehr oder weniger los, bzw. ich wurde versetzt, und wie gesagt, mein Freundeskreis veränderte sich auch. Das war mir einfach zu viel Veränderung auf einmal, ich war total überfordert. Der Körper funktionierte wieder, aber der Kopf nicht. Ich dachte echt, jetzt wirste noch "irre" dazu^^.
Ich hab dann eine Reha gemacht, die auch Psychosomatik dabei hatte, von den Selbstmordgefährdeten bis zum Waschzwang war da allerlei dabei. Und ich konnte mir dann doch sagen: so schlimm ist alles gar nicht bei mir. Es hat mir geholfen, das ganze mal aus anderer Perspektive zu sehen. Mancher Gesunde weiss auch nicht, was ihn in 2 Monaten, 2 Jahren, 10 Jahren.... treffen wird. Sie denken einfach nicht darüber nach. Und so möchte ich es auch wieder halten. Möglichst so leben, als sei alles normal, brav zur Nachsorge wackeln, auf sich achtgeben ja.... , aber nicht mehr die Angst das Leben bestimmen lassen.
Ich hab nun meine Neuanfänge einigermaßen verdaut: neue Grenzen, neuer Job (schon der zweite in der Zeit.... es wird immer einfacher^^), neue Kontakte.... und nicht mehr zu sehr an dem zu Kleben, was nicht zu ändern ist.

Wünsch dir eine gute Nacht^^ (von schlaflos zu schlaflos, hihi....)
ricola
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