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Alt 30.01.2018, 10:08
nilreb nilreb ist offline
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Standard AW: Eltern haben Krebs - (Wie) kann ich helfen?

Guten Morgen ihr Lieben,

danke für eure Worte und Denkanstöße.

Ich habe gestern mit meinem Freund gesprochen und er hat mich eigentlich sehr bestärkt in meinem Denken für meine Eltern da zu sein. Er steht da voll hinter mir. Er hat selber einen Arbeitskollegen, der sich um seine pflegebedürftige Frau kümmert und das schon seit Monaten. Der war noch nicht einmal arbeiten seit dem er sie pflegt. Ich frage mich, wie der das macht, aber wahrscheinlich hat der so ein „Pflegeprogramm“ in Anspruch genommen. Schade, dass ich da keinen rechtlichen Anspruch drauf habe.

Ich will nun erst mal morgen abwarten, was die Ärzte genau sagen, wie es jetzt weitergehen soll und vor allem welche Prognose sie abgeben. Meine Mutti liegt leider seit gestern wieder im Krankenhaus, weil sich schon wieder Wasser außerhalb der Lunge gesammelt hat.

Ich werde das mit der Pflegestufe und zusätzlichen Unterstützungen definitiv ansprechen, aber ich kann mich da momentan nicht drum kümmern. Dazu fehlt mir schlichtweg die Zeit. Das ist ja das blöde mit nem Vollzeitjob, der einen auffrisst. Da bleibt keine Zeit mehr für Familienpflege, leider. Ich bin froh, dass ich hier heimlich im Forum schreiben kann, sonst frisst das einen ja auf. Auch aus diesem Grund, um einfach irgendwie alles zu organisieren, wäre eine Arbeitserleichterung schon sehr vorteilhaft. Meinen Eltern kann ich das nicht aufdrücken, die wären damit vollständig überfordert.

Habt ihr vielleicht noch Tipps, wie man als Angehöriger eine Auszeit nehmen kann? Einfach kündigen? Aufhebungsvertrag? Teilzeit? Krankschreiben wenn ja ist das "erlaubt"? Fakt ist, dass mein Kopf den ganzen Tag rattert und arbeitet und nachdenkt,. Ich finde keinen klaren Gedanken mehr. Während der Arbeit ist es am schlimmsten weil ich mir denke, was mache ich hier eigentlich. In manchen Situationen bekomme ich einen Heulanfall und muss erst mal in die Gemeinschaftsküche gehen. Wenn ich abends zu Hause bin verspüre ich den Gedanken mich zu betäuben, damit ich an gar nichts mehr denken muss.

Es ist für mich momentan alles irgendwie sinnlos, die Gedanken drehen sich eh nur um meine Eltern, da es jetzt langsam wirklich ernst wird. Die Frage, die ich mir nun stelle. „Ist das jetzt einfach mein Schicksal, muss ich das aushalten – wie eine Prüfung oder kann ich mich irgendwie einbringen, nützlich machen. Ich weiß, es wird immer wieder Tief- und Schicksalsschläge im Leben geben. Aber ist es wirklich Stärke, wenn ich mir nichts anmerken lasse, meinen Eltern gegenüber so tue als wird das alles schon wieder nur damit sie denken ich sei glücklich? Vielleicht - aber dann ist plötzlich alles zu spät und ich stehe vor einem Haufen Scherben und mache mir Selbstvorwürfe nicht dagewesen zu sein.

Ich weiß, was diese Krankheit bedeutet. Es geht ja schon so viele Jahre und auch mit dem Thema Tod habe ich mich befasst. Ich bin darauf vorbereitet und werde es so gut es geht mit Fassung tragen. Das was mich so zermürbt ist das „rumsitzen und zugucken“. Diese Vorstellung, es könnte zu spät sein und ich war nicht da, frisst mich auf. All die Jahre waren meine Eltern immer für mich da. Sie haben ihr letztes Hemd für mich gegeben, sind die uneigennützigen und liebsten Menschen die ich kenne und ich soll hier nur rumsitzen, weil ich eh nichts machen kann? Ich weiß, dass ich nichts gegen den Krebs machen kann. Aber ich kann meinen Eltern doch noch ein Lächeln ins Gesicht zaubern, meine Mutti nach Berlin fahren, für sie einkaufen gehen, Hausarbeiten erledigen, Zeit mit Ihnen verbringen, im Garten helfen. Ich sehe das einfach als meine soziale Verantwortung.

Oder ist das eigentlich auch nur egoistisch von mir gedacht, um mein eigenes schlechtes Gewissen zu beruhigen? Ich weiß es nicht

Vielleicht kann ich ja auch mal mit meinem Arbeitgeber sprechen und er stellt mir eine Teilzeitmöglichkeit in Aussicht. So ganz ohne Geld geht es natürlich nicht, leider. Aber trotzdem muss man ja Prioritäten setzten und da kommt bei mir die Familie ganz weit vor der Arbeit. Und ich sollte mich selber auch nicht vergessen, denn wie es momentan ist, macht mich das kaputt. Ich will auch meinen Eltern auf keinen Fall schaden. Nicht dass sie sich noch Vorwürfe machen, sie hätten mein Leben ruiniert. Das wäre ja total kontraproduktiv.

Gibt es eigentlich eine Behörde/Anlaufstelle wo man solche Sachen mal vortragen kann und die einen beraten, was man machen kann, welche Rechte man hat und was für die Lebenssituation das Beste wäre? Ich habe momentan gefühlt 1.000.000 Fragen im Kopf und weiß nicht so recht wo und wie ich ansetzen soll.
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