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Alt 12.10.2009, 15:31
Lucky End Lucky End ist offline
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Registriert seit: 17.09.2009
Ort: Oberschwaben
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Standard AW: Darmkrebs (weiß nicht wo ich damit hin soll)

Liebe Angela,

es tut mir leid, das Du und Deine Familie von dieser Krankheit betroffen seid.

Du schreibst, da (Zitat):

"der eine Arzt meinte er hätte es angesprochen aber sie würde es verdrängen"

ich kann das gut verstehen. Ich selbst habe nach einer OP die Worte "bösartig" gehört - aber angekommen ist das erst einige Stunden später, nachdem mich mein Stationspfleger gefragt hat, ob ich die Diagnose schon richtig verstanden habe? Habe darauf nur mit einem "Ja ja, ich weis, dass der Tumor bösartig ist" geantwortet. Diese Unterhaltung hab' ich mir dann noch einmal durch den Kopf gehen lassen und erst dann ansatzweise begriffen, dass ich Krebs habe.

Mein Vater ist vor einigen Jahren an einem Darmverschluss, verursacht durch eine Metastase, gestorben. Wir alle wussten vorher, dass er nun nicht mehr lange zu leben hat weil der Krebs soweit fortgeschritten war und die Leber und die Nieren fast nicht mehr funktionierten. Jeder war sich soweit im Klaren, dass der Zeitpunkt nahe ist und er nur noch wenige Wochen zu leben hat. Es war sehr hart für uns alle, aber ich möchte die Zeit nicht vermissen. Keiner musste Gefühle vor dem anderen verstecken!!! Es war alles so ehrlich. Wir konnten so wirklich sehr offene Gespräche führen, die nicht statt gefunden hätten, wenn mein Vater uns nicht gesagt hätte, dass es nun soweit sei, bzw. wir ihm verschwiegen hätten, dass nun das Ende kommt. Das schönste an dieser Zeit des Abschiednehmens war, als mein Vater meiner Mutter noch einmal seine Liebe gestand und ihr zum Abschied ein goldenes mit Diamanten besetztes Herz geschenkt hat.
Ein paar Tage später ging es dann plötzlich ganz schnell. Mein Vater nahm die Abkürzung: Er bekam einen Darmverschluss!! Damit hatte eigentlich keiner von uns gerechnet. Er musste spucken und hatte wahnsinnige Schmerzen. Er wollte eigentlich zu Hause sterben, bat aber dann doch darum, dass man den Krankenwagen holt. Er starb dann am nächsten Abend unter starken Morphingaben und Halutinationen.

Ich selber wollte jetzt und möchte auch in Zukunft immer genau wissen wie es um mich steht. Wenn ich mal gehen muss, dann möchte ich die ganze restliche Zeit bewusst nutzen können. Auch wenn ich jetzt noch einmal mit dem Schrecken davon gekommen bin kann ich leider sagen, dass man sich die abartigsten Gedanken macht, wenn man nicht genau weis wie lange man noch hat. Man möchte da einfach noch ein paar Dinge erledigen solange man die Kraft und den Kopf noch dazu hat.

Ich denke, dass Ihr Eure Mutter am allerbesten kennt. Wollte Euch aber mal unsere ganz persönlichste Geschichte erzählen, damit Ihr abwägt, für welchen Weg Ihr Euch letztendlich entscheidet. Er wird sicherlich für Euch der richtige sein.

Ich wünsche Euch viel Kraft und vor allem: Ganz viel ZEIT miteinander
TOI TOI TOI
Lucky End
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