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Alt 24.07.2007, 22:05
fairlady fairlady ist offline
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Registriert seit: 04.10.2006
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Daumen hoch AW: seelische Vorbereitung vor OP???

Ein liebes Hallo auch von mir und ein paar Gedanken, wie "Vorbereitungen" überstanden werden können.

Also, ich habe schon etwas in der Art, wie es sich bei mir dann ergeben hat, gelesen. Aber nichts ist ja ganz gleich.

Im letzten Jahr habe ich Euch über meinen gutartigen Glomustumor im Schädelbasis berichtet. Der Tumor war zwar gutartig, aber die Lage war sehr bedenklich. Um es klar zu sagen, die Lage war besch...... . Im Krupp`schen Krankenhaus in Essen wurde eine OP abgelehnt. Bestrahlung war dort der Vorschlag.
Allerdings bin ich den weiten Weg in die Charitè Berlin gefahren, habe mich dort in der Tumorsprechstunde vorgestellt. Nach sehr gewissenhafter Überlegung konnten mir die Ärzte dort eine Operation anbieten.
Ich habe vor Freude mitten auf der Straße laut geweint, als mir eine Ärztin diese Nachricht per Handy mitteilte.

Nun ja, am 27. März 2007 wurde im Benjamin Franklin Krankenhaus (ich denke, dass gehört auch noch zur Charitè Berlin)eine Embolisation bei mir durchgeführt und direkt zwei Tage später wurde ich am Glomustumor operiert. Es war sage und schreibe eine 17stündige Operation. Das es mindestens 10 Stunden dauern würde, wußte ich vorher schon. Das habe ich auch meinem Bruder verraten. Dem weiteren Familienkreis habe ich die Dauer und den Schwierigkeitsgrad der OP verschwiegen, denn die lieben Angehörigen waren auch so schon fertig genug.
Und Ihr lieben Menschen, die Operation ist erfolgreich verlaufen. Selbstverständlich habe ich bis zum heutigen Tag immer noch Nachwirkungen, aber das ist alles eine Sache der Zeit, bis sich die gereizten Nerven in meinem Körper wieder beruhigen.

Jetzt erzähle ich Euch von meinen Vorbereitungen.
Als bekennende Christin bin ich natürlich immer wieder täglich ins Gebet gegangen. Habe auch vielen anderen aktiven Christen meine Situation geschildert und um regelmäßiges Gebet von ihnen gebeten. So konnte ich sicher sein, dass viele Menschen für mich gebetet haben. Gleichzeitig habe ich noch intensiv an meinem Glauben gearbeitet, denn für mich war es sehr wichtig, mein ganzes Vertrauen auf Gott zu richten und ihm wirklich und wahrhaftig meine Zukunft zu übergeben. Es war auch für mich nicht einfach, aber es hat funktioniert.

Parallel dazu habe ich eine Patientenverfügung verfasst, die auch sehr sorgfältig bedacht sein mußte. Ich habe zwei Söhne. Meinem ältesten Sohn habe ich Handlungsvollmacht erteilt, da er schon einschlägige Erfahrung hatte. Ansonsten habe ich bis zu meiner Beerdigung vorgeplant.
Erstaunt war ich oft selber über meine Situation. Wie besonnen und ruhig ich diese Zeit verkraftet habe. Die Verwandtschaft und Freunde habe mich beobachtet. Sicher dachten sie, ich würde mich abends, wenn ich allein zu Hause war, richtig gehen lassen und in Weinkrämpfen schütteln. Aber zu 99% war es nicht so. Manchmal mußte auch ich schrecklich weinen, aber meistens nur, wenn mir von außen irgendwelche saublöde Gedanken zugetragen wurden. Es gibt leider eine Menge unsensibler Menschen, die ihr leichtsinniges Gerede nicht sonderlich unter Kontrolle haben.
Letztendlich bin ich auch alleine nach Berlin zur OP gefahren. Im starken Glauben, dass für mich in diesem Krankenhaus nur das Beste getan wird, bin ich dort ruhig angekommen.
Nun, ich bin kein Übermensch, und Reaktionen kamen bei mir auch noch auf - vor der Embolisation im OP zum Beispiel. Aber wenn ich die Situation als solche nachträglich betrachte, bin ich Gott dankbar, dass ich mich so voller Glauben in seine Hände begeben durfte.

Du hast geschrieben, Du bist nicht gläubig (christlich). Aber das macht doch nichts. Jeder versucht doch in solch schwierigen Lebenslagen, irgendwoher Halt, Verständnis und darüber hinaus Liebe zu bekommen, um nicht total zusammen zu brechen. Viele Richtungen werden angezapft, trotzdem jeder weiß, dass wir in solchen Situationen total hilflos sind und wir grundsätzlich nur auf irgendetwas vertrauen können - was auch immer.
Ich denke, in solchen schrecklichen Situationen kann jeder versuchen, wie auch immer, seine nötige Kraft dann auch bei Gott aufzuladen. Es schadet auf gar keinen Fall. Menschen können einem schon auf jeden Fall (manchmal auch unbewußt) sehr viel mehr schaden.
Gott ist für die Kranken da. Das hat er ausdrücklich gesagt. Die Gesunden brauchen ihn nicht so dringend. Und nebenbei bemerkt, Du brauchst ja auch niemandem darüber berichten, fall Du doch mal betest, und, jetzt wird es super interessant, es kostet Dich noch nicht einmal einen Cent.
Ich kann Dir nur raten, alle Möglichkeiten anzuzapfen, um diese Zeit für Dich gut zu überbrücken.

Ich wünsche Dir für die nächste Zeit bis zur OP viel Kraft und gute Gedanke.

Und halte Dich unbedingt von Negativ-Quatschköpfen fern.

Viele liebe Grüße

Ellenruth
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