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Alt 26.09.2004, 14:32
Gast
 
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Standard Eierstockkrebs und Bauchfell Metastasen

Meine Mutter ist vor 3 Jahren an Eierstockkrebs erkrankt und hat seither einen unglaublichen Leidensweg hinter sich, der viele Parallelen mit den beschriebenen Fällen aufweist. Die Prognose bei dieser Krankheit ist nicht gerade sehr positiv, doch der Wille zu kämpfen ist bei ihr trotzdem ungebrochen.

Sie hatte zuerst eine 6-monatige Chemotherapie, eine richtige Chemiebombe, bei der ihr auch die Haare ausgingen. Danach erholte sie sich zusehends. Sie erlitt jedoch einen Rückfall und hatte dann eine über ein Jahr gehende Dauertherapie. In vollstem Vertrauen zu den behandelnden Ärzten hat sie diese auch durchgemacht, jedoch immer wieder den Wunsch geäußert, auch etwas anderes zusätzlich zu tun oder vielleicht ein anderes Mittel einzusetzen.

Immer wieder erhielt sie jedoch die Antwort, dass es für ihren Fall nur dieses eine Mittel gäbe. So erhielt sie Woche für Woche ihre Infusion, wobei ihr gesamter Verdauungsapparat und die Schleimhäute völlig zerstört wurden – doch darauf wurde überhaupt nicht Bedacht genommen. Ich habe im Internet bezüglich alternativen zusätzlichen Methoden recherchiert und bin auf die Misteltherapie, Hyperthermie und lokale Chemotherapie gestoßen.

Eine Misteltherapie wurde teilweise durchgeführt, doch leider gibt es kaum Ärzte, die wirklich mit dieser Therapie umgehen können. Zu Hyperthermie und lokaler Chemotherapie konnte in diesem Krankenhaus in Graz niemand etwas sagen, also kam es laut Meinung der Ärzte für meine Mutter auch nicht in Frage.

Erst viel später – vielleicht zu spät – erfuhren wir per Zufall, dass es im LKH Graz sowohl ein modernes Hyperthermiegerät, das einzige in Österreich, als auch Möglichkeiten der lokalen Chemotherapie gibt.

Unsere Wut und Enttäuschung kannte keine Grenzen: WARUM sind sich Ärzte und Krankenhäuser so futterneidig, dass andere, vielleicht zielführende, Therapien in „Konkurrenzunternehmen“ regelrecht verschwiegen werden? WARUM gibt es, wenn es um Krebs geht, keine umfassende Kooperation auf allen Ebenen im Sinne einer bestmöglichen Versorgung des Patienten. Wie ist es möglich, dass hier nur die Pharmaindustrie im Hintergrund die Fäden zieht, es geht schließlich um Menschen und deren Leben, nicht nur um Cashflows und tolle Reisen in die Karibik wenn der Umsatz stimmt.

Haben denn diese Menschen eine Vorstellung, wie viel Leid sich hinter jedem Krebspatienten verbirgt? Da ist nicht nur der Patient selbst, sondern auch eine Familie, die verzweifelt und oft hilflos mit ansehen muss, wie der Patient zum Spielball der Interessen von Ärzten und Pharmaindustrie wird.

Das ist die eine Seite. Was ich weiters nicht verstehen kann ist, wie der Patient allein gelassen wird mit seinem Schicksal. Er bekommt zwar brav seine diversen Medikamente verabreicht und das war’s dann schon. Ich verstehe ja, dass die Chirurgen selbst überlastet sind und keine ausführlichen Gespräche mit dem Patienten führen können.

Doch WARUM gibt es immer noch keine ausreichende psychologische Betreuung in den verschiedenen Kliniken? Jede Anstalt müsste eine kompetente Anlaufstelle besitzen, in der der Patient ganzheitlich betreut und umfassend über mögliche alternative Heilmethoden informiert wird, sowie psychologische Betreuung, vielleicht auch Anleitungen zu leichten Bewegungsübungen erhält. Viele Patienten sind einfach zu schwach, um zu einem Therapeuten oder in eine Selbsthilfegruppe zu gehen.
Mühsam sucht man sich also Informationen aus dem Internet zusammen, spricht mit anderen PatientInnen, die wieder etwas wissen und nach einigen Jahren hat man dann schon ein gewisses Wissen beisammen. Leider war hier die Krebshilfe auch keine wirkliche Hilfe, was uns sehr enttäuscht hat, nicht zuletzt da wir viele Jahre für diese Organisation gespendet haben.

Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Österreich auch praktisch keine Rehabilitations-Kuren für Krebspatienten – weil es anscheinend nicht lohnt, es könnte ja sein, dass der Patient stirbt, da ist es doch schade ums Geld. Bei einem Beinbruch bekommt man umfassende Rehabilitationsmaßnahmen, bei Krebs nicht.

Da liegt man dann im Krankenzimmer, allein gelassen mit einer lebensbedrohlichen Krankheit. Wenn jemand kommt, dann um Essen oder Medikamente zu bringen. Kann das alles sein?

Wie ist es möglich, dass nach so vielen Jahren Krebsforschung, in der auch schon ganz gute Erfolge erzielt wurden, der Mensch hinter dem Patienten noch so wenig beachtet wird. Er fühlt sich oft wie ein Aussätziger mit einer ansteckenden Krankheit, dem man besser nicht zu Nahe kommt, denn mit Krebs möchte man lieber nicht zu tun haben. Natürlich steckt da viel Hilflosigkeit dahinter, Hilflosigkeit einer Krankheit gegenüber, deren Ursache man in Wahrheit noch nicht wirklich auf die Schliche gekommen ist.

Andererseits wird der Krebspatient auch als munter sprudelnde Geldquelle betrachtet, da er natürlich alles versucht, was zu seiner Heilung beitragen könnte und bereit ist, dafür Geld auszugeben. Es gibt keine Stelle, die nähere Informationen zu seriösen Alternativ- bzw. Ganzheitsmedizinern gibt, man muss erst mühsam sämtliche Ärzte absolvieren und selbst in Erfahrung bringen, wer seriös ist und wer nicht.

Es ist höchste Zeit, dass hier endlich etwas in Gang kommt, wie viele Patienten müssen noch unsägliches Leid über sich ergehen lassen, bevor es endlich menschlichere Versorgungsmöglichkeiten gibt?

Was wir aus der Sache gelernt haben: Niemals einem Arzt allein vertrauen, von vielen Seiten Informationen einholen, möglicherweise das Krankenhaus wechseln, wenn Zweifel da sind, beizeiten eine Chemo-Pause einlegen, da oftmals die Chemo mehr schadet als es der Krebs tut. Alles doppelt hinterfragen und niemals die Hoffnung aufgeben. Meine Mutter kämpft auch immer wieder mit dem Wasser in Lunge und Bauchraum, momentan ist es gerade erträglich doch vor allem isst sie kaum etwas. Sie hätte zwar Appetit, doch vieles kommt postwendend wieder retour. Kennt jemand etwas, um die Schleimhäute wieder aufzubauen, den Verdauungsapparat zu regenerieren?
romifan@hotmail.com
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