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Alt 22.06.2010, 04:24
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Ariadne Ariadne ist offline
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Standard AW: Ich möchte einen anderen Weg gehen

Hallo Kiska,

ich bewundere deine Entscheidung, basierend auf Grundlagen deiner logischen Gedanken.
Als Hinterbliebene beschäftigt mich dieses Thema sehr. Chemo oder nicht Chemo.

Mein Freund war durch eine Herztransplantation und die vielen Medikamente, die einzunehmen waren, auch wie du "vorbelastet".
Aus diesem Grund war es für uns von Anfang an klar: Eine Chemo kommt nicht in Frage. Und wir waren von dieser, unserer Entscheidung felsenfest überzeugt.
Und dann kam der Tag, an dem uns von einer Freundin der ärztliche Rat erteilt wurde: "Damit ihr euch nicht eines Tages vorwerfen werdet nicht doch alles versucht zu haben, empfehle ich euch mit dem Onkologen wenigstens eine sanfte Chemo durchzuziehen und danach, nach Erfolg und Verträglichkeit zu entscheiden.....hat es erwas gebracht, machen wir weiter oder nicht? Der Gedanke war einleuchtend.
Gesagt, getan.
Onkodoc wählte eine "sanfte" Mono-Chemo aus; und ab diesem Moment befanden wir uns in den Mühlen einer klassischen Chemobehandlung. Einem Zwang gleich, folgte der ersten erfolglosen Chemo die zweite und dritte, gleichfalls erfolglos, und danach hatte Onkodoc für ihn nichts mehr "in der Hosentasche". Austherapiert nennt man das. Und wäre noch eine möglich gewesen, er hätte auch dieser zugestimmt. So sind wir Menschen, denn die Hoffnung stirbt zuletzt.
Die Zeit während den Chemos wurde von den üblichen Nebenwirkungen begleitet, die, wenn man es denn wirklich will, immer auch erträglich sind. Aber - von den zahlreichen Nebenwirkungen nahm Fatigue das fort, was Lebensfreude ausmacht. Das Vogelgezwitscher nicht wahrnehmen zu können, den Duft eines Kuchens nicht riechen zu können, das Flimmern des Sonnenlichtes auf der Elbe nicht sehen zu können, ja nicht einmal sehen zu wollen . Für mich, als Angehöriger, war es schwer dieses zu erleben, nicht helfen zu können. Und wie schwer muss diese Machtlosigkeit im Unterbewusstsein des Betroffenen gewesen sein, sich dagegen nicht wehren zu können.

Häufig stellt sich mir die Frage nun: Wie wäre unsere Zeit verlaufen, wenn wir nach dem ersten Chemoversuch aufgehört hätten? Einen Teil der Antwort mag man sich aus den Erkenntnissen nehmen, dass es nach dem Absetzen jeder Therapie zu eindeutiger Besserung des Allgemeinbefindens kam.
Das freilich sagt nichts über das stetige Fortschreiten der Krankheit aus.

Jede Entscheidung liegt bei dir. Niemand kann sie dir abnehmen. Dieser Umstand berührt mich noch immer sehr. Über Dinge entscheiden zu müssen, die man sich im Leben nie vorgestellt hatte.

Dein Lebenspartner, weiß er um dich?

Neuseeland - ich wünsche dir alles Glück, dass du erhaschen kannst.

Ich umarme dich und denke an dich,
Marian

Geändert von Ariadne (22.06.2010 um 04:27 Uhr)
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