Einzelnen Beitrag anzeigen
  #10  
Alt 07.03.2009, 02:49
Benutzerbild von Uwe-Klaus
Uwe-Klaus Uwe-Klaus ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 02.09.2006
Ort: Ketsch (an der Knatter)
Beiträge: 82
Standard AW: Ein unbeschwertes Leben, Krankheitsbefund, Kampf

Der erste Tag nach der OP bis zur Rückkehr nach Hause.
Aufgewacht! Meine Frau und meine Schwägerin sind da. OP sei gut verlaufen. Und schon bin ich wieder weg. Gegen 19:00 wurde ich im Bett von zwei Pflegern aufgesetzt, meine Beine hingen herunter. Mit deren Hilfe stand ich dann auf, und stand mit zitternden Beinen, ein paar Sekunden, vielleicht auch Minuten, und der Schweiß rann mir in Strömen über die Stirn. Zurück ins Bett. Sonstige Erinnerungen an diesen Tag: schwarze Nacht, nix. Am Morgen des 01.08 war ich „brezelmürb“ Ich erhielt Besuch von Frau Pfarrer und wir hatten ein ergreifendes Gespräch. Danach noch der Physiotherapeut und diverse Übungen im Bett. Visite und Entfernung der ersten Schläuche (Meine Frau erzählte mir später, am Tag der OP hätte man mich vor lauter Schläuchen und Armaturen fast nicht gesehen). Mit Hilfe der Pfleger ging ich auch aus dem Bett und musste dann auf der Stelle treten. Am Nachmittag nochmals die gleiche Prozedur. Wieder Schweiß gebadet. 02.08: Körperpflege durch Schwester, Visite und weitere Schläuche entfernt. Zum ersten Mal alleine aufgestanden und ein paar Schritte gelaufen, bis zum Wachzimmer und zurück. Am Nachmittag wieder alleine aufgestanden und auf eigenen Wunsch bis zum Ende der Intensivstation gelaufen, durch die Tür auf den Gang. Da stand ich, die Tränen liefen mir über das Gesicht und mein Gedanke war: „Ich bin wieder unter den Lebenden“ 03.08. Visite am Morgen, ich werde auf die normale Station verlegt. Physiotherapeut kommt, wir machen Übungen, außerdem warme Tupfer zur Entspannung. Danach ein Spaziergang zur Zentralen Aufnahme – ca. 60 Meter, alles schön langsam und bedächtig. Umzug. Schlechte Nacht, musste drei Mal Schmerzmittel zusätzlich nehmen. 04.08.: Muskelkater wegen Physioübungen gestern. Visite und Pflaster weg. Bleibt auch weg. Erlaubnis zum duschen. Blasentraining angeordnet. Übungen mit Physiotherapeut, Narkose Pflaster tauschen, Blut abnehmen, am Nachmittag Entfernung des Blasenkatheders. Wieder unruhige Nacht. 05.08.: Kreuzschmerzen, wahrscheinlich das viele Liegen. Grosse Überraschung: mein Bruder und meine Schwester kommen zu Besuch. Alle „tröpseln“. Meine Schwester wollte in meine Krankenakte schauen und hat diese dann akribisch durchgesehen. Noch größere Überraschung, Freunde aus Hannover kommen vorbei, sind auf dem Weg in den Schwarzwald, Mutter besuchen. In der Cafeteria sitzen wir gemütlich beisammen und ich nehme die ersten drei Züge. Fein. Später im Garten, noch mal vier Züge. Wieder fein. 07.08.: Visite. Pathologischer Befund ist da. Tumor und Befall Lymphdrüsen! Am Boden zerstört! Entfernung der ersten OP – Drainage. Danach aus Verzweiflung drei Stück geraucht. Dieser Tag ist mir als einer der schlechtesten Tage meines ganzen Lebens in Erinnerung. Am Abend Entfernung des PDK. 08.08.: Visite und Präzisierung des pathologischen Befundes, Gallengangskarzinom und neun von zwanzig Lymphknoten befallen. Entfernung der ersten 17 OP – Fäden. Doktor: “Der Mann wird am Montag entlassen“. Mein Einwand, bei uns im Dorf sei bis zum Sonntag Fischerfest und ich würde gerne am letzten Tag hingehen, einen Fisch essen und ein Krug Bier trinken, wurde von Ihm mit einem Lächeln beantwortet. Danach: “Der Mann geht am Sonntag“! Mein Bruder ist mit seiner Frau da. Termin beim Onkologen. Radikale Aufklärung, aufzeigen der Möglichkeiten. Vorschlag: adjuvante Chemotherapie mit Gemcitabine (Gemzar). Bedenkzeit erbeten. 10.08.: Sozialstation und viele Infos ( z.B. Kur oder AHB, Antrag auf Ausstellung eines Ausweises wegen Schwerbehinderung, Nachsorge, Chemotherapie. Was zuerst, wie ist die weitere Vorgehensweise, wann muss was erledigt werden, +++? An was man da alles denken soll / muss! ). 11.08.: Mitteilung an Onkologen, dass ich vorerst keine Chemotherapie machen, sondern erst eine Zweitmeinung einholen möchte. Am Nachmittag kommt meine Schwester und bringt diverse Bücher mit, Alternativmethoden, Heilpraktiker, Glauben, ....
- Lothar H i r n e i s e, Chemotherapie heilt Krebs und die Erde ist eine Scheibe, ISBN 3–932576 67-5
- Reimar Banis, Durch Energieheilung zu neuem Leben, ISBN 3-936486-15-8
- Dr. Joseph Murphy, Die Macht Ihres Unterbewußtseins, ISBN 3-8289-1926-X
Meine Schwester ist ganzheitlich interessiert und bestens auf dem laufenden. Ich bin Ihr heute noch dankbar für die Bücher, denn ich habe einiges daraus gelernt und versucht für mich anzuwenden. 12.08.: Entfernung der restlichen OP – Fäden und Narbenbehandlung mit Bepanthen. 13.08.: Entlassung aus dem Krankenhaus und abends auf das Fischerfest. Wie mit Dr. Jentschura besprochen, einen Fisch und ein Krug Bier! Happ mich aber beim Bier übernommen. Wie gut wenn man einen halbwüchsigen Sohn hat! Der Heimweg war beschwerlich und ich hatte Angst, mit zuviel zugetraut zu haben, musste drei Mal ausruhen.
__________________
Uwe, Klaus

Geändert von Uwe-Klaus (08.03.2009 um 02:19 Uhr) Grund: Überschrift korrigiert
Mit Zitat antworten