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Alt 04.08.2014, 14:08
Sereknitty Sereknitty ist offline
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Standard So unwirklich, Lebensgefährt, 29, NHL

Hallo alle miteinander,
ich habe zwar schon im Lymphdrüsenkrebsforum geschrieben aber ich glaube ich gehöre eher hierher weil ich einfach auch meine Gefühlswelt "zu Papier" bringen will. Mein Lebensgefährte ist 29 und wir sind jetzt seit 10 Jahren zusammen. Ich bin 32. Am 11.06 hat er die Diagnose bekommen, dass er diffuses großzelliges B-Lymphom, primär mediastinal hat, Stadium 3b. Für uns hat sich echt ein Riesenloch aufgetan.
Angefangen hat alles so harmlos am Mo 19.05 mit Halsschmerzen und leichter Lymphknotenschwellung. Als erstes dachten wir noch an eine Halsentzündung. Es ist aber dann anstatt besser, schlimmer geworden und am Ende der Woche war dann nach dem Aufstehen auch noch sein Gesicht und der Hals für eine Stunde oder so geschwollen. Er ist dann am Mo, ziemlich genau eine Woch nach den ersten Symptomen zu unserer Hausärztin gegangen und ab da hat haben sich die Ereignisse dann überschlagen. Am selben Tag kam er noch ins Krankenhaus, am nächsten Tag dann CT, erstmals war nur von einer Raumforderung die Rede und abends wurde er dann in die Uniklinik überstellt. In der Uniklinik haben sie dann am nächsten Tag gleich eine Biopsie gemacht. Vor der OP haben wir dann das erste Mal mit einem Arzt gesprochen und erfahren dass Krebs vermutet wird. Wir waren zu dem Zeitpunkt von der Ungewissenheit schon ziemlich fertig. Die Schwellungen im Gesicht und Hals kommen von einer Einflussstauung, da das Gewächs die Venen zum Herzen abschnürt.

Die Wartefrist war dann der Horror, das dann nur noch das Ergebnis übertroffen wurde. Plötzlich war von heute auf morgen alles anders. Chemo, 70%-80% Überlebenswahrscheinlichkeit, Unfruchtbarkeit möglich, mind. ein dreiviertel Jahr mal außer Gefecht. Eventueller Kinderwunsch mal auf Eis gelegt.


In der Zwischenzeit sind die Chemogaben und die Krankenhausgänge schon fast Routine, aber ich komm mir immer noch wie in einer (Alp)Traumwelt vor.
Ich kann es irgendwie noch immer nicht glauben. Natürlich weiß ich dass Krebs alle Altersgruppen treffen kann aber irgendwie denkt man nicht dass es einem erwischt vor allem, weil es in seiner Familie auch keine Krebsfälle gibt. In der Zwischenzeit weiß ich, dass das bei Non-Hodgkin ziemlich wurscht ist, dass macht es aber auch nicht besser.

Ich versuche für ihn der Fels in der Brandung zu sein und mir meine eigene Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, auch weil seine Familie nicht in Österreich wohnt, aber ich fühle mich ja selber so hilflos und ich habe ihm gut zugeredet und selber zweifle und fürchte ich so viel.
Er hat jetzt schon so eine große Angst vor einem Rezidiv und ich versuche ihm gut zuzureden und lese doch selber an jeder Ecke, dass Rezidive bei NHL häufig sind. Ich bekomme im Moment einfach nicht meinen Kopf frei. Ich gehe mit ihm wann immer es geht zu den Chemoterminen und rede im Spital mit den Ärzten. Er kann und will sich damit einfach nicht beschäftigen. Er sagt jedes Mal wenn er mit einem Arzt spricht blockiert sein Hirn und er merkt sich wirklich nichts von den Gesprächen.


Er ist wirklich ein guter Mensch, sehr einfühlsam und eh schon genug bedient. Er hat durch einen Unfall mit 14 eine instabile Wirbelsäule die leider seit ca 2 Jahren akut geworden ist und kann den Alltag nur mit Schmerzmittel bewältigen. Er ging aber trotzdem arbeiten und lebte sein Leben so gut es halt ging obwohl er mit vielen Sachen aufhören mußte und jetzt auch noch das. Es ist einfach nicht fair.
Naja Krebs ist halt nicht fair aber man denkt sich halt, wenn man einigermaßen gesund lebst ist das Risiko niedrig....aber anscheinend ist es machmal einfach sowas von wurscht.
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