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Alt 07.03.2015, 15:16
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natalie75 natalie75 ist offline
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Standard AW: Scheidenrekonstruktion nach Cervix Ca und Wertheim OP

Hallo Ihr

Oh ja .....die ganzen Sorgen kennen bestimmt die meißten hier..

Das Ding ist ja ....man wird komplett und völlig unerwartet aus dem "ganz normalen Leben" rausgerissen wenn man die Diagnose bekommt....ich war eben auch gerade in Kinder-Planung.

Bei mir wars so daß ich ich damals spät abends noch einen Anruf von meiner FÄ bekam.....sie sagte ich möchte doch bitte den kommenden Tag mal bei Ihr vorbeischauen....ich war schon froh daß sie es mir nicht am Telefon sagte.....
sie meinte auch schon den Abend ich solle am besten auf der Arbeit schon Bescheid geben , daß ich die Tage darauf einen kurzen KH-Aufenthalt hätte....

Als ich dann bei Ihr auf der Pritsche saß , setzte sie sich neben mir auf die Pritsche.....sie nahm meine Hand und eröffnete mir daß beim Abstrich Krebszellen gefunden wurden....und daß es aber wahrscheinlich mit einer Konisation behoben würde.....

Ich hörte ur das Wort Krebs ....alles andere was sie mir sagte und erklärte ging komplett an mir vorbei...ich hatte das Gefühl als wenn ich neben mir stehe und die Ärztin dabei beobachtete wie sie einer Frau erkläre sie habe Krebs......

Ich bin benommen nachhause....aber eigentlich sehr ruhig geblieben.....erst mal.....ich packte die große Tasche ....für ein paar Tage und den Tag drauf war ich bereits im KH.....den nächsten Tag bei der Konisation zerfiel aber mein Gebährmutterhals....und beim Aufwachen aus der Narkose saß die FÄ schon an meinem Bett.......sie wollte gerne mit mir und meinem Freund reden.....ich ahnte nichts gutes....
Sie eröffnete uns daß wir 2 Möglichkeiten hätten.....
Nur die Cervix entfernen und ein "Röhrchen" legen...wenn wir noch einen Kinderwunsch hätten....oder aber auf Nummer sicher gehen und eine Wertheim-Meiks OP....aber sie sagte uns auch direkt , daß die Hormone während einer Schwangerschaft einen Tumorwuchs begünstigen könnte....

So......nun saßen wir da......mein damaliger Freund....ohne eigenen Nachwuchs und mit dem riesen Wunsch eines zu haben......und Ich mit 6jährigem Sohn....und unglaublicher Angst im nicht erhalten zu bleiben.....nun könnt Ihr euch ja denken wie es mich zerissen hat.....ich hatte ganze 3 Tage Bedenkzeit......
Es war grausam......ich -gerade mal 26- wollte für meinen Sohn noch lange Zeit da sein....und er -damals 31- wünschte sich nichts mehr als ein eigenes Kind.......meine Entscheidung war klar....und ich setzte mich durch...ganz klar...

Die 4 Jahre darauf bekam ich immer und immer wieder einen verbalen Seitenhieb......wobei mich die meißten in meinem Umfeld absolut verstanden, bekam ich von Ihm und seiner Familie plötzlich zu spüren , daß ich nur noch ein lästiges Anhängsel bin.....selbst meinen Sohn den sie damals vergötterten wurde plötzlich nicht mehr wirklich als "Sohn" bzw "Enkel" gesehen......es war fürchterlich......so trennte ich mich dann....

Meinen Jetzigen lernte ich kennen und erzählte ihm sofort von meiner Einschränkung......wir kamen die ersten 2-3 Jahre relativ gut damit klar.....da nahm ich auch noch die Novofem Hormontabletten und meine Restscheide war relativ feucht und auch bestimmt noch um 2 cm länger als letztes Jahr....also ca 6cm.....es tat auch ehrlich anfangs nicht ganz so arg weh...es war eher ein unangenehmes "drücken" am Scheidenende....
dann setzte ich aber die Hormontabletten ab und fühlte mich körperlich sogar ein wenig besser als zuvor.....allerdings bekam damals mein Freund ein künstliches Kniegelenk....und seit der OP bekam er noch viele Wochen einige Medizin die - wie er sagte - seine Lust total herunterfuhr......wir hatten da länger als 5 Monate keinen einzigen Verkehr gehabt.....
Damit fing das ganze Übel an.......ich machte mir Gedanken.....nahm bestimmt 10 kg zu fand mich völlig unattraktiv.....schottete mich immer mehr ihm gegenüber ab.....machte mir Sorgen , daß er vielleicht eine Andere hätte....und wurde immer depressiver...
als wir dann nochmal einige Versuche wagten merkte ich deutliche Unterschiede zu vorher......es war deutlich trockener....enger und auch kürzer dort unten.....es blutete immer öfter...zwar nicht richtig dolle...mehr so Wundwasser ähnlich....also hellrot...aber es machte einfach keine Freude mehr und man befürchtete jedes weitere mal daß es alles noch schlimmer würde....immer wieder diese Ängste....natürlich auch bei ihm....er wollte mir einfach nicht weh tun.....

....so wurde es immer weniger ....und ich machte mir immer noch mehr Sorgen um unsere Beziehung....ich suchte schon quasi nach Beweisen , daß er mir fremdgehen würde....weil ich einfach nicht verstand wie er mitunter schonmal monatelang keinen Sex mit mir haben wollte....
Ich fing an die Ratschläge meiner FÄ umzusetzen....ich wendete diese Ovestinsalbe an um die Scheide wieder etwas feuchter und geschmeidiger zu bekommen....ich bestellte mir in solchen Erotikshops die kleinsten Dildos die ich fand....um alles wieder ein wenig zu dehnen.......doch nach über einem Jahr und regelmäsiger Anwendung empfand ich quasi null Veränderung.....

Dann suchte ich nach anderen Möglichlkeiten....
.....mir wurde plötzlich bewußt was die heutige Medizin alles zu machen vermag.....sie operieren Transsexuelle in ihren richtigen Körper hinein....aus Frauen werden Männer....aus Männer Frauen.......
Mensch...dachte ich da....da muß es doch auch eine Lösung für mich geben ...

Wie schon erwähnt.......ich denke wenn ich nicht noch so jung (wie ich mich eben fühle) wäre ....dann wäre es mir vielleicht vom Kopf her viel leichter gefallen mich mit der Situation langsam abzufinden.....aber......
....mal ehrlich.....wie schön ist diese eine Sache.....wie "nahe" kommt man dabei seinem Partner....(auch seelisch gesehen) ....
...klar....sicherlich war es auch mal ganz interressant mal andere Varianten "durchzuprobieren".......aber für den Rest meines Lebens......NEIN.....
Ich wollte wieder diese Nähe....ganz eng am Partner....alles spüren eben ....

Nun habe ich es getan.....und ich war mir sehr bewusst darüber daß die Phase der Gewöhnung...und auch der stetigen Pflege des operierten Bereichs sein muß...und auch eine ganze Weile anhalten mag....daß es auch trotzdem nicht genau wie vor dem Krebs sein wird.....aber allemal besser......und wie ich schon vermutete war es für MICH bis jetzt vom Kopf her eine kluge Entscheidung das Übel an der Wurzel zu packen...anstatt das Problem von der anderen Seite bearbeiten zu wollen...-sprich Psychotherapie.....

Klar mögen es viele auch genau andersherum sehen....und auch in einer Psychotherapie die echte "Erlösung" finden.....aber ich wollte nicht monate- vielleicht jahrelang ein Thema zerreden , mich immer wieder bei einer eigentlich fremden Person darüber ausheulen in was ich doch für einer belastenden Situation bin....versuchen wollen mich umzupolen lassen daß es noch schönere und wertvollere Dinge auf Erden gibt als "DAS".....

Klar......das Leben ist ganz ohne Zweifel auch ohne "DAS" sehr wertvoll.....aber ich empfinde "DAS" eben als das i-Tüpfelchen einer glücklichen Beziehung.....

Ich wolte nun die Psychotherapie nicht schlecht reden....ganz und gar nicht.....aber es ist mein persönliches Empfinden....und ich wollte eben ich selbst bleiben ....

....wüsste gerade echt gerne wär es vielleicht ähnlich wie ich angegangen wäre....

ganz ganz liebe Grüße an Euch alle

Natalie
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