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Alt 13.03.2012, 21:39
Dirk1973 Dirk1973 ist offline
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Ort: Ende aus, Micky Maus
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Standard AW: Diagnose: Hodenkrebs

Hallo Why,
mach Dich bitte bloß nicht schon im Vorfeld verrückt. Ich weiß, das sagt sich so leicht und wenn man meine Postings von "damals" liest, war ich wohl auch nicht groß anders.
Bei der Chemo ist ganz viel auch einfach Kopfsache. Versuche sie als etwas Positives zu sehen. Sie schmeißt eventuell noch durch Dich kreuchende und fleuchende Krebszellen raus und läßt Dich eben nicht an diesem Krebs zu Grunde gehen. Die heutigen Threapieprotokolle sind dermaßen gut abgestimmt, dass die Nebenwirkungen im Vergleich zu früher um ein Vielfaches weniger geworden sind.
Gegen die meisten NW kann man effektiv etwas machen. Bei zwei Zyklen erwartet Dich vermutlich auch weniger, als müsstest Du jetzt drei oder vier Zyklen fahren. Solche Sachen wie Polyneuropathie, andauernder Tinitus oder so wirst Du wahrscheinlich gar nicht abkriegen. Und wenn: man kann sich mit den NW oftmals auch arrangieren und sie werden Dich nicht auf ewig begleiten.
Was die Spätfolgen angeht.... nun ja. Klar gibt es sie. Wir können sie kriegen, müssen es aber nicht. Die für uns relevanten Erfahrungen in Sachen Spätfolgen kommen erst jetzt zum Tragen, da das PEB-Protokoll so wie es derzeit gefahren wird, gerade erst mal seit wenn überhaupt gut zehn Jahren so gemacht wird. Früher wurde ganz anders dosiert, wurden ganz andere Medikamente genommen. Natürlich besteht für uns ein gewisses höheres Risiko später mal eine Leukämie zu kriegen. Aber selbst wenn es so ist, hast Du zwischen jetzt und der Spätfolge viele lebenswerte Jahre.

Leider geht aus Deinen Postings nicht hervor, welchen Tumor-Typ Du hast. Daher werde ich kurz aber deutlich darauf eingehen. Hast Du ein Seminom, wird es schwer selbst bei nun noch folgenden Metastasen daran zu sterben. Seminome sind sehr gut therapierbar und metastasieren eher moderat. Die mir bekannten Todesfälle mit Seminom hatten durch die Bank weg eine sehr schlechtes Erst-Staging, da die Erkrankung erst sehr spät erkannt wurde.
Beim Nicht-Seminom (wie z.B. bei mir) ist das mit dem Ableben deutlich einfacher, da Nicht-Seminome gerne schnell metastasieren.
Jetzt sitzt Du in der Klemme: machst Du Wait-And-See oder Chemo. Chemo könnte in Deinem Fall eine Übertherapie sein, da bisher keine Metastasen gefunden wurden. Wait-And-See bedarf einer sehr disziplinierten und engmaschigen Nachsorge, damit Rezidive dann doch schnell gefunden werden. W-A-S geht aber auch echt auf die Psyche, denn der Druck ist doch enorm, wenn ich so die Erfahrungen von W-A-S-Usern lese.
Ein (nicht sehr wahrscheinliches) Rezidiv nach bereits erfolgter Chemo wird dann schon deutlich schwerer und umfangreicher.
Von einer Hochdosis-Chemo bist Du aber zumindest so weit entfernt, wie ich vom Ehrensold eines Bundespräsidenten .
Wenn Du Dir nicht sicher bist, was Du machen sollst, hole Dir unbedingt eine Zweitmeinung aus einem Tumorzentrum ein. Hier im Forum findest Du alle Kontaktadresse dazu. Einfach mal die Suche bemühen.

Und um die vielen Worte zu Ende zu bringen: ich hatte 2006 eine metastasiertes Nicht-Seminom mit Blut- und Lympfgefäßbeteiligung inclusive einer (zum Glück) kleinen Lymphknotenmetastase. All dies brachte mir drei Zyklen PEB ein und heute war mein rezidiv- und von Tinitus (den ich latent vorher schon hatte) abgesehen nebenwirkungsfreies Fünfjähriges.

Viele Grüße
Dirk
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