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Alt 13.01.2015, 12:36
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remeni remeni ist offline
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Standard AW: Brustkrebs und die Arbeit...

Hallo,
ich würde auch sagen, "nur" weil wir Krebs haben/hatten, können wir von den Anderen jetzt nicht erwarten, dass sie sich in unsere Situation hineinversetzen können und jeder richtig reagiert. Außerdem ist unser Befinden oft tagesform-abhängig. Mal will ich zB. Anteilnahme, mal will ich gar nicht drüber reden. Und es ist mir nicht auf die Stirn geschrieben.

Dann sollten wir noch bedenken, dass jeder Andere sein eigenes Päckchen zu tragen hat und vlt. selber gar nicht in der Lage ist oder keinen Bock dazu hat, sich auf unsere Befindlichkeiten einzustellen.

Nur ein paar Bsp. aus meinem engsten Umfeld:
-mein Bruder (57 Jahre) hat vor ein paar Tagen einen Herzinfarkt gehabt
-mein Lieblingsonkel (ca. 75) leidet seit ca. 4 Monaten an einem Hirntumor, kriegt nichts mehr mit, seine Frau/meine Tante ist rund um die Uhr mit seiner Pflege beschäftigt und er hat wohl kein Jahr mehr
-meines anderen Bruder Tochter (22) hat im August geheiratet und im Oktober war ihr frisch angetrauter Mann (25) an Darmverschluss plötzlich verstorben

..

Plötzlich bin ICH in der Situation, die richtigen Worte zu finden, Anteilnahme zu zeigen.. Da spielt es keine Rolle, dass ich BK habe, wie ich mich fühle, ob ich in 5 Jahren noch gesund bin oder in 10 Jahren schon tot.

Und ganz speziell während der Arbeit: wenn man zur Arbeit kommt und sein Geld dafür haben will, darf man auch erwarten, dass die Leistung erbracht wird. Geht es (noch) nicht, muss man mit seinem Chef/Arbeitgeber sprechen und eine Lösung finden. Gerade in Deutschland gibt es da gute Möglichkeiten und Angebote.
In der Arbeit kann ich nicht erwarten, dass auf meine private Situation Rücksicht genommen wird. Mein Chef ist nicht mein Freund. Meine Kollegen haben jeder eigene Aufgaben.
Während der Arbeit wird professionelles Auftreten erwartet, unabhängig vom Einzelschicksal.
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