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Alt 30.03.2009, 19:21
Cindy 69 Cindy 69 ist offline
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Registriert seit: 08.10.2008
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Beiträge: 135
Standard AW: Geht es nur mir so ???

Liebe Andrea,

wenn ich deine Zeilen lese, meine ich es ist meine Geschichte die du schilderst. Meiner Mutter ging es nach dieser Lungenpunktion auch schlecht. Sie musste auf die Intensivstation zur Beobachtung gelegt werden. Nach zwei Tagen ging es ihr wieder besser.
Bei uns ist es ähnlich wie bei dir: Die Eltern meines Mannes sind gesund und munter (sei ihnen natürlich zu gönnen), aber Verständnis oder wenigstens mal ein Anruf um nach meinem Befinden zu fragen... Da kommt null und nichts. Ich merke ja auch, dass sie in einer anderen Welt leben. Da zählt Urlaub, Klamotten... Alles was mir absolut unwichtig ist. Sie sind gesund und munter. Da kann sich keiner in meine Lage versetzen. Ich habe niemand mehr. Keine Eltern, keine Geschwister. Das Ergebnis ist, dass ich mich von ihnen Distanziere, weil sie mir "zu viel" sind. Ich kann dieses Gegackere nicht ertragen, werde wahnsinnig. Ich kann augenblicklich nur mit den Menschen zusammen sein, die mir gut tun. Und so ist es einfach.

Weist du, wir, die wir unsere Eltern verloren haben oder am verlieren sind, wissen wovon wir reden. Wir alle verstehen was das für ein überwältigend, grausames Gefühl ist. Es drückt einem die Kehle zu. Mein Appetit war noch nie so schlecht und noch nie habe ich so schnell an Kilos verloren.
Das ist einfach so ein furchtbarer Zustand. Die Menschen, die nicht wissen, was es heißt Vater oder/und Mutter zu verlieren, können es nicht nachempfinden. Sie versuchen irgendwie auf uns zuzugehen... Aber eigentlich können sie es auch gleich bleiben lassen.
Ich bräuchte Ablenkung...??? Heißt das, wenn ich 3 Stunden in die Stadt zum Klamotten kaufen gehe, bin ich so abgelenkt, dass ich 3 Stunden nicht an meine Mama denke? Und quietschvergnügt durch die Läden ziehe ???
Merkst du, wie irrsinnig manche daher reden ? Aber weist du, sie meinen es irgendwie gut mit uns. Aber erreichen gerade das Gegenteil damit.
Ich kann dir nur raten: Höre in dich und sei mit den Menschen umgeben, die dir in dieser fürchterlich grausamen Zeit eine wirkliche Stütze sein können.
Ich hatte und habe eine Freundin, die mich damals überall hin begleitet hat. Sie war auch mit dabei als meine Mama von uns gegangen ist. Und ich war und bin ihr so unendlich dankbar dafür. Mein Mann versucht natürlich auch Verständnis aufzubringen. Aber ich merke er KANN es nicht so empfinden. Ist ja eigentlich auch verständlich. Er sagt selber, wenn er den Namen meiner Mutter auf dem Grabstein liest... ist es kaum zu glauben. Es ist einfach absolut unglaublich. Und doch ist es so.
Liebe Andrea, ich weiß dir im Augenblick keinen wirklichen Rat. Aber Diana hat recht. Du musst auch nach deinem Befinden schauen. Ich könnte mir vorstellen, dass dein Freund in einer ziemlich schwierigen Lage steckt und nicht weiss, was er tun soll. Wie ist mit uns umzugehen ? Eigentlich ja wirklich schwer zu beantworten...
Ich denke an dich !

Liebe Grüße
Cindy
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Meine geliebte Oma: 04.02.1916 - 22.12.08
Meine geliebte Mama: 07.04.1950 - 22.01.09

Menschenleben sind wie Blätter die von Bäumen fallen,
all unsere Liebe vermag es nicht zu verhindern...
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