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Alt 10.09.2002, 15:39
Gast
 
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Standard Wasser im Bauch - kollabiert Leber?

Hallo Iris!
Ich habe schon oft im Forum "Für Angehörige" oder "Hinterbliebene" geschrieben. Seit langer Zeit bin ich nun wieder mal hier gelandet. Eigentlich passe ich hier nicht mehr hin. Mein Vater ist vo 6 Wochen an Krebs mit Lebermetastasen gestorben - nach nur 3 Monate Diagnose und 6 x Chemo. Mir hat das Forum in den ersten Wochen sehr geholfen. Vorher hatte ich mich über Leberkrebs usw. informiert. Da es so viele Parallelen in den Fällen gibt, lese ich einfach immer gerne hier, weil es mir dann wieder etwas besser geht.
Ich habe auch einige Parallelen bei unseren Vätern gefunden und deshalb haben mich Deine Zeilen sehr angesprochen.
Schön, dass Du doch noch mal die Möglichkeit hattest, zu Deinem Vater zu fahren. Tu es so oft es Dir möglich ist. Solange er da ist, kannst Du ihn noch besuchen. Er lebt noch. Es ist erstaunlich, wie man die Beziehung zu einem geliebten Menschen ändert, wenn der Tod plötzlich eine Rolle spielt. Man redet viel intensiver und nimmt alles auch ganz anders wahr. Man genießt die Zeit, weil man nicht weiß, wie lange man noch zusammen sein kann. Das alles habe ich auch erlebt. Ich bin froh und dankbar über die Nachricht des Arztes, dass mein Vater keine Monate mehr leben wird... Wir wussten ja und sahen auch, dass es keine Hoffnung mehr geben würde, so wir das Krankheitsbild sich verschlechtert hatte, deswegen haben wir ihn auch "gerne" gehen lassen. Er hatte keine Schmerzen, aber die psychische Belastung, dass es ihn gerade getroffen hat, hat ihn wohl auch sehr zum Grübeln gebracht. Wir wussten uns keinen Rat mehr. Wie gesagt, wir haben wirklich die letzten Stunden genossen, so hart das auch klingt. Meine Brüder, ich und meine Mutter waren die letzten Stunden bei ihm. Das hat er gemerkt. Nach einem sehr unruhigen Tag wurde er dann etwas ruhiger und wollte ins Bett gebracht werden (er hatte keine Kraft mehr, sich alleine fortzubewegen).Im Bett ist er dann ganz still und ruhig eingeschlafen. Ich gönne ihm so die Ruhe, ehrlich. Auch wenn es uns jetzt nicht so gut geht, aber wir haben uns noch. Wir sind alle erwachsen, ich habe Familie und denke, dass das auch ein Grund ist, weshalb wir da ein bisschen realistisch denken können.
Immer wenn es mir schlecht geht, sehe ich ins Forum und lese. Manchmal geht es mir wirklich besser hinterher und manchmal werden wieder die Wunden aufgerissen. Aber das ist mir mein Vater wert gewesen.
Liebe Iris, ich wünsche Dir wirklich viel Kraft in der momentanen Situation.
Sollte sich die Frage für Dich noch stellen, ob Deine Tochter mit zum Begräbnis gehen soll oder nicht, so kann ich Dir mein Erlebnis mit meiner Tochter (11) erzählen.
Meine Tochter hing sehr an ihm. Wir haben ihn öfters in der Woche besucht. Er wohnte nur (!) 5 km von uns entfernt. Es war ihr Lieblingsonkel. Ich habe sie vorsichtig drauf vorbereitet, dass es Opa nicht gut geht. Sie hat es ja auch selbst gesehen, wie lustlos, abgemagert und schlecht er aussah. Als wir dann wussten, dass es nur noch Tage dauern kann, wollte ich sie eigentlich an dem Tag nochmal mitnehmen zu ihm. Er war aber dann doch total überraschend schnell in der Nacht eingeschlafen. Ich habe sie dann morgens gefragt, ob sie Opa nochmal im Sarg sehen wolle. Ich dachte mir, ich wollte mir nicht mein Leben lang Vorwürfe machen, wenn ich es ihr nicht angeboten hätte. Sie hatte aber Angst davor und hat verneint. Bei der Beerdigung war sie dabei, das war für mich gar keine Frage. Ich glaube, ich habe es richtig gemacht. Nachdem wir dann am Grab waren, hat eine Freunding die Kinder (meine andere Tochter ist 5) dann mitgenommen zu sich nach Hause. Denn ich denke, die Kinder verstehen es nicht, wenn alle Leute kommen und das Beileid ausdrücken. Ich habe sie einige Tage später nochmal gefragt, ob sie Opa doch noch mal gerne gesehen hätte, aber sie hat auch da verneint. Deswegen habe ich es wohl richtig gemacht. Meine andere Tochter hat das alles noch nicht verstanden. Sie war nur mit auf der Beerdigung. Sie hat es wohl nicht richtig verstanden, dass Opa da in dem Sarg liegt und nie mehr zu uns kommt.
Also, vielleicht kannst Du Deine Tochter auch selbst fragen. Ich denke, mit 9 Jahren können sie sich schon vorstellen, was "Beerdigung" heißt. Ich denke mir auch, der Tod und der Abschied von einem lieben Menschen gehört einfach zum Leben dazu. Deswegen würde ich es immer wieder befürworten, wenn die Kinder bei der Beerdigung dabei sind.
Iris, nochmal ganz viel Kraft und alles Liebe für Dich und Deinen Vater!
Gruß, Bibi
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