Thema: Chemo
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Alt 18.10.2007, 15:21
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Rudolf Rudolf ist offline
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Standard AW: Chemo

Hallo Sly,
eine Chemo, wie Nikita sie beschreibt, gibt es beim Nierenkrebs nicht, sie ist fast wirkungslos. Auch Bestrahlungen bringen nichts.
Auch zur IMT (Immun-Chemotherapie) geht man nicht, sie wird zuhause gemacht, und es gibt längere Pausen. Und die Tabletten-Chemo sind kein Grund, von Menschen Abstand zu halten.
Je enger man mit einem lieben Menschen Kontakt haben kann, desto leichter ist alles.

Üblicherweise wird man auch nach einer Operation nicht sofort aus dem Krankenhaus entlassen. Ich konnte an dem Tag noch gar nicht aufstehen. Selbst bei einer minimalinvasiven Operation mit kleinen Operationswunden bleibt man mehrere Tage im KH.

Ich glaube viel mehr, daß Dein Freund Angst hat, mit Dir darüber zu reden. Auch Angst, über seine Angst zu reden. Oder sich schämt, "schwach" zu sein.
Aber Krebs zu bekommen und zu haben, ist doch keine Schande, auch keine Schwäche. Man sollte ihn behandeln wir jede andere Krankheit auch. Aber viele Menschen meinen, daß Krebs eine tödliche Krankheit sei. Und über Tod und Sterben zu reden, scheuen sie sich. Warum eigentlich? Sterben ist genau so natürlich wie die Geburt. Beides sind Türen. Türen zu einer anderen Welt, zu einer Welt, über die wir so wenig wissen.

Dabei ist Krebs nicht zwangsläufig tödlich. Angst zieht gerade das an, wovor man Angst hat. Ich habe keine Angst, vielleicht ist das der Grund, oder einer der Gründe, daß ich jetzt nach 7 Jahren immer noch lebe. Mit Krebs. Und mir geht es so gut wie selten in Leben.

Es ist schade, daß Dein Freund sich so zurückzieht. Aber ich weiß auch nicht, wie Du ihn aus seiner Isolation herauslocken kannst. Vielleicht kannst Du ihn fragen, ob er "ewig" so mißmutig bleiben will, oder ob er nicht doch mal zum Leben zurückfinden möchte.

"Nimm dein Leben ernst - genieße es!" Das ist eine meiner Devisen.
Ich kann mißmutig auf den Tod warten, dann kommt er sicher, und mein Leben geht an mir vorbei.
Oder ich kann mit vollen Händen und offenem Herzen die Schönheit und Liebe des Lebens genießen. Und wenn der Tod dann nach vielen Jahren irgendwann kommt, dann weiß ich, wofür ich gelebt habe.

Ich wünsche Euch Offenheit, Ehrlichkeit, Freude und Liebe.
Rudolf
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Ich habe Krebs - aber ich bin gesund!
(Nieren-Op. Nov. 2000, Mistel seit Sept. 2001, anfangs >15 Lungenmetastasen, seit 2003 noch eine, seit 2006 ruhend, 2018 operativ entfernt)

Ich kämpfe nicht gegen den Krebs, sondern für das Leben.
Nein, ich kämpfe nicht, ich lebe!
Mein Krebs ist nicht mein Feind, er ist Teil meines Körpers. Ich will ihn verstehen.
Angst ist Gift für den Körper . . . . . und noch mehr für die Seele.
Entscheiden Sie sich für das Leben, sagte eine Psychologin . . .
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