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Alt 28.09.2008, 15:15
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Rubbelmaus Rubbelmaus ist offline
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Registriert seit: 07.12.2004
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Standard AW: Übers Sterben sprechen

Ich denke da wie Maphalda.

Seit meiner Erkrankunge 2000 habe ich eine notarielle Patienverfügung und ich werde von sehr guten Ärzten betreut. Alle haben mir versprochen, dass sie sich dafür einsetzen, dass ich ich würdevoll sterben kann und so gut es geht auch schmerzfrei in einem Hospiz untergebracht werde. Mittlerweile bin ich auch Mitglied im Förderverein Palliativmedizin.

Früher habe ich auch immer gedacht, dass ich alleine bestimmen will, wann und wie ich gehen werde. Aber diese Ansichten haben sich in den Jahren geändert. Heute gibt es viele gute Möglichkeiten, bis zu seinem Ende ein einigermassen erfülltes Leben zu führen. Ausserdem ist das eine Sache des Glaubens und da ich an einem Leben nach dem Tode glaube, habe ich auch meine eigene Einstellunge dazu. Aber die ist privat und das muss jeder mit sich selber ausmachen.

Nur gibt es über das Thema auch noch andere Probleme. Sprechen ist kein Problem für uns und es gibt wohl kaum ein Buch über das Thema Sterben, das ich nicht gelesen habe. Doch jetzt merke ich, je kränker ich werde und je schneller es auf meinem Ende zu geht, umso größer ist auch meine Angst. Alle Jahre vorher habe ich immer gesagt und gedacht, wenn es mal so weit ist, dann habe ich alles geregelt und ich kann mich ganz dieser Zeit widmen, ohne Angst. Ich habe immer gesagt, jeder hat seine eigene Zeit zum Sterben und sterben müssen wir Alle einmal.

Aber seit einigen Wochen merke ich, es geht nicht so einfach. Es geht mir von Tag zu Tag schlechter. Auch unseren Urlaub mussten wir jetzt abbrechen, weil ich ganz große Problem mit der Atmung habe. Ich bekomme sehr schlecht Luft und neuerdinges habe ganz große, nie gekannte Ängste. Ich liege dann im Bett japse nach Luft, breche dabei viel und habe nur noch eine Scheixxangst. Schmerzen habe ich aber G.s.D. keine. Das hat nicht mal mit der Krankheit alleine zu tun, sondern ich merke, ich habe Angst davor, wie ich sterbe. Ersticke ich plötzlich oder bin ich gut versorgt und unter ärztlicher Kontrolle?

Auch mein Mann wird immer hilfloser. Früher habe ich ihn immer noch beruhigt und wir haben über alles offen gesprochen. Doch jetzt merke ich, ich brauche alle Kräfte für mich selber und kann ihm nur noch bedingt zuhören. Vorgestern bin ich sogar richtig grantig geworden und habe ich angeblafft, dass es mir ja auch leid tut, dass er nicht weiss was er machen soll, aber er muss mit seiner Situation langsam alleine klar kommen und soll sich Hilfe suchen. Ich muß mein Sterben auch lernen und bin schliesslich die Hauptbetroffene. Ich weiss, dass das gemein war. Denn ich habe einen wundervollen Mann der alles für mich tut und er hat das auch nicht verdient. Aber irgendwie kann ich momentan nicht anders und bin völlig neben der Spur.

Versteht ihr mich, was ich mit meinem Beitrag sagen will? Darüber sprechen wenn der Tod noch weit weg ist, ist etwas ganz Anderes als wenn er schon fast bei dir ist und damit real geworden ist.

Ich hoffe, dass ich meinen richtigen Weg noch finden werde,

Heidi
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