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Alt 01.12.2017, 11:16
Nicitzka Nicitzka ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Hallo liebe Clea,

nein, meine Mama ist zuhause. Sie war Im Sept im KH, weil sie Blutungen (gynäk.) hatte. Die Wochen zuvor hatte sie nichts gegessen. Wir waren im Urlaub und als ich heimkam, sagte mir mein Papa, dass meine Mutter abgemagert sei.
Ich habe ihm dann die Pistole auf dei Brust gesetzt, sofort einen Krankenwagen zu bestellen. Auf der Gyn.station haben sie schnell reagiert, die Blutungen gestoppt, Bluttransfusionen gegeben und erkannt, dass etwas mit der Leber nicht stimmt.

Dann kam sie auf die Innere und da waren wir mit der Diagnose konfrontiert. Die Zirrhose habe ich ihr lange vorausgesagt. Dass sie dann auch Krebs hatte, damit hatte ich nicht gerechnet.

Dort habe ich den Sozialen Dienst kontaktiert im KH, die haben alles in die Wege geleitet, wegen Hilfsmittel und MDK. Der MDK kam aber erst 7 Wochen später!

Nun war er da und es tut sich nichts! Wir warten wieder seit 2 Wochen.

Meine Mutter hatte zwei TACEs, die stationär waren. Danach kam sie wieder nach Hause.

Ich frage mich echt! Sie hatte so viele Brüche (beide Schultern, Zunge aufgebissen ...) immer im KH und niemand der Leute hat sich scheinbar die Leberwerte angeschaut.

Sie wurde wohl einmal gefragt, ob sie trinkt, darauf sagte sie nein, und dann war es gegessen. Naja. Das ist alles müßig und zu spät.

Für meinen Papa (den ich über alles liebe!), tja, für ihn war/ist das auch sehr hart, ich glaube, er hat irgendwie noch Hoffnung. Ich möchte mit ihm reden, was wir machen, damit wir schon einiges vorbereiten, doch er meint, er setzt einen Schritt vor den anderen. Das kann ich natürlich verstehen. Daher übernehme ich die ganze Arbeit was solche Dinge angeht.

Ich habe sogar einen Termin bei einer Bestatterin ausgemacht. Ich möchte da einfach die richtige Wahl treffen.

Ja, das werde ich auch versuchen anzusprechen, wegen dem Zuhause sterben.
Ich denke, es wäre meiner Mama ihr Wunsch zuhause gehen zu können.

Aber wäre auch einem Hospiz gegenüber bin ich offen. Ich werde das auf jedenfall ansprechen. Meine Mutter denkt, sie könne nächste Woche wieder besser laufen usw. Ich frage mich, ob es verdrängen ist oder ob der Kopf einfach schon so geschädigt ist. Dabei liegt sie fast den ganzen Tag.

Clea, ich würde gerne mehr Wut empfinden darüber, was uns meine Mutter so viele Jahre angetan hat. Ich hatte immer große Angst um sie. Ständige Brüche. Ich hatte Angst, dass sie fällt und niemand ist gerade da.

Sie hat meinem Papa teilweise das Leben zur Hölle gemacht. Sie war einfach nicht mehr der Mensch, der sie einmal war, auch wenn sie schon immer sehr schwierig war.

Und bei mir ist da immer wieder nur Leid. Dass es mir so unendlich leid tut, für sie. Dabei hat sie damit uns „kaputt“ gemacht.

Ich sehe in ihr einfach ein verletztes Kind, das nicht geschafft hat, mit ihrem Trauma (Mama von ihr hat sich suizidiert und meien Mutter hat sie damals mit 18 J gefunden!) zu arbeiten/sich helfen zu lassen.

Das ist aber alles meine Mutmaßung. Gesprochen haben wir darüber nie ausführlich. Ich habe meien Mutter immer wieder auf ihre Mama angesprochen, doch sie hat darüber nie wirklich sprechen wollen.

Das ist nämlich meine Mutter: verdrängen. Und jetzt glaube ich, ist es leider nicht mehr möglich, meine so lange gewünschte Aussprache.

Apropos Aussprache: ich habe seit ich 20 war, in Abständen von Jahren versucht, mit ihr Dinge zu klären. Das wurde immer abgeschmettert.

Natürlich habe ich oft auch mit ihr gestritten wegen dem Scheiss Alk. Dann wurde sie sauer und hat mich rausgeschmissen. Dann bin ich gegangen.
Die letzten zwei Jahre liefen hauptsächlich so ab, dass ich meinen Papa besuchte, zu meiner Mutter kurz in ihr Zimmer reinsah, hallo sagte und das wars.
Sie liegt seit 2-3 Jahren hauptsächlich auf dem Sofa.
Ich habe dann beschlossen, Abstand zu gewinnen, damit ich leben konnte.

Ich konnte sie nicht retten. Mit allen Kräften der Welt nicht. Und dennoch kommen manchmal Schuldgefühle. Warum ich es nicht geschafft habe, ob ich keine gute Tochter war, weil ich oft ausgeflippt bin.

Auch wenn ich ihr im Guten sagte, ob sie nicht Hilfe annehmen möchte, dann hiess es, ich sei die Gestörte, nicht sie ...

Mitte 20 hat ein damaliger Kumpel mir den Kontakt seiner Mama gegebenund Bücher für meine Mama. Die Mutter war selber Ex-Alki und half damals anderen Betroffenen. Ich bot meiner Mutter an, mit ihr zu ihr zu fahren oder wenigstens mit ihr zu telefonieren – nix.

Ach, da ist so viel gewesen ...

Ja, und irgendwann hab ich es aufgegeben. Erst letztes Jahr waren wir bei einem Suchtberater (habe meinen Papa mitgeschleppt). Ich wusste, dass es zu spät war. Es war mehr der Versuch meine Last abzuwerfen. Denn auch meinem Papa gegenüber habe ich immer wieder die Härte der Lage geäussert. Ich wollte, dass er sich wenigstens Hilfe sucht, aber auch das wollte er nicht. Tja, die Generation der Nachkriegskinder, sage ich da ...

Der Suchtberater hat meinem Papa den Kopf gewaschen und ich hatte zumindest da zum ersten Mal das Gefühl, dass ich befreit war von dem Drang, meinem Papa ständig sagen zu müssen, was passieren wird, wenn es so weiter geht.

Auch er hätte nichts mehr ändern können. Ich wollte aber mich als Tochter befreien ...

Lange Geschichte. LG