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Alt 01.02.2004, 12:16
Tamara Wiedmann
Gast
 
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Standard Pancreascarzinom bzw. CUP

Hallo Sandra!

Als mein Vater die Diagnose an einem Dienstag bekam, sind meine Eltern gleich das Wochenende darauf mit ihrem Verein weggefahren. Alle haben natürlich mitbekommen, daß er so lange im KH war, und wollten wissen, was los sei. Er erzählte es allen, aber irgendwann wurde ihm die Fragerei zu viel - und das sagte er dann auch: daß er über das Thema jetzt nicht mehr reden wolle.
Er kam von diesem Wochenende sehr gelöst zurück. Er wollte einfach nur nicht von jedem mitleidig angeschaut werden, und hatte es auch satt, immer und immer wieder die gleiche Story erzählen zu müssen.
Am Tag der Diagnose haben wir uns gleich alle zusammengesetzt (auch ich und mein Mann wohnen zusammen mit meinen Eltern und meiner Oma unter einem Dach), und besprochen, was wir sagen sollen, wenn wir nach ihm gefragt werden. Er sagte gleich ganz klar, wir sollten die Wahrheit sagen.
Es hat dann einige Wochen gedauert, bis er das Ganze für sich selbst eingeordnet hatte, und von da an unternahm er viel mit meiner Mutter. Sie sind öfters mal fortgefahren, was sie früher nie gemacht haben. Die beiden haben noch nie Urlaub gemacht. Sie sind auch einen alten Freund in Österreich besuchen gegangen, den sie das letzte Mal vor 23 Jahren gesehen hatten. Mein Vater sagte, den wolle er noch einmal sehen, als ob ihm die Zeit davon liefe. Als er zurückkam hatte ich das Gefühl, als sage er sich: so, jetzt kann kommen was will, aber das wollte ich noch machen- alles andere ist egal.
Seitdem ging´s eigentlich nur bergauf, er isst, nimmt zu und fühlt sich ganz wohl.

Ich denke, daß so eine Diagnose ein Riesenschlag ist und man erst lernen muß, damit zu leben.
Ich kann nur ganz vorsichtig Tipps geben. Lass ihm erst mal etwas Zeit, er muß jetzt erst mal selber registrieren, wo er im Leben steht, um dann sich seinen Weg suchen zu können. Ihr könnt ihn unterstützen, indem Ihr ihn das machen lasst, was er will- auch wenn´s der Gesundheit evtl. schadet.
Wenn Du von Ärzten und Angehörigen nur noch gesagt bekommst, was gut für dich wäre und was nicht, wenn dich alles bemuttert- dann macht das Leben keinen Spaß mehr, und wofür soll man dann noch kämpfen!?!
Macht ihm kleine Freuden. Kocht mal sein Leibgericht für ihn, beschäftigt euch mit ihm und seinen Hobbies, aber lasst ihm immer das Gefühl, daß er für sich selbst entscheiden kann.

Alles Liebe

Tamara
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