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Alt 03.03.2014, 18:11
Caput Caput ist offline
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Standard AW: Enge Rehafreundinnen gegen Ehefrau

Hallo Berlina,

solche Extremsituationen, wie bestimmt auch eine Krebsdiagnose eine solche ist, können die Menschen, von denen man meint sie gut zu kennen, schon sehr verändern. Zunächst kann ich mir schon vorstellen was in deinem Mann vorgeht: ER ist der Patient, ER sieht seinem Tod entgegen, ER erlebt jetzt seine Restlebenszeit, ER hat bald einen schweren und vielleicht auch qualvollen Weg vor sich und deswegen macht ER jetzt was ER will - Basta! Soweit ist das ja auch alles gut und schön… Aber: DU hast Angst deinen Ehemann nach 25 Jahren zu verlieren, DU musst vielleicht hilflos bei seinem Leiden zusehen, DU wirst dich kümmern, wenn er schwächer wird und letztendlich wirst DU alleine übrig sein und alles alleine meistern. Das ist auch eine Sch***-Situation das sollte dein Mann nicht vergessen. Natürlich kann er sich mit anderen Betroffenen ganz anders austauschen, als Angehöriger ist man auch in einer schlimmen aber dennoch anderen Situation als der Betroffene selbst. Dass, das jetzt überwiegend andere Frauen sind ist für dich bestimmt nicht so schön, aber ok das ist jetzt mal so – der Kontakt mit anderen Betroffenen sei ihm gegönnt. Vielleicht fühlt er sich auf seine „alten Tage“ auch noch gebauchpinselt, dass die Mädels sich mit ihm abgeben – auch das sei ihm mal noch vergönnt. Was ich aber extrem finde, ist dass er dich kategorisch ausschließt und auch „alte Freunde“ nicht mehr treffen will. Das ist total unfair dir gegenüber (vor allem auch der Inhalt der Nachrichten ). Er kann sich jetzt nicht aufführen wie der Elefant im Porzellanladen und du musst später alleine alles aufräumen. Das ist extrem egoistisch. Ich weiß ja nicht wie offen ihr miteinander spricht, aber habt ihr darüber geredet wie es weitergeht, wenn keine Therapie mehr möglich ist? Wie stellt er sich denn seinen letzten Weg vor? Tatsache ist doch, dass du dann da sein wirst oder glaubt er wirklich seine Rehafreundinnen werden ihn händchenhaltend auf seinem letzten Weg begleiten? Ob die noch da sind, wenn er nicht mehr so fit ist übers WE wegzufahren oder einen Stadttrip mitzumachen?

Ich hatte eine ähnliche Situation mit meinem Vater. Nach dem Tod meiner Mutter hat er sich - aus meiner Sicht - völlig daneben und pietätlos verhalten. Als wir versuchten ein klärendes Gespräch zu führen sagte er zu mir: „Aber das tut mir einfach so gut, warum gönnst du mir das nicht?“ und ich erwiderte: „Ich gönne dir Glück und Freude, aber das was du tust und was dir sooooo gut tut, tut mir soooooo unendlich weh. Können wir uns nicht in der Mitte einpendeln, du musst nicht himmelhochjauzend fröhlich sein und ich dafür nicht zu Tode betrübt?“

Ich hoffe für euch, dass deinem Mann noch der Groschen fällt, was er dir antut und vielleicht findet ihr einen verträglichen Mittelweg, er hält freundschaftlichen Kontakt, so dass er zufrieden ist und sich austauschen kann und du siehst dafür mal über das Geschlecht der anderen Betroffenen hinweg und gönnst ihm seine "Auszeiten". Ansonsten halte wenigstens du den Kontakt zu Freunden und Bekannten, du kannst dich von deinem Mann nicht isolieren lassen, schon gar nicht wenn er sich so verhält. Du brauchst auch deine Bezugspersonen und deine Auszeiten. Auch du als Angehörige musst auf dich aufpassen und schauen, dass es DIR gut geht. Aufgrund der Tatsache, dass dein Mann der Betroffene ist, heißt das noch lange nicht, dass er sich alles erlauben kann und du alles widerstandslos zu akzeptieren hast – jedenfalls nicht in diesem Ausmaß. Ich wünsche euch alles Gute und dass ihr einen Kompromiss findet.

Liebe Grüße K.
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