AW: Myriam
Hallo Ariadne,
du hast die Freude am Fotografieren verloren? Verstehen kann ich das. Man sitzt da, legt die Hände in den Schoss und ist unfähig, irgendwas zu tun. Man schaut sich um. Überall wäre was zu tun. Allein, es fehlt der Antrieb.
Für mich war die Fotografie so etwas wie ein Ventil. Raus aus dem Einheitstrott. Alles wuchs mir über den Kopf, die Trauer war die Krönung des Ganzen und drohte, alles zu ersticken. Ich brauchte irgendwas, was mir Freude machte, mich auf andere Gedanken brachte. Fotografiert hab ich schon immer gerne. Jetzt erst recht. Beim Fotografieren sauge ich Bilder auf, möchte sie festhalten. Wenigsten etwas, was ich festhalten kann.
Ich hab das damals nicht bewusst so gemacht. Jedoch es hat mir geholfen meine Umwelt wieder zu sehen. Der Blick nach draussen, vor die Mauer, um festzustellen, da ist noch was. Nämlich das Leben in aller Pracht.
Wie Monika schreibt, die Trauer wird zukünftig ein Teil von uns sein. Die Trauer hat uns herunter geholt von unserem allzu menschlichen Höhenflug. Sie hat uns wieder auf den Boden der Tatsachen gestellt. Jetzt stehen wir wieder mit beiden Füssen fest auf dem Boden. Manchmal mehr, manchmal noch weniger.
Auch du wirst eines Tages den Absturz mit einer erfolgreichen Landung überstehen. Wenn du es willst. Fotografieren war zumindest für mich ein guter Anfang.
Alles Liebe
Helmut
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