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Alt 02.07.2003, 11:17
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Katrin,
ich bin Hinterbliebene und auch noch im Lungenkrebsforum stille Mitleserin und habe deinen Bericht dort gerade gelesen. Mein Papa ist Mitte Mai von uns gegangen, meine Mutter habe ich vor 25 Jahren mit 15 verloren.

Erstmal, mein ganz herzliches Beileid viel Kraft für die nächste Zeit für dich und deine Familie!

Du machst dir Vorwürfe, weil du nicht genug weinst - das darfst du nicht!!! Es kommt bei jedem anders! - Auch die innere Leere, das taube Gefühl ist Trauer! Und es wird für lange Zeit ein auf und ab sein.
Ja, ich habe in den ersten Tagen fast nur geweint, aber dafür konnte ich die ganzen Monate der Krankheit meines Vaters überhaupt nicht. Und dann hörte es fast plötzlich ganz wieder auf - für Wochen, wie du hatte ich einfach kein Gefühl mehr und habe gedacht, "wie kann ich so schnell aufhören zu trauern?". Aber jetzt fängt es wieder etwas an. Ich glaube ganz fest, es ist eine Schutzreaktion des Körpers und der Seele, damit man es verkraften kann.
Eine Freundin von mir hat Ende 2002 ihren Vater verloren und konnte seither die ganze Zeit nicht weinen, bis sie mir im Mai durch die ersten schweren Tage geholfen hat - da kam es auch bei ihr plötzlich hoch - tagelang.
Ob und wann es kommt, das weiß man nie, fühle was du in jedem Moment fühlst, wenn du weinst, unterdrücke es nicht - es hilft. Wenn du nicht weinst, hab keine Schuldgefühle! Und wenn dich sogar nach einem Lächeln fühlst auch nicht!!!

Ich konnte aus Gesundheitsgründen nicht zur Trauerfeier meines Vaters, weil ich nicht nach Deutschland fliegen konnte (lebe in Australien), aber am Tag der Trauerfeier habe ich mich mit Fotoalben und Kerzen in ein Zimmer gesetzt und mir unser gemeinsames Leben in Erinnerung gerufen - ja, ich habe dabei heftig geweint - aber auch gelächelt und sogar gelacht, wenn mir lustige Begebenheiten einfielen. Vielleicht würde es dir helfen es auch zu tun - ganz für dich alleine.

Liebe Katrin, ich denke an dich.
Mit stillen Grüßen
Astrid
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