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Alt 22.12.2011, 19:33
goldnerstaub goldnerstaub ist offline
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Standard AW: Adenokarzinom Stadium IV

Hallo nach langer Zeit,

ich wollte euch mitteilen wie es uns ergangen ist.
Zuerst, ein zuständiger Moderator darf das Thema gerne in ein passenderes Unterforum verschieben, wahrscheinlich wäre dies das Hinterbliebenenforum

Meine Mama ist im März 2011 verstorben.
Weihnachten 2010 saß sie noch mit uns am Tisch, konnte noch selbst essen, war aber schnell erschöpft und ist vor der Bescherung von meinem Papa ins Bett getragen worden (es war ihr aber keiner böse darüber).
An ihrem 60. Geburtstag im Februar konnte sie nicht mehr selbstständig Besteck halten, mein Papa hat sie dann gefüttert.
Danach ging es rapide schlechter, bettlägrig und Nahrung konnte mein Papa ihr nur wie einem Baby füttern...sie hat nicht mehr gesprochen, ich weiss nicht ob das an den Metastasen auf der Hirnhaut lag, aber sie hat immer unsere Blicke gesucht und genau verstanden was wir mit ihr geredet haben.
Tja, und dann kam der letzte Tag...sie lag auf der Seite, hatte die Augen halb geschlossen und ganz schnell geatmet...ich habe ihre Hand genommen, ihr über den Kopf gestreichelt und ihr von ihrem Enkel erzählt.
Wir waren alle da, die ganze Familie.
Sie war nur für 10 Minuten alleine im Zimmer, aber als ich wieder zu ihr bin dachte ich erst ich sehe nicht richtig...ich habe nicht gesehen ob sie geatmet hat...eben weil sie nicht mehr geatmet hat, sie ist gestorben, einfach so und keiner bringt sie uns wieder.
Sie ist zu Hause gestorben wie sie es wollte (Krankenhäuser waren ihr ein Gräuel)...sie hat (hoffentlich) keine Schmerzen gehabt (dagegen gab es Morphium) und es ging alles wie in einem Zeitraffer...das redet man sich immer vor, leichter macht es das alles aber nicht.
Ein Totenschein wurde ausgestellt, mein Papa hat sie gewaschen und ihr ihre Lieblingssachen angezogen.
Sie ist bis zum nächsten Nachmittag bei uns geblieben, alle ihre Freunde konnten Abschied nehmen...dann haben sie sie mitgenommen, das war furchtbar!!!
Es waren über 100 Leute in der Kirche, meine Mama war so beliebt und hat sich mit wirklich jedem gut verstanden...Verkäuferinnen vom Bäcker, Metzger, aus der Reinigung...alle haben es nicht fassen können, dass meine Mama jetzt fort ist.
Mir geht es genauso.
Ich kann es nicht fassen...realisieren oder wie auch immer man es nennen mag.
Klar, ich WEISS das sie tot ist...aber es fühlt sich absolut verkehrt an.
Erst gestern habe ich wieder gedacht: ach, ich könnte die Mama noch nach dem Pizzateigrezept fragen...falsch, Du kannst sie ja nicht fragen, sie ist doch tot, hast Du das vergessen...und dann zerbröselt der Gedanke einfach in meinem Kopf.
Ich hoffe es wird leichter mit der Zeit, sagt man nicht, dass Zeit alle Wunden heilt?
Mein Papa hat meinen grenzenlosen Respekt, er hat das alles durchgezogen, wollte alles alleine machen.
Die ganze Pflege, das Baden und das Wickeln, das An- und Ausziehen...das festhalten während der zum Schluss aufgetretenen epileptischen Anfälle.
Er hat sie am Schluss alle drei Stunden umgelagert...auch Nachts!
Vielleicht hat er so schon angefangen Abschied zu nehmen, ich bewundere ihn.

Somit ist meine ursprüngliche Fragestellung hier im Forum hinfällig geworden...trotzdem möchte ich mich bedanken bei denen, die uns Kraft, alles Gute, Glück usw. gewünscht haben.

Ich möchte allen Betroffenen hier ein megagrosses Kraft- und Gesundheitspaket schicken, vielleicht hilft es euch mehr als meiner Mama.

Grüsse
Belle
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