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Alt 11.02.2009, 00:04
mahanuala mahanuala ist offline
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Registriert seit: 18.05.2007
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

beim lesen des threads hab ich mich erschrocken !
und nun frage ich mich ob ich mich überhaupt äußern soll/darf als nur angehörige....

...das was ihr, die ihr *nur* an bk erkrankten schreibt.,
kenne ich nur zu gut.
ähnlich erging es mir als angehörige....darf ich überhaupt leiden, darf ich auch mal jammern?,

ich hab doch nix, verglichen mit der erkrankten

die spannende frage ist: gibt es eine hierarchie des leidens?
das wäre ein interessanter diskussionspunkt, wenn man es schaffen könnte liebevoll miteinander zu diskutieren ...

aber zurück zum eingangs-statement von christa:

ich will mein leben zurück

ich kenne das.
und ich glaube viele menschen kennen das:
die mit herzinfarkt (an einem re-infarkt zu sterben ist übrigens wahrscheinlicher als an den folgen einer krebserkrankung!)

leute mit schweren unfällen kennen das....usw...

menschen die durch erkrankungen im allgemeinen behindert sind...

vor langer zeit war ich glückliche mami von drei kleinen kindern (4,2,8monate)...

das leben sah prima aus: die kids waren doll, an die arbeit hatte ich mich gewöhnt, ich hatte nette nachbarn und freunde.

dann hatte mein sohn einen unfall - an dem er eigentlich hätte sterben müssen ...oder langzeitschäden davontragen..

zum glück hat er es wie durch ein wunder überstanden, fast ohne blessuren.

aber mein leben war von dem moment an anders: ich sah überall unfall-möglichkeiten und tödlich erkranken konnten die kinder ja auch...

sprich meine angst wirklich endgültig ein kind zu verlieren war wie ein ungeheuer erwacht, vorher sah ich nur kinder und zukunft....und den nächsten sommer im garten, vielleicht noch die einschulung etc...

der anblick meiner niedlichen kinder machte mich nur noch wehmütig,ängstlich und traurig..wer weiß was als nächstes passieren könnte...

irgendwann sollten sie mit dem rad zur schule fahren - ich konnte mich nicht besonders dran freuen, daß sie so gut gediehen,
ich hatte nur ständig
die ganzen gefahren vor augen.

zum glück hab ich widerstanden alles zu verbieten oder ständig zum arzt zu rennen um sie untersuchen zu lassen....das fiel mir nicht unbedingt leicht.

ich begriff irgendwann, daß das ein trauma ist, wenn man selbst oder jemand sehr nahes dem tod so nahe kommt....und daß das das leben verändert.

daß jede und jeder früher oder später solch ein trauma erlebt.

daß ich lernen kann damit zu leben, daß ich und meine lieben endlich sind, ohne daß ich völlig einfluß drauf habe,aber meine unbeschwertheit nicht mehr einfach wieder bekommen werde.

der schwierigste schritt, an dem ich nach der diagnose meiner frau wieder kam war, daß ich damit leben muß daß etwas passieren kann im leben - unfälle, erneute erkrankung...oder was auch immer.

und daß ich in meiner früheren vermeintlichen unbeschwertheit auch einer illusion gehuldigt hatte: der meiner und meiner liebsten unsterblichkeit....

deshalb lerne ich die unbeschwertheit des jetzigen augenblicks zu genießen...was mir mal gut mal schlechter gelingt....und mich mit der endlichkeit irgendwie abzufinden, bei anfreunden damit bin ich noch lange nicht...

liebe grüße
mahanula
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once you have tasted filght,
you will walk the earth with your eyes

turned skyward
for there you have been
and there you want to return

leonardo da vinci
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