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Alt 02.10.2001, 02:33
Gast
 
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Standard Erfahrungsaustausch

Liebe Forumsteilnehmer,

ich möchte mich heute nacht bei allen ganz, ganz herzlich bedanken, die mir nach meinem Eintrag am 22.08. und 23.08. direkt oder indirekt geantwortet haben - dies hat mir sehr viel Kraft gegeben.

Mit Ihren Informationen, speziell von Ihnen Frau Stroh, habe ich einige Krebskliniken sowie den Krebsinformationsdienst Heidelberg angemailt und die Krankengeschichte meiner Mutter als Anlage beigefügt mit der Bitte, mir zu helfen. Gleichzeitig setzte ich mich mit der Krankenkasse meiner Mutter in Verbindung wegen der Kostenübernahme, die sofort positiv reagierte. Als erste Antwort auf meine Mails meldete sich Dr. Müller des Carl von Hess Krankenhauses in Hammelburg, der meine Mutter sofort behandeln wollte.
Gleichzeitig lies ich mir beim behandelnden Arzt meiner Mutter in der Reha einen Termin geben um die Zukunft ihrer Behandlung abzuklären. Wie erwartet war dieser sehr ratlos und hätte sie "in ein heimatnahes Krankenhaus" zurücküberwiesen, was ich kategorisch ablehnte. Am gleichen Nachmittag rief mich auf dem Handy Prof. Aigner der Asklepios Klinik in Wiesbaden an und bot mir an, meine Mutter sofort aufzunehmen. Er sei zwar auf Wochen hinaus voll, aber er macht ein Bett frei. Durch die akute Trombosegefahr meiner Mutter war eine Verlegung jedoch erst am Entlassungstag der Reha, dem 6.September möglich.
Die Liegendverlegung nach Wiesbaden überstand meine Mutter relativ gut, der Gesundheitszustand war allerdings sehr besorgniserregend. Sie war sehr kraftlos, hatte über Tage hinweg keinen Appetit und wurde von den Wasseransammlungen im Bauchraum sehr geplagt. Die Aufnahme in der Asklepios-Klinik war vorbildlich und sehr herzlich: ständig waren irgendwelche Schwestern um meine Mutter rum und lasen ihr förmlich jeden Wunsch von den Lippen ab. Auch die sog. Krankenzimmer sind warmherzig eingerichtet, sodaß man nicht das Gefühl hat, man liegt in einem Krankenhaus. Meine Mutter wurde sofort akut behandelt, d.h. zunächst punktiert um sie von dieser Unmenge Wasser zumindestens teilweise zu befreien (sie verlor im Nuh ca. 4 ltr aus dem Bauchraum) und sie wurde gegen die Trombosegefahr behandelt. Gegen Nachmittag wurde sie auch Prof. Aigner vorgestellt, der sie in der darauffolgenden Woche behandeln wollte, nachdem die Trombosegefahr gebannt gewesen wäre. Meine Mutter war sehr froh und schöpfte wieder Mut und Hoffnung, daß es ihr wieder besser gehen würde.

Die Nacht überstand meine Mutter recht gut, als die Stationsärzte zur Visite kamen war meine Mutter tot.

Ich möchte Ihnen allen sehr, sehr viel Kraft wünschen auf Ihrem Weg mit dieser fürchterlichen Krankheit. Ich möchte aber auch Ihnen als Angehörige die gleiche Kraft wünschen, mit dieser Krankheit umzugehen. Lassen sie sich von manchen sog. Ärzten nicht beirren, informieren Sie sich: Nur ein mündiger und informierter Patient hat in unserem heutigem Gesundheitswesen eine Chance. Ich hätte meiner Mutter gewünscht, früher in eine bzw. diese Spezialklinik zu kommen und behandelt zu werden - vielleicht....Und ich hätte meiner Mutter noch einige sorgenfreie Jahre gegönnt, vor allem ihren ersten und einzigen Enkel im Februar nächsten Jahres in die Arme nehmen zu dürfen.

Alles Liebe und alle Kraft dieser Erde - und
gebt nie, gebt nie, gebt NIEMALS auf !!!

Wolfgang Schäl
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