Einzelnen Beitrag anzeigen
  #5  
Alt 03.03.2009, 11:33
Tilia Tilia ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.02.2009
Beiträge: 13
Standard AW: Brustkrebs meiner Frau und die meine Ängste

Lieber Dirk,
ja, das reißt einem wirklich den Boden unter den Füßen weg.
Ich habe meine Diagnose im Zuge einer Routine-Mammographie, am 6.2.2009 erhalten, den Tag werde ich auch in meinem Restleben nicht mehr vergessen. Anders als Ihr bin ich allein hingegangen, ich heule halt lieber, wenns denn sein muß, vor Profis, die das zigtausendmal gesehen haben, als vor meinen Angehörigen.
Genauso wie bei Euch hat man mich direkt zum Chefarzt geschleppt zur Weiterbesprechung und mich im Prinzip nicht mehr aus den Augen gelassen, allerdings die ganze Wahrheit, was da alles auf mich zukommt, hat man mir bis zur Entlassung aus dem KH am 25.2.2009 verschwiegen. War wohl auch gut so, ich weiß nicht, ob ich den Ärzten sonst nicht abgehauen wäre.

Schlimm für mich ist: die Selbstverständlichkeit mit und in dem eigenen Körper ist verloren gegangen. Bsp.: nach der OP habe ich 4 Tage lang gekotzt, weil ich anscheinend das Narkosemittel nicht vertragen habe. Vorher oder bei was Gutartigem hätte ich gedacht, ok, hast Dir halt den Magen verdorben, wird schon wieder, danach war da nur noch Angst.
Anderes Beispiel: heute morgen habe ich auf dem Rücken 3 Muttermale entdeckt und meine, sie waren früher nicht so auffällig, groß und dunkel, schon ist die Angst wieder da...
Ich werde einfach durch die Krankheit gezwungen, mich mit der Endlichkeit des Lebens auseinander zu setzen.

Schlimm für mich ist: die drohende AH-Therapie. Hört sich verrückt an für Leute in Eurem Alter, ich bin 50 und eh relativ kurz vor der Menopause, aber: ich bin nicht Hausfrau und Mutter, sondern berufstätig in einem "Männerjob", meine Kollegen und Kunden sind überwiegend junge Männer in Deinem Alter. Z.Zt werde ich fachlich und von meiner Kompetenz her voll akzeptiert. Mir graut aber vor dem Tag, an dem ein Mitte-30Jähriger Kunde sagt, was will denn die alte Tussi hier...
Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich die AHT mitmache, ein Punkt, bei dem ich überall auf absolutes Unverständnis stoße und mich sehr allein gelassen fühle.

Gut für mich ist: mein Mann
Ganz klar, wäre er nicht, oder käme er mit blöden Sprüchen, die mir zeigen, daß ich ihm eigentlich relativ egal bin (haben einige Verwandte, besonders meine eigene Mutter, super gut drauf), würde ich mich nicht durch die Therapie quälen. Besser dann noch ein paar wenige Jahre mit annehmbarer Lebensqualität als ein reines Überleben.

Du siehst, in mir herrscht noch das totale Chaos, ich weiß auch nicht, wie lange das noch dauert, und leider helfen mir z.Zt auch Aussagen, wie ich habe das um so und soviele Jahre überlebt, nicht. Z.Zt. ist der seidene Faden ins Leben die Frage, was tue ich dem geliebten Menschen an, wenn ich mich jetzt gehen lasse?

Liebe Grüße
Tilia
Mit Zitat antworten