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Alt 22.04.2005, 14:35
Gast
 
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Standard Chemo oder aufgeben? Kämpfen oder sinnlos?

Hallo Leute, ich hatte im Juni 2004 hier mal was geschrieben. Ich habe mit 48j die Diagnose unheilbar Gallengangskrebs und Metastasen in der Leber. Nicht operabel. Ich wurde zu einem Onkologen geschickt. Nach einem Gespräch, waren wir uns einig, aufgeben kann man später noch, auch wenn andere Ärzte in dieser Situatin meistens nichts mehr machen. Also behandelte er mich trotz allem mit Chemo( Gemzar ) erst 2800 und dann 3600 und das bekam ich nun aller 14 Tage seit 24.06.2004. Meine letzte CT ergab, wie auch die anderen weitere Verbesserung und Rückgang der Maker. Ich selber habe an meinem Allgemeinzustand nur Veränderungen gespürt, die auf die Chemo zurückgingen. Haarausfall und Müdigkeit. Aber die Haare wachsen schon lange wieder und ich habe 7 Kg zugenommen. In der ganzen Zeit bis heute habe ich gegessen, was mir geschmeckt hat und worauf mein Körper Lust verspürte, ich habe schon immer da nur auf meinen Körper gehört. Allerdings habe ich von Beginn an, mich auch nicht von der Diagnose niederdrücken lassen. Hab mich ein wenig schlau gemacht, was meine Krankheit eigentlich ist und versucht, das beste daraus zu machen. Bis heute, geht es mir nicht schlechter als vor der Diagnose. Gestern nun, hatte ich einen Termin bei einem Chirurgen, auf Grund der verbesserten letzten CT. Und mit Erstaunen wurde festgestellt, das meine linke Leberhälfte komplett frei von Metastasen ist und nun steht mir wieder Erwarten, eine OP bevor. Wenn nichts dazwischen kommt, habe ich somit, eine 50/50 Chance bekommen. Ich mußte mir überlegen, ob ich mich operieren lasse. Eine Nacht drüber geschlafen, obwohl mein Entschluß sofort feststand, weil ich nichts verlieren kann außer wieder da zu landen, wo ich jetzt auch schon bin. Also ran an den Speck, denn solche Chancen bieten sich sicher nicht immerwieder neu. Vor wenigen Wochen hat mein Onkologe sich noch mit mir gefreut, das die CT wieder eine Verbesserung gezeigt hat und dennoch sagte, das dies nicht darüber hinwegteuschen darf, das die Chemo irgendwann nicht mehr anschlägt und ich meine letzte Zeit geniesen soll und heute bin ich nun schon wieder dabei mir zu überlegen, was ich mit meinem neuen Leben, was ich geschenkt bekommen soll anfangen werde. Sicher, bis dahin ist noch ein langer Weg, aber nach fast einem Jahr sehr hochdosierter Chemo und zum nichts tun verurteilt, denke ich das der Liebe Gott es vielleicht doch gut mit mir meint, auch wenn ich gar nicht gläubich bin. Ich hatte die Hoffnung nie aufgegeben. Und mit meiner kleinen Geschichte, hoffe ich anderen auch Mut zu geben. Jeder Krebs ist anders und jeder Körper auch. Was dem einen hilft, muß bei den Anderen nicht auch helfen, aber jeder sollte viel mehr auf seinen Körper hören und danach leben. Ich habe in den Monaten hier viel gelesen, auch Tips und Ratschläge, aber ich muß sagen, das es oft zuviel des Guten war und ich davon abgesehen habe, irgendwelche Mittel die hir empfohlen wurden anzuwenden. Ich habe vielmehr meine Zeit darauf verwendet, genau hinzuhören was meine Ernärungsberaterin, meine Hausärztin und mein Onkologe mir erzählt haben und mich durch die blauen Ratgeber gelesen. Ich habe immer gegessen worauf ich Appetiet hatte z.B. Fisch in allen Varianten, Obst, Gemüse. Und ich hatte manchmal tagelang gar keinen Appetiet. Ich habe aber an meiner Ernährung im Grunde nichts veränder in dieser Zeit. Ich bin nichtmal ein Mensch, der regelmäßige Mahlzeiten zu sich nimmt. Aber ich denke, mein Imunsystem muß schon immer sehr stabiel gewesen sein. Vielleicht, weil ich seit ich denken kann, so lebe, wie ich lebe. Und weil ich ein Mensch bin, der sich nie unterkriegen läßt, auch wenn ich mal depremiert bin und mich 1-2 Tage zu Hause eingrabe. Dann weiß ich, das ich das einfach brauche. Und ich weiß immer, das das worauf ich eben mal gerade appetiet habe, eben mein Körper auch gerade nötig braucht. Auf diese Art zu leben, hat mich nun dahin geführt, das ich eine Chance habe halbwegs gesund zu werden und ich denke das werde ich mir nicht entgehen lassen und die OP auch noch heil überstehen. Viele Freunde drücken mir die Daumen und meiner Mutter (81J) ist ein Felsbrocken vom Herzen gefallen, denn die hat in den letzten 1,5 Jahren viel ertragen müssen. Erst kam meine älteste Schwester mit Herzinfarkt. Die mußte reanimiert werden, aber sie hat es geschafft. Ein paar Monate darauf kam meine mittlere Schwester mit Darmkrebs. Die hat jetzt im Mai noch eine OP um den Darm wieder zurück zu legen und wir hoffen, das sie sich dann von allen Strapatsen wieder gut erhohlt. Ich war die letzte und habe meine Diagnose und nochdazu unheilbar, einen Monat nach meiner Schwester gebeichtet, aus Angst, das meine Mutter das nicht verkraftet. Sie hat versucht, sich nichts anmerken zu lassen, aber ich habe gesehen, wie sehr es sie mitgenommen hat von 5 Kindern, 3 so schwer Krank zu sehen. Fazit, wie auch immer es kommen mag, man sollte alles im Leben, nehmen wie es ist und versuchen auch aus schlechten Dingen das Beste für sich zu machen. Immer wenn man denkt, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her- ein spruch den ich mir in schlechten Zeiten sehr oft gesagt habe, wie auch den Spruch: geht nicht, giebt es nicht. Denkt auch alle daran, das Glaube Berge versetzen kann.
Auch bei mir kann immernoch vieles schief gehen, aber daran denke ich garnicht erst. Ich möchte aber mit dem was ich hier aufgeschrieben habe, anderen Menschen zeigen, das es oft immernoch einen Weg geben kann, solange man sich nicht ergiebt und aufgiebt, wenn man eine schlechte Nachricht bekommt. So viele Menschen bekommen heute Krebsdiagnosen und ich habe auch inzwischen einige gehen sehen. Sicher ist auf jedenfall, das viel davon abhängt, wie man damit umgeht, so schlimm es auch zu Beginn ist.
Auch ich habe an jenem Tag nicht gewußt, was da gerade für ein Film mit mir abgelaufen war und was ich tun sollte, wußte überhaupt nicht was oben und unten war. Ich habe die Sache auch mit mir ganz allein ausgefochten, obwohl in meinem Kopf tagelang ein heilloses Durcheinander war und ich nach dem -Warum- gefragt habe. Jahrelang geschuftet, fast 24 Std. um dann 2000 festzustellen, das der Ehemann alle Ersparnisse beiseite geschafft hatte und man die ganze Zeit für gar nichts geschuftet hat. Mit 45 J. ich dieses Drama dann beendet habe und von und mit -Null- nochmal versuchte anzufangen, dies aber von demselben Mann verhindert wurde, zu dumm und vertrauensseelig war. Nach Scheidung Febr. 2003 doch noch die Kurve krigte, mich selbständig machte und die theoretische Prüfung zum Führerschein in der Tasche. Als ich soweit war, bekam ich die Diagnose und alles war wieder aus.
Ich bin in den letzten Jahren im Grunde von einem Extrem ins Andere geraten und weiß noch nicht, ob ich die Kraft habe, nochmal von Null alles neu zu beginnen, denn Geld hatte ich nach 9 Monaten Selbständigkeit noch nicht auf der hohen Kannte. Wie auch immer, ich stehe erstmal die OP durch, schau was da rauskommt und sollte es nur halbwegs gut gegangen sein, dann werde ich nur noch eines tun, mein Patent welches ich seit ein paar Jahren habe und womit ich mich auch jetzt beschäftige, auf den Markt bringen und so Gott will, verschafft es mir so viel finanzielle Freiheit, das auch ich, doch noch mit dem was man Leben nennt beginnen kann. Und für mich steht fest, ich habe zuviel schlechte Jahre gehabt, als das ich gewillt bin mir, egal was bleibt, noch etwas davon vermasseln zu lassen. So, ich hoffe vielleicht manchem etwas Mut gemacht zu haben und ich wünsche allen ganz viel Kraft auf den schweren Wegen und das niemand die Hoffnung verliert. Anne
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