Thema: Hilfe!
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Alt 13.05.2011, 11:16
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Cee Cee ist offline
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Standard AW: Hilfe!

Liebe Wusta,

was Du gerade durchmachst ist total normal In der ersten Zeit rast einfach alles an einem vorbei: Diagnose, Therapien, Ängste, OP, Anschlussbehandlung etc. es ist einfach zu viel, um das alles mal eben so "wegzustecken"...

Aber zunächst: einen Schritt nach dem anderen tun! Und den Ärzten ALLE Fragen stellen, die Dir hochkommen. Leg' Dir einfach einen Notizblock zu und schreibe alles auf, was Dir unklar erscheint oder einer Frage an Deinen Arzt bedarf.

Meine Wertheim war im Juli 2008 - seinerzeit war ich 41 Jahre alt, ich hatte FIGO 1B, 2 von 62 Lymphknoten befallen, G2 - das alles erfährst Du eh erst einige Tage nach der OP, wenn der Pathologe das operierte Gewebe bewertet hat. Bei mir war aufgrund der befallenen LK dann das Vollprogramm fällig: Radio/Chemo nach der OP. Das muss man bei Dir erstmal abwarten.

Aaaaalso, tief durchatmen, durch musst Du da eh - heulen hilft ungemein und gehört einfach zur Verarbeitung des Schocks dazu! Meine Eierstöcke haben sie damals nicht mit weggenommen, sondern in der OP hochgebunden, um sie vor der Bestrahlung zu schützen. Heute wäre ich froh, wenn die gleich mit rausgekommen wären. Die Angst vor einem Rezidiv ist gross und Eierstöcke sind ein Risiko - auch wenn Eierstockkrebs NICHT mit Gebärmutterhalskrebs einher geht. Normalerweise werden die Eierstöcke nur mit entfernt, wenn ein hormonabhängiger Brustkrebs bestand. Aber als ich operiert wurde, wusste ich NULL, meine Diagnose war erst 3 Tage her... Würde ich heute operiert, würde ich sie mit rausnehmen lassen - aber ich habe auch keinen Kinderwunsch mehr. Und mittlerweile bin ich um die Erfahrung schlauer, dass die Eierstöcke sowieso durch die Chemo arg gebeutelt werden, und dann die Bestrahlung eh nicht überleben - by the way: ich kenne keine einzige Frau, deren Eierstöcke die Bestrahlung überlebt hätten...

Wichtig, damit Du nach der Wertheim OP so wenig langfristige Schwierigkeiten hast wie möglich, ist, dass Du einen Operateur findest, der ein exzellenter Handwerker ist - wir hier dürfen öffentlich keine Tipps geben, aber wenn Du interessiert bist, google mal "TMMR Leipzig" - die TMMR ist eine schonendere OP als die Wertheim. Aber ich hatte eine Wertheim und einen tollen Chirurgen - und weitaus weniger Probleme nach der OP als so manche TMMR-Operierte hier. Du kannst nach Leipzig oder in ein anderes Krankenhaus, welches Du anfragst, Deine gesamten Unterlagen schicken - im Regelfall sind die mit den Antworten sehr fix.

Noch etwas: lasse Dich nicht sofort überollen und dazu zwingen, Entscheidungen zu treffen. Um wirklich Entscheidungen zu treffen, muss man informiert sein und das braucht zumindest ein paar Tage Zeit! Du musst auch nicht in dem Krankenhaus operiert werden, die Dich da grad "in die Zange nehmen". Frage mal dort nach, wie oft diese OP dort schon durchgeführt wurde und wie oft sie im Durchschnitt jährlich gemacht wird - das sagt ja schon einiges darüber aus, wie "fit" die Chirurgen dort sind

Kurze Infos zur OP und danach, damit Du nicht vollständig die Nerven verlierst:

Die OP dauert im Schnitt zwischen 5 und 7 Stunden - Du bekommst mit grosser Sicherheit zusätzlich eine Schmerzpumpe, die Dir in den ersten Tagen den Wundschmerz im Unterleib nimmt und die Du selber dosieren kannst. Ich bin damit wunderbar klar gekommen. Die ersten 3 Tage verbringst Du auf Intensiv, aber nur aus Sicherheitsgründen. Ich fand das recht erholsam, habe 2 Tage fast nur geschlafen. Insgesamt musst Du mit ca. 2,5 Wochen KK-Aufenthalt rechnen. Und Du wirst Dich wundern, wie flott Du wieder auf die Beine kommst

In den ersten Tagen meckert der Darm meist ein wenig und reagiert nur träge auf die Mobilisierung, kommt aber wieder in Gang. Die Blase ist da etwas zickiger: Sie hat schliesslich keine Gebärmutter mehr, an der sie sich anlehnen kann. Die ersten Tage hast Du eh einen Katheder, da merkst Du ja nichts, aber wenn sie dann wieder alleine "muss", solltest Du etwas Geduld haben - bei mir ging ca. 4 Wochen nach der OP wieder alles ziemlich nach Plan. Und dann kam Chemo und Radio - da mochte meine Blase mit zunehmender Bestrahlung nicht mehr so gerne Aber auch das ging vorbei.

OK - das schlimmste Paket (und das wird nicht operiert) ist die Psyche Da wirst Du schauen müssen, ob Du Dir zur Hilfe einen Psycho-Onkologen zulegst. Im Krankenhaus wird man Dich aber noch eingehend beraten.

Du schaffst das, wie wir hier auch, und bis Du das alles hinter Dir hast, melde Dich immer gerne - irgendeine von uns hat immer eine Erfahrung/Rat für Dich.

Es tut mir sehr leid, dass Du da jetzt durch musst. Ich hätte es uns allen nicht gewünscht - aber jetzt gehts nur noch in eine Richtung: Gesund werden!

Ich drücke Dir die Daumen
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Liebe Grüße

Cee


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