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Alt 19.06.2004, 11:02
Gast
 
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Standard Nieren CA und die Nachsorge

Lieber Oliver,

Nun habe ich noch einmal zurückgeblättert und Deinen alten Thread durchgelesen. Dein Befund ist ja von der medizinischen Seite her so, dass die meisten hier nur davon träumen können.

Du schreibst, du möchtest Rat... offenbar hast du bisher nicht gefunden, was du suchst.

Deshalb fasse ich mir jetzt ein Herz und stelle Dir ein paar Fragen. Fragen, die Du nicht hier und nicht mir beantworten mußt bzw. darfst, sondern eigentlich nur Dir selbst.

Wie sah Dein Leben aus, bevor Du 2001 diese Diagnose bekamst?
Hast Du Familie oder eine Partner/In?
Liebst Du Dein Leben - hast Du es bis da hin geliebt?
Pflegst und beschützt Du Deinen Körper (gesunde Ernährung, wenig Fleisch, viel Obst und Gemüse, etwas Sport, kein Alkohol)?
Was tust Du für Deine Seele, für die Freude in Deinem Leben?
Was tust Du für andere Menschen? Stellst Du Dein Sein, Deine Begabungen, Deine Fähigkeiten in den Dienst Deiner Mitmenschen?

Wo ist die Liebe in Deinem Leben? Hast Du einen Menschen, der Dir ab und zu den Kopf wäscht und Dich auch in die Arme nimmt?

Du erweckst in mir den Eindruck eines einsamen Menschen, der nicht vertrauen kann, der sein eigener Kosmos ist und sich hauptsächlich um sich selbst dreht (Das ist mein ganz eigener Eindruck, kann sein, er hat mehr mit mir selbst als mit Dir zu tun).

Wie komme ich überhaupt dazu, Dir sowas zu schreiben?
Deine Geschichte erinnert mich an die meines Mannes.

Mit 41 Jahren (da kannten wir uns noch nicht) hatte er erstmals massiv Blut im Urin. Er selbst führte es auf seinen starken Alkoholkonsum zurück, schränkte diesen ein und machte innerlich drei Kreuze, als die Blutungen wieder weg waren. Zum Arzt war er nicht.

Zwei Jahre später lernten wir uns kennen. Ich war die erste Frau in seinem Leben.

In diesem Frühjahr - nun kannten wir uns knapp 3 Jahre - trat wieder dieses Symptom auf. Den Rest kannst du in "Nierenbeckentumor" nachlesen. (Anfangs sprachen die Ärzte von dieser Art Tumor).

Mein Mann war ebenfalls sehr verunsichert. Die Aussage, es gäbe nichts weiter zu tun, hat ihn nicht sicherer gemacht. Zusammen haben wir gesucht, was ihn beruhigen könnte. Klinisch gesehen ist er ja geheilt - immer mit dem Zusatz, dass wieder "etwas" auftauchen könnte.

Einfach um ein besseres Gefühl zu bekommen, sind wir zu einem Arzt gefahren, der einen Immun-Status hat machen lassen (warum kann das nicht JEDER Arzt in dieses Fachlabor schicken??).
Die Ergebnisse haben wir nun. Die abwehr-relevanten Daten sind alle ziemlich im unteren Bereich. Also wird er sich ein Mistelpräpatat spritzen, das dafür bekannt ist, das Immunsystem zu stärken und auch auf die Psyche Einfluß zu haben.

Dann werden wir die Werte kontrollieren lassen und sehen, ob sich etwas verändert hat.
Natürlich wird er unabhängig davon auch die empfohlenen Kontrolluntersuchungen wahrnehmen.

Dazwischen liegt aber ganz viel "Leben", was mir das wichtigste bei der ganzen Sache ist.

Wenn Du allein lebst... und so für Dich die Freude und den Sinn im Leben nicht finden kannst.. es aber finden WILLST, dann fällt mir eine Wohngemeinschaft auf dem Land ein.
Nimm einen Rucksack, viel Zeit und das Nötigste, was du brauchst und mach Dich auf den Weg in eine Therapeutische Wohngemeinschaft.
Der Weg ins Leben ist kein leichter. Aber als "leicht" kann man das, was Du die letzten Monate getan hast, sicher auch nicht bezeichnen.

Nimm meine Worte als die einer Frau, die manchmal als leicht versponnen belächelt wird. Ich kann gut damit leben.
Ich wünsche mir und Dir, das ein paar meiner Gedanken Deine Seele erreicht haben mögen.

Herzlichst

Maria
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