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Alt 30.07.2002, 23:03
Gast
 
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Standard Hilflose Helferin

Erst einmal hallo an alle, die mir bis jetzt geantwortet haben.
Ich bin wirklich freudig überrascht, daß ich so schnell Reaktionen auf meinen Hilferuf erhalten habe. Es ist ein beruhigendes Gefühl zu wissen, daß ich auch, wenn es Jenny (so nenne ich sie einfach mal) schlechter geht, nicht alleine dastehen werde. Im Moment geht es ihr gut, sie hat keine körperlichen Beschwerden, aber das kann sich jeden Tag ändern. Im Moment und da möchte ich mich auch ganz speziell an Dich wenden, Brigitte, versuche ich so viele schöne Dinge zu machen, wie es möglich ist.
Um auf die Frage zu antworten, nein, sie weiß noch nichts von ihrem Zustand. Sie ist geistig behindert und ich weiß nicht, ob sie überhaupt in der Lage sein wird, diese Information zu begreifen. Auf der anderen Seite bin ich immer eine ganz strenge Vertreterin der Auffassung gewesen und bin es eigentlich noch, daß man nicht für andere entscheiden sollte, was für sie gut ist und was nicht. Ich weiß nicht, was richtig ist. Bevor Jenny vor 2 Jahren zu uns kam, hat sie ganz fürchterliche Dinge erlebt und ganz langsam beginnt sie das Leben zu genießen, kann lachen und sich freuen. Ist es egoistisch, wenn ich ihr das noch länger erhalten möchte.
Und nun noch einmal zu Dir, Brigitte.
Ich verstehe Deine Wut, aber wieviel Gedanken hast Du Dir über den Tod und den Umgang mit todkranken Menschen gemacht, bevor Du krank geworden bist? Ich denke wie Du, daß der Tod viel zu viel aus unserem alltäglichen Leben gedrängt wird. Es ist wichtig, sich dagegen zu wehren und zu versuchen ihn zu einem Teil von unserem Leben zu machen, was er ja auch ist. Aber die Realität sieht leider anders aus. Meine Haupttätigkeit in der letzten Zeit bestand darin, zu gewährleisten, daß Jenny solange es möglich sein wird, "Zuhause" bleiben kann und dass das nicht eine Kostenfrage wird. Ich habe von meinen Träger die Zusage erhalten, aber das ist nicht selbstverständlich, leider.
Ich werde bestimmt ganz viele Fragen haben, wenn es darum geht, welche Möglichkeiten der Schmerztherapie es gibt und wann es einfach nicht mehr zu verantworten ist, sie nicht in professionellere Hände abzugeben. Ich selber werde aber bestimmt auch Eure Hilfe und Unterstützung brauchen, weil man es nicht lernen kann, professionell mit seinen Gefühlen umzugehen und ich weiß, daß ich an meine Grenzen kommen werde, vor allem, weil ich einen Teil der Verantwortung für Jenny trage, weil sie nicht alleine in der Lage ist, dieses zu tun.

Ich möchte mich bei Euch allen jetzt schon bedanken.
Eine etwas erleichterte
Kado
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