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Alt 18.04.2003, 21:34
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Standard Chemotherapie bei metastasen nach Leberkrebs

Liebe Vera und andere Betroffene,

ich könnte mehrere Bücher über dieses Thema schreiben.
Grundsätzlich gilt eines: es gibt keine medizinischen Beweise
das die Chemotherapie wirklich hilft. Viele Naturheilvarianten oder auch andere schulmedizinische Ansätze werden von den Krankenkassen oftmals abgeschmettert da man eine Wirksamkeit nicht nachweisen kann,....aber bei der Chemo leider auch nicht obwohl diese von den Kassen bezahlt wird!!

Mein Vater ist 69 Jahre alt und hat nach Darmkrebs nun Lebermetasthasen im unteren und oberen Bereich des Leberlappens.
Er hat am Mittwoch seine 100te Chemotherapie bekommen.
100 mal in 3 Jahren!!! Letzte Woche bekam er eine Bluttransfusion weil seine Werte im Keller waren. Er hat 10 kg abgenommen. Die Chemo bekommt er ambulant (1 mal pro Woche) über einen Port der ihm ca. 15cm unter der linken Schulter gesetzt wurde (nicht Herzseite). Er trägt dann eine Art Discman mit sich rum und wird einen Tag später wieder abgekapselt. Schlecht geht es ihm eigentlich seither nur sehr selten. Er nimmt zusätzlich jap. und chin. Heilpilze in Kapselform zur Anregung des Immunsystems und sämtliche Präparate zur Nahrungsergänzung. Um den Gewichtsverlust aufzufangen nimmt er seit 2 Wochen Frisubin (Astronautennahrung) zu den Mahlzeiten (wird vom Arzt verordnet und definitiv von den Krankenkassen bezahlt). Nun zu deinen Fragen:

Steht er die Chemo physisch und psychisch durch?
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Physisch ist es abhängig von der Verträglichkeit der eingesetzten Chemo und der Dosis. Es gibt diverse Mittel die der Arzt verordnen kann wenn ihm übel wird etc..
Schiebt das nicht auf die lange Bank, sprecht dann sofort mit dem Arzt, es gibt gegen fast alles irgendwelche Pillen.
Psychisch ist es wichtig das ihr das Familienleben so wie bisher weiterführt. Versucht so normal wie möglich mit ihm
umzugehen, dadurch erleichtert ihr ihm die Situation.
Wichtig ist das er nicht stationär sondern ambulant behandelt wird. Im Krankenhaus liegen oftmals todkranke Patienten neben welchen bei denen gerade erst die Diagnose gestellt wurde.
Was das für Auswirkungen für den Betroffenen hat brauche ich wohl nicht näher zu erklären. Leider ist die Psyche der oftmals von der Krankheit am stärksten betroffene Teil.

Welche Nebenwirkungen hat die Chemo?
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Alles von Übelkeit, Erbrechen, Nasenbluten, Schweißausbrüche,
Pilzerkrankungen bis hin zu Magen-Darm-Problemen, Haarausfall etc.... kann auftreten, ist aber von Mensch zu Mensch unterschiedlich und muß auch nicht unbedingt auftreten. Wir haben diese Nebenwirkungen sehr gut in den Griff bekommen.

Wie oft wird die Chemo angewandt?
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Wöchentlich 1x und alle paar Wochen wird dann für 14 Tage ausgesetzt. Bis wann? Bis entweder die Tumorwerte (Marker) sehr niedrig sind oder.............

Welche Alternativen gibt es?
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Misteltherapien werden oftmals zur Linderung der Begleiterscheinungen genommen. Es gibt auf dem Markt unzählige Mittelchen die helfen sollen, letztendlich wird damit fast ausschließlich nur Geld gemacht. Der Onkologe rät grundsätzlich von allem ab und rät dazu noch einmal schön in Urlaub zu fahren (Tatsache!!).
Wir haben guten Erfolg mit chin.+ jap. Heilpilzen (will ich hier nicht nennen) gehabt. Mein Vater hat kaum Nebenwirkungen verspürt und die Chemo bis dato gut verkraftet. Alle NATUR braucht allerdings bis sie sich im Körper angereichert hat!!
Wer mit Wunderwirkungen in einem Zeitraum unter 3 Monaten rechnet liegt daneben.
Mein Vater nimmt die Pilze morgens und abends und auch während der Chemo. War nie ein Problem.

Wie kann man den betroffenen Menschen aufbauen?
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Schwierig....ich bin mit ihm immer so normal wie ebend möglich umgegangen und habe gewartet bis er von sich aus sprechen wollte. Zuviel von diesem Thema ist auch nicht gut, er muß von sich aus wollen. Sagt ihm das er es schaffen kann und das es immer einen Weg gibt. Die Leber ist das regenerativste Organ.
Metasthasen unter 5cm Größe können z.B. gelasert werden. Es gibt eine Klinik in Krefeld die sowas macht. Ist nur ein kleiner Eingriff. Viellecht kommt es für ihn ja in Frage.
Trauer ist der falsche Weg, er muß das Gefühl bekommen das er gebraucht wird und das die Familie das schafft!

Mein persönliches Fazit:
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Alles Schlechte hat was Gutes! Die Familie wächst noch stärker zusammen, man ist für sich da. Leider nimmt meine persönliche Situation nun leider an Dramatik zu. Mein Vater nimmt während der Chemo (wie gesagt, ist nun schon die 100te) immer mehr eine gelbliche Gesichtsfarbe an. Geht am nächsten Tag wieder weg aber ist kein gutes Zeichen. Er hat mir heute gesagt das er glaubt das ihm nicht mehr viel Zeit bleibt......puh....was das für einen 29jährigen Sohn der seinen Vater über alles liebt bedeutet brauche ich wohl nicht ausschmücken.
Ohne Chemo + Pilze hätten wir die 3 Jahre aber wahrscheinlich nicht erlebt. Vielleicht gibt es noch eine Chance....

Nun habe ich hoffentlich alles vorerst beantwortet auch wenn die Antworten nicht so schön sind. Nun habe ich auch noch ein paar Fragen mit der Bitte um klare Beantwortung:

- Wieviele Chemos kann ein durchschnittlicher Mensch eigentlich
verkraften?

- Wer hat Erfahrungen mit einer gelblichen Färbung der
Gesichtshaut während der Chemo gemacht und wie war der
weitere Verlauf? (ist am nächsten Tag wieder weg)


Vielen Dank vorab

Gruß
Bernd
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