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Alt 16.02.2010, 07:49
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McBabbel McBabbel ist offline
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Standard AW: Heaven can wait...

Die Zeit zwischen der ersten und zweiten Nachsorgeuntersuchung:

Die erste Nachsorgeuntersuchung am 12.10.2009 brachte das bestmögliche Ergebnis. Der Tumor war anhand des MRTs nicht mehr zu erkennen und es war keine Folgeoperation mit Legung eines Stomas erforderlich. Für meine Frau und mich war das eine große seelische Erleichterung. Sollen wir wieder in den „normalen“ Alltag übergehen? Macht es Sinn im weiteren Leben etwas zu verändern? Sollen wir unser berufliches Wirken beenden und endgültig aussteigen? Ist die damit einhergehende viele Freizeit auszufüllen und sinnvoll zu nutzen? Fragen über Fragen, mit denen wir uns ausführlich beschäftigten. Wir führten intensive Gespräche und kamen zu folgendem Ergebnis, frei nach dem Spruch von Mark Twain: „Gib jedem Tag die Chance der schönste deines Lebens zu werden.“

Weiter machen wie bisher, das geht nicht. Das Hamsterrad des Alltagstrotts wird angehalten, jedoch keineswegs mit der Brechstange. Unser Zwei-Mann/Frau-Unternehmen wird personell um 50% reduziert. Die beste Ehefrau von allen steigt aus, kümmert sich „nur noch“ um den Haushalt (lacht nicht, ich kenne das Lied: Das bisschen Haushalt...), lässt es sich gut gehen und so oft wie möglich die Seele baumeln. Gemeinsam wollen wir noch mehr Zeit als bisher mit unserem Enkel verbringen, denn die Augenblicke und Erlebnisse mit unserem Sonnenschein sind unwiederbringlich. Ich selbst reduziere meine beruflichen Tätigkeiten auf ein Minimum. Eventuell entstehender Ärger oder Stress wird vermieden, schwierige Kunden werden ohne Wenn und Aber ausgelistet. Geld ist nicht alles und kann man es vor allen Dingen nicht fressen. Kurzurlaube und Wochenendtrips stehen auf dem Programm. Gute Vorsätze, die wir nach und nach in die Tat umsetzten. Das (neue) Leben ist schön. Wir fragten uns, warum wir es uns nicht schon früher so gut gehen ließen. Das Tempo im Hamsterrad beeinflusst man bekanntlich selbst. Schaffe, schaffe und auf alles und jeden Rücksicht nehmen, das kennt man doch zur Genüge. Nix da, ab sofort versuchten wir „richtig“ zu leben. Ihr glaubt gar nicht, wie viel Freude man empfindet, indem man sich Gutes tut. Die neu empfundene Lebensqualität ist Balsam für die Seele, doch nichtsdestotrotz schwebt das Gespenst „Krebs“ wie ein Damoklesschwert permanent über dir, in deinen Gedanken als auch im Handeln. Schublade auf, Krebs rein, Schublade zu bis zur nächsten Nachsorgeuntersuchung, das geht so nicht. Alles in allem taten die in Angriff genommenen Veränderungen sehr gut.

Für unsere Seelen taten wir Gutes, aber mein geschundener Körper musste auch noch physisch aufgebaut werden. Gesagt – getan. Meine Kondition, die sich nach Therapieende und längere Zwangs-Bettruhe auf dem Nullpunkt befand, baute ich durch langsam gesteigerte Spaziergänge nach und nach auf. Ich begann wieder meinen Sport aufzunehmen. trainierte zwei Mal die Woche und steigerte zusätzlich meine Fitness mit Ergometerfahren. Durch wöchentliche Saunabesuche sollte das "Chemogift" herausgeschwitzt werden und ein solcher Tag in einem Wellnessbereich tat einfach meinem Körper sehr gut. Alle vier Wochen ließ ich mir bei meinem Hausarzt den Port spülen und die Blutwerte verbesserten sich, zwar sehr langsam, aber doch stetig. Mein subjektives körperliches Wohlbefinden steigerte sich von Woche zu Woche. Was will man mehr? Die nächste Nachsorgeuntersuchung am 26.11.2009 stand vor der Tür.

...Fortsetzung folgt...