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Alt 09.10.2007, 09:32
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Anke LE Anke LE ist offline
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Registriert seit: 07.05.2007
Ort: Leipzig
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Standard AW: Der Kampf beginnt

Nach langer Zeit melde ich mich mal wieder hier in meiner Geschichte.
Es sind heut 3 Monate ohne Papa. Schon? Erst? Irgendwie ist diese Zeitrechnung anders, als wenn ich sage, vor 2 Monaten hatte ich Urlaub.
Ich hab oft meine "moralischen" Zeiten, das kann ein Lied sein - letztens "My Way", das als Trompetensolo bei der Trauerfeier gespielt wurde -, das sind die Spaziergänge bzw. das Pilzesuchen, wo Papa immer mit dabei war. Dann bin ich fassungslos und der Verlust tut so weh. Ich würd Papa so gern noch mal einen Kuß geben, mit ihm lachen und über Mama lästern. Aus und vorbei. Was bleibt sind meine Erinnerungen.
Mama nimmt nächste Woche meine Tochter und deren Freundin für ein paar Tage - bei uns sind Ferien. Wir haben es so gelöst, dass die Mädels tagsüber als Tageskinder auf einem Pferdehof sind, so dass Mama genug Zeit noch hat für sich. Die traurigen Momente können wir beide nicht voraussehen, sie kommen einfach. Ungefragt. Überraschend. Schmerzhaft.
Vor 2 Tagen war ich das 1. Mal allein auf dem Friedhof. Mein Gott, wie das klingt: Friedhof. Ich hab gesagt: ich geh zu Papa. Und er ist auch nicht gestorben, er ist eingeschlafen. Doof, ich weiß, aber "gestorben" klingt so kühl. Am Grab stehen und die Endgültigkeit zu ahnen. Ich mag das nicht!
Heut nachmittag gehen Mama und ich noch mal zum Steinmetz, Schrift"anprobe" auf den Stein. Ob Mama weiß, was heut für ein Tag ist??? Ich werd es ihr nicht sagen.
Der Geburtstag von Mama Ende September - abgehakt. Papa hat gefehlt. Überall. Es war als wenn er jeden Moment aus der Tür kommt und am Grill steht und grillt. Aber da stand "nur" mein Bruder.
Ich mag die letzten Tage niemanden sehen, kaum jemanden sprechen. Ich will nicht, dass man mich so traurig sieht, so daneben. Mag mich nicht erklären. Will unter die Decke krabbeln und erst wieder aufwachen, wenn der Schmerz vorbei ist. Aber wird er jemals vorbei sein? Keine Ahnung. Die Trauer mag ich mit mir ausmachen, die kann ich eh nicht erklären. Ob das verkehrt ist? Tja, das bin halt ich!
Ich hab Papa so lieb gehabt. Vermisse ihn und möcht ihn wieder zurück!

Ich hoffe, Euch Anderen geht es gut: Dir Mariie, Volker, Nils und Deiner Familie, Jörg und Conny, Ute, Anja und all die anderen hier aus dem Forum. Genießt die herbstlichen Sonnentage, lasst Euch ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Und jagt das Schalentier in die Hölle!

Herzlichst und ein bissl traurig aus Leipzig

Anke
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Betroffener: mein Papa, geb. 21.11.1935
Diagnose erhalten am 5.5.07, Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen in Leber und Bauchraum

eingeschlafen am 09.07.07. friedlich, still und leise

Geändert von Anke LE (09.10.2007 um 09:36 Uhr) Grund: Schreibfehler *schäm*
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