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Alt 20.02.2003, 11:39
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liebe marion,
bei dir ist der befund noch frisch und man braucht einfach zeit, es für sich zu verarbeiten und anzunehmen. es ist nun ein teil deines lebens.
ich habe mich damals gefragt, warum ich? was habe ich falsch gemacht? habe dies auch die ärzte gefragt und sie haben mir erklärt, dass viele kleine bausteine nötig sind, um die krankheit entstehen zu lassen. einer dieser bausteine war sicher auch, dass ich immer für andere da war und ich ganz am schluss. oft war mein akku einfach leer. habe 100% gearbeitet, eine tochter gross gezogen, den haushalt gemacht, war im sportclub und politisch aktiv ....
ich musste einfach lernen nein zu sagen. ich stehe wie du auch nicht gerne im mittelpunkt und schon gar nicht, weil ich krebs habe. aber inzwischen stört es mich nicht mehr und ich kann gut drüber reden.
meine ehe hat damals, als die krankheit ausbrach ihren ersten grossen bruch bekommen. ich wollte mit meinem mann reden, aber er wollte nicht. es wollte alles totschweigen. und ich hätte seine liebe und sein verständnis soooooo gebraucht. für ihn war ich nach den 2 operationen wieder gesund, wieder die alte, wie vorher. aber das funktioniert nicht. man verändert sich unter so einem befund.
auch wir sind finanziell am limit. mein freund muss 50% seines bruttoverdienstes an seine noch-frau (scheidung nachdem sie vor 4 1/2 ausgezogen ist, hoffentlich ende april)und seinen sohn abliefern und ich habe nur eine 60% anstellung.
für mich ist die liebe meines freundes, dass er zu mir hält und hilft, wo er kann, viel wichtiger, als jede woche toll essen gehen usw. da wir auch sehr schön wohnen, habe ich eigentlich alles, was ich brauche.
ich denke marion, es ist wichtig, dass du mit deinem mann redest. mein freund leidet auch mit mir, aber ich sage immer ehrlich, wie es mir geht. wie soll er auf dich eingehen, wie soll er dir helfen, wenn du ihn ausschliesst? versuche, dich frei zu machen und ihm zu zeigen, wie es dir geht. eine beziehung ist in zeiten, die wir jetzt erleben sehr belastet. sei froh, dass du ihn hast und er zu dir steht.
es gibt von der krebsliga auch gesprächsgruppen für anghörige. vielleicht mag er da mal hingehen.
wir haben montag abend immer einen wochen rück- und vorblick. da setzen wir uns bei einer tasse tee zusammen und bereden alles miteinander. auch, wie es mir letzte woche ging, was die therapie macht, welche termine anliegen, was es für probleme gibt usw.
was meinst du mit für und wieder? das habe ich nicht ganz verstanden. für und wieder mit ihm zu reden, oder?

ich wünsche dir viel kraft, deine krankheit anzunehmen und dich zu öffen. du wirst sehen, es wird vieles leichter.

alles liebe
pelle
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