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Alt 27.12.2008, 09:12
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Conny44 Conny44 ist offline
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Registriert seit: 31.12.2006
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Standard AW: Zust. nach Whipple - BSDK + viele Fragen

Liebe Kerstin,
darf nun ich dich mal in den Arm nehmen und kräftig drücken?
Ich spüre, wie der Schmerz noch an dir nagt. Und das ist doch nicht verwunderlich. Mach bloß nicht den Fehler und versuche deinen Schmerz mit dem der anderen zu vergleichen. Ob mehr oder weniger, das geht gar nicht, denn es ist deine Trauer, und die ist schlimm genug.
Und was das Forum anbelangt - der eine schreibt halt mehr, der andere weniger. Und das ist gut so, denn man sollte genau das tun, wozu man in der Lage ist. Dass mich das Forum nicht loslässt und ich auch dann ab und an Phasen habe, wo ich viel schreibe (es gab und gibt ja auch bei mir Ruhepausen), ist einfach - so vermute ich mal - mein persönlicher Umgang mit der Trauer. Wenn ich so die letzten 2 Jahre zurückdenke hat sich ja mein Leben komplett verändert. Nach langjähriger Beziehung Trennung vom Partner, Vater erkrankt, neu und heftigst verliebt, Kampf um 2 Leben, Vater gestorben, Mann gestorben, mit Mutter nur noch sporadischen Kontakt (Gründe liegen in tiefster Kindheit begraben), alte vermeintliche Freunde verloren. Während der letzten zwei Jahre, wo andere halt sich mit den gewöhnlichsten Alltagsproblemen beschäftigen, in den Urlaub fuhren, ins Kino oder Tanzen gingen, Fernsehen schauten, waren meine Freunde Ärzte, Apotheker, Heilpraktiker, Krankenhäuser und die verschiedensten Formen von Medikamenten und natürlich das Forum hier. Ja, und nun ist alles vorbei. Aber das Wissen, was man sich zwangsläufig angeeignet hat (der eine mehr, der andere weniger) ist ja immer noch im Kopf, ständig begleiteten mich Novalmin, Panthozol, Dexamethason, Kreon, Lektinol, Sevredol, Protaphane, Novorapid und vieles mehr .......
Was soll ich halt damit anfangen. Deshalb versuche ich, mein bescheidenes Wissen manchmal weiterzugeben.
Wie oft höre ich, dass ich Abstand von Forum gewinnen und nach vorn schauen, einen neuen Sinn meinem Leben geben sollte.
Das sind aber entweder Leute, die überhaupt null Ahnung von der Materie haben und sich demzufolge nicht ein Stück reinversetzen können oder aber solche, die halt anders mit ihrer Trauer umgehen und lieber vergessen wollen.
Nur bei mir ist es aben anders. Und bei dir auch. Du bringst es nicht fertig, viel zu schreiben. Also warum solltest du dir zusätzlich Schmerzen zufügen oder selbst auf dich Druck ausüben, wenn es dir gar nicht gut tut.

Mein Auaweh ist in den letzten 7 Monaten nicht weniger geworden, aber ich versuche überwiegend das zu machen, was mir nicht schadet.
Ich blicke in eine für mich düstere Zukunft, aber ich akzeptiere es, weil ich das "Größte" in meinem Leben bereits hinter mir habe (so glaube ich zumindest).

Liebe Kerstin, ich wünsche dir , dass du all deine Gefühle zulassen kannst und viel Gesundheit für 2009.

(Oh Mann, das ist ja wieder mal ein Roman geworden)
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Traurige Grüße von Conny (& Jörg - seit 15.5.08 nur noch in liebevollen Gedanken)

Ein Millionär und ein Bettler haben statistisch gesehen jeweils 1/2 Million!
Soviel zu Statistiken!

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mein geliebter Mann: BSDK 06.06.1959 - 15.05.2008
mein Pa: BSDK 17.01.1941 - 08.07.2007
meine Mutti: Akute Leukämie 18.11.1941 - 30.03.2011
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