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Alt 21.12.2005, 21:18
Karleen Karleen ist offline
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Standard AW: Mein geliebter Papa hat Krebs, ich werde allein nicht damit fertig

Liebe Bine,

ich lese Deinen Thread nun schon die ganze Zeit mit, wollte anfangs schon antworten, wusste dann aber nicht so recht was ich Dir sagen könnte. Eins vorweg: ich kann Dir sehr gut nachempfinden, wie Du Dich fühlst.

Mein Papa hatte auch Darmkrebs (seit 2000), als es entdeckt wurde, war der Tumor schon so groß, dass er die Blase infiltriert hatte. Im Januar diesen Jahres dann hatte mein Dad eine Hirnmetastase. Entdeckt wurde diese, weil er eines Tages ohnmächtig wurde zu Hause. Zu dem Zeitpunkt war er allein daheim. Als er wieder zu sich kam, rief er den Hausarzt an, der kam, checkte Blutdruck, Sehfähigkeit etc. Zufällig hatte mein Dad am selben Tag einen Termin im KH, ein CT sollte gemacht werden damals, normale Nachkontrolle. Du glaubst es nicht, wie mein Vater ins KH kam ... Er fuhr selbst mit dem Auto hin!!!!! Meine Mutter auf dem Beifahrersitz ... und das alles nach Rücksprache mit seinem Hausarzt und dem behandelnden Professor im KH ... mehr sage ich dazu nicht, weil sich mir jetzt noch die Haare sträuben, wenn ich daran denke. Diesem Hausarzt, der auch der meine war, hätte ich am liebsten die Bude eingerannt. Vorher schon, als die Diagnose nach langer Zeit mal feststand. Mein Dad hatte mir nach der OP erzählt, dass er bereits Jahre vorher öfter mal Blut im Stuhl hatte ... und dieses A*** von Hausarzt hat einfach NICHTS dagegen unternommen!!! Leider konnte ich nicht mehr tun, als für mich den Arzt wechseln (war auch mein HA), da mein Vater eine Einmischung meinerseits nicht wollte. Ich hab mich damals zwar daran gehalten, aber im Nachhinein denke ich manchmal, es wäre besser gewesen, hätte ich mich eingemischt, denn auch bei uns gab es so manche Ungereimtheit (für mich zumindest, nach den Erzählungen meines Vaters). Vielleicht bringt es was, wenn Du mal mit seinen Ärzten redest? Oder aber, wenn Du dem behandelnden Hausarzt Deine Befürchtungen schilderst und dieser sich an die Ärzte wendet?

Die Hirnmetastase wurde bestrahlt. Vorher hatte er tagelang Cortison bekommen und lag ca. 10 Tage im KH. Ich kann mich noch sehr gut an diese Zeit erinnern. Meine Mum hat mich damals auf dem Handy angerufen, als er ohnmächtig geworden war und geschildert, was passiert war. Ich war fix und fertig und wusste gar nicht wo mir der Kopf stand vor lauter Angst um meinen Vater. Mein Papa und ich hatten ein gutes Verhältnis, ich war immer ein richtiges "Papa-Kind". Mit allem bin ich zu ihm gerannt, egal worum es ging.

Die Bestrahlung der Metastase war erfolgreich. Im Anschluss bekam er Chemotherapie (ambulant) und Antikörpertherapie. Hat beides gut angeschlagen, laut der Ärzte. Leider hat er auch ziemlich viel Wasser bekommen, schleichend, langsam, unaufhaltsam. Angefangen hatte das bereits letztes Jahr im November. Meiner Meinung nach wurde dagegen zu spät etwas unternommen. Als er dann endlich Lymphdrainagen verschrieben bekam (Januar 2005), verschaffte ihm das nur noch kurzzeitig Erleichterung. Er hat immer gesagt, das Wasser bringe ihn noch um. Und so war es dann glaube ich auch. Er starb im März, vermutlich an einem Lungenödem oder einer -embolie.

Liebe Bine, ich will Dich nicht unnötig in Sorge versetzen oder Dich runterziehen, das liegt mir fern. So war es halt damals bei uns. Diese Zeit damals war viel schlimmer als es die jetzige ist. Ich vermisse meinen Papa total sehr, es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke.

Damals schon hatte ich genauso viel Angst um meinen Vater wie Du jetzt um Deinen! Ich fühlte mich vollkommen überfordert, ständig der Gedanke daran, wie lange es noch gut gehen würde, dieses ohnmächtige Gefühl, dass man selber nichts dazu beitragen kann, was diese Sch*** Krankheit in die Knie zwingt. Mein Papa musste damals auch Unmengen von Tabletten zu sich nehmen, ähnlich wie Deiner, um die 20 Stück am Tag. Er frotzelte immer drüber, aber ich bin mir sicher, dass ihm das selber auch Angst gemacht haben muss.

Ach Bine, jetzt ist mein Beitrag megalang geworden und ich war schon drauf und dran ihn wieder zu löschen. Wirklich helfen kann ich Dir damit wahrscheinlich nicht und verwirrt durcheinander geschrieben habe ich jetzt auch. Ich lass es jetzt trotzdem so stehen und schicke es ab. Vielleicht hilft es Dir ja doch, dass ich eine Tochter bin, genau wie Du, die Ihren Papa über alles liebt und dasselbe auch schon hat mitmachen müssen. Ich hatte immer Angst davor, dass meinem Papa mal was passiert. Schon allein der Gedanke daran hat gereicht, dass ich weder aus noch ein wusste. Nun ist es so und wider Erwarten komme ich einigermaßen klar damit, was mich selber wundert.

Ich denke an Dich und fühle mit Dir. Liebe Grüße und alles Gute, wünscht Dir

Karleen
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