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Alt 25.10.2008, 21:51
auriculum auriculum ist offline
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Registriert seit: 24.10.2008
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Standard AW: Wie geht man damit um?

Hallo ihr beiden,

vielen lieben Dank für eure Antworten

Wir sind seit ca. 14 Monaten zusammen. Wir hatten eine Fernbeziehung, aber als ich meine Arbeit verlor (im April), bin ich zu ihm gezogen. Ich habe in Deutschland gewohnt, und er in Belgien (er ist Belgier). Es war alles ein großer Schritt und auch ein bißchen Pioniergeist dabei, aber es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Ich hatte vielleicht nur das "Pech", daß mein Herzug zusammenfiel mit der entgültigen Diagnose und dem erstmaligen Erkennen, daß der Darm befallen ist (wir wußten es damals noch nicht, aber vielleicht 1 Woche nachdem ich hier war). Deshalb weiß ich, daß er sich viele Vorwürfe macht, mir "nichts bieten" zu können oder auch, daß wir z.B. im Moment recht wenig unternehmen können. Er hat damals immer gesagt, er würde mir sein ganzes Land zeigen und mir seine Welt zu Füßen legen, ich glaube, daran hat er zu knabbern. Auch wenn ich ihm 100 mal sage, es ist mir egal, und daß es mir wichtig ist, daß er gesund wird. Mir selbst ginge es wahrscheinlich genauso. Das ist sicher auch ein grund für seine Renovierungswut, um das ein bißchen auszugleichen.

Mit dem Sex ist das so eine Sache. Wir haben eigentlich im Durchschnitt jeden zweiten Tag mindestens 1x. Es gab bislang 3 Situationen, wo er wollte, aber nicht konnte, und das war für ihn sehr belastend. Manchmal, aber selten, habe ich den Eindruck, daß er nach einer solchen Situation eine "jetzt erst recht" Haltung an den Tag legt. Aber das ist nicht weiter belastend, und er sagt selbst immer, wie er es toll findet, wie ich mit allem umgehe.

Vom Forum, euren und den anderen Beiträgen ermutigt, habe ich mir gestern ein Herz gefaßt und lange mit ihm gesprochen. Über meine Gefühle, Ängste und unseren Alltag. Er hat mir noch immer keine Antwort geben können oder mir den Arztbrief zeiegn wollen. Er sagt, er wisse, wann die Zeit gekommen sei, und daß er jetzt schon viel offener ist als vorher, aber er hätte Angst, ich würde entweder einen Abdreher kriegen oder mich in sein Leben einmischen. Ich habe ihn frei heraus gefragt, ob er wieder gesund würde, oder ob er viel palliativ bekäme und sowas, und er meinte "Nein". Er glaubt auch, daß er wieder gesund wird, und er hat auch nicht mehr eine solche Angst, daß ich ihn verlassen könnte, so wie es noch am Anfang war. Er sagt, er möchte die Renovierung, um eine Basis für unsere neue Zukunft zu schaffen, und irgendwie glaube ich ihm. Aber leider nur manchmal ^^ Heute sagte er zu mir, er wünschte, daß er früher aufwachen würde, um alleinzusein. Er würde gerne einfach ein paar Stunden am Tag für sich sein, ohne an seine Krankheit erinnert zu werden und ohne mich zu sehen und daran zu denken, wie ich vielleicht leiden könnte.

@ Verena - ich glaube auch, daß man vielleicht spürt, was einem in manchen Momenten guttut. Drum halte ich mich auch eher zurück; er spielt in letzter Zeit viel Computer, aber ich lasse ihn. Jeder braucht seinen Freiraum, und ich möchte auch nicht, daß er denkt, er sei mir zu was verpflichtet, nur weil ich eben hier hergezogen bin.
Ich möchte nicht bei den Ärzten fragen, weil ich ihn nicht hintergehen möchte. Er ist ebenso wie ich ein sehr stolzer Mensch, und ich persönlich würde es hassen, wenn einer hinter meinem Rücken etwas tut, und ich möchte ihm das nicht antun, sondern stattdessen ihm die Chance geben und die Ruhe und den Mut, den er vielleicht braucht. Verstehst du das ein bißchen? Darüber nachgedacht habe ich allerdings schon, und habe ihn auch gefragt, was denn mal ist, wenn mal etwas mit ihm ist, ich könnte ja niemandem Auskunft geben, einem Arzt über Medikamente die er bekommt, oder die Diagnose oder so. Er sagte "Ein Umschlag für Notfälle liegt bei meinen Eltern daundda". Aha, dachte ich. Aber seine Eltern sind auch Menschen, die das nie öffnen würden (meine schon!). Aber die möchte ich nicht fragen, denn sie wissen nichts von seiner Krankheit und ich will, daß er mir es selbst alles sagt.

Aber wie geht es denn euch?

@ mahanuala - Vielleicht hört und realisiert sie alles schon, aber verdrängt es? Vielleicht denkt sie, daß sie schon damit umgehen könnte? Ich kenne deine Frau nicht, aber ein bißchen hört es sich so an. Vielleicht möchte sie dich auch schonen und denkt vielleicht, du hast genug eigenes zu tun (obwohl das ja totaler Quatsch ist)? Aber immerhin hat sie doch schon Fortschritte gezeigt im Umgang mit ihrer Krankheit und mit dir. Es ist immer leichter, anderen einen Rat zu geben, als eben diese selbst zu befolgen, aber: Versuche, sie weiterhin zu ermutigen, zu der Psychologin zu gehen, und freue dich über jeden Schritt, den sie auf dich zu macht. Auch wenns kleine sind und für unsereins vielleicht eine Selbstverständlichkeit - für die Betroffenen ist das noch immer was anderes.

Habt ein schönes Wochenende,

Nadja

Alles Liebe auch zweien
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